virtual assembly
Audi, Auto Digital

Spielend einfach: Audi nutzt Technologien aus der Gaming-Branche

Spielekonsolen und Fahrzeugfertigung – wie passt das zusammen? Dass Xbox, Playstation & Co. eine Menge Spaß bringen, ist hinlänglich bekannt. Nicht nur spielebegeisterte Gamer sondern auch Fahrzeugherstellern setzen zunehmend auf Technik, die man sonst nur aus vielen Wohnzimmern kennt. Audi nutzt Technologien aus der Gaming-Branche um Fertigungsprozesse zukünftiger Automodelle schon vor der Serienfertigung zu optimieren.

Simulationen gehören zum festen Bestandteil des Entwicklungs-Prozesses neuer Fahrzeuge. Bevor teure Prototypen in mühevoller Handarbeit aufgebaut werden, nutzen Entwickler verschiedener Bereiche Erkenntnisse aus virtuellen Tests. Angefangen beim Design bis hin zu Crashtests. Doch auch bei Planung neuer Fertigungsstraßen werden Simulationen eingesetzt. Um Umsetzbarkeit und Ergonomie bei der Montage von Bauteilen am Band auf Praxistauglichkeit zu überprüfen, setzt Automobilhersteller nun vermehrt auf Technologien aus der Gaming-Branche. In der Vorserienentwicklung optimiert Audi mit Hilfe von 3D-Projektionen virtuell einzelne Montageschritte und das schon drei Jahre vor Produktionsstart.

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Noch bevor Audi die ersten Prototypen eines neuen Fahrzeugmodelles fertigt, überprüfen Ingenieure im Vorseriencenter virtuell die Praxistauglichkeit einzelner Montageschritte. In der sogenannten CAVE (Cave Automatic Virtual Environment – Höhle mit automatisierter, virtueller Umwelt) werden die ersten Montage-Tests durchgeführt. In speziellen Räumen mit großen Projektionsflächen auf der Wand und auf dem Boden entsteht ein virtueller Montage-Arbeitsplatz auf dem Beamer 3D-Bilder von Bauteilen projizieren. Mit 3D-Brillen können die Audi-Ingenieure in die virtuelle Welt eintauchen.

Momentan werden die virtuellen Bauteile noch mit dem Controler einer Spielekonsole gesteuert. Doch zukünftig soll die Handhabung einfacher gestaltet werden und so arbeiten die Audi-Entwickler an einer intuitiven Gestensteuerung. Derzeit wird in einer Pilotphase das Gestensteruerungssystem Myo getestet. Seinen Ursprung hat das Gestensteuerungsarmband ebenfalls im Computer- und Gaming-Bereich und wird ähnlich wie ein Fitnessarmband am Unterarm getragen. Das System erkennt Bewegungen und Gesten wie beispielsweise das Ballen der Hand zu einer Faust, Winken oder Spreizen der Finger. Bewegt also der Nutzer seine Finger, werden durch seine Muskelströme schwache elektrische Signale erzeugt, die durch die Elektroden des Myo erfasst werden. Diese myoelektrische Signale werden gemeinsam mit Signalen der Beschleunigungssensoren via Bluetooth an einen Rechner gesendet. Um die Steuerungssignale für die Simulation zu komplettieren werden zusätzlich Bewegungsdaten des Nutzers gesammelt. Diese Positionskoordinaten werden durch eine Infrarotkamera an der Decke erfasst. Die eingesetzte Steuerungshardware Kinect stammt dabei ursprünglich von der Videospielekonsole Xbox 360 und wurde von Microsoft zusammen mit der Firma PrimeSense entwickelt.

Immer häufiger greifen auch andere Fahrzeughersteller auf Technologien wie diese zurück und profitieren dabei von der rasanten Weiterentwicklung im Gaming-Bereich und die vergleichsweisen geringen Kosten für die Hardware.

Daniel Przygoda

Daniel Przygoda aus Dortmund ist im Automobilbereich als Projektingenieur und Journalist tätig. Sein beruflicher Background aus den Bereichen Forschung und Entwicklung bei verschiedenen OEMs sowie Dienstleistern mit fundiertem Fachwissen bringt er mit seiner Leidenschaft für Autos zusammen.

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