Warum in die Ferne reisen, wenn die schönen Ecken nur ein paar Autostunden entfernt sind? Besonders flexibel ist man in den eigenen Wänden unterwegs – beispielsweise mit einem Wohnwagen oder Wohnmobil. Wir haben uns auf der Urlaubsmesse CMT in Stuttgart umgesehen und uns für den nächsten Urlaub inspirieren lassen.
Caravaning liegt im Trend
Die Caravaning-Branche in Deutschland erlebt derzeit boom. Deutlich wird dieser Trend bei den Neuzulassungen von Freizeitmobilen: Zwischen Januar und November 2018 wurden 7 Prozent mehr Wohnwagen zugelassen, als im Vorjahreszeitraum. Bei den Wohnmobilen waren es sogar über 15 Prozent. Ein Grund für mich von meinen Highlights auf der Urlaubsmesse CMT in Stuttgart zu berichten. Was bietet die Caravaning-Branche für Einsteiger und Fortgeschrittene?
Retro geht immer
…vor allem, wenn es gut umgesetzt ist. Gleich beim Betreten der CMT präsentierte sich ein Wohnmobil, dessen Design vielen bekannt vorkommen dürfte und an den Citroën Typ H erinnert. Der Kleintransporter wurde zwischen den Jahren 1948 und 1981 gebaut. Besonderes Erkennungsmerkmal ist das Wellblechbeplankung und die spitz zulaufende Front mit dem großen Doppelpfeil, dem Markenemblem von Citroën. Nun hat sich eine italienische Firma Caselani Automobil diesem Kult-Modell angenommen und bietet verschiedene Umbausätze für moderne Fahrzeuge an – unter anderem dem in Stuttgart ausgestellten Citroën Typ H WildCamp. Als Basis dient ein Citroën Jumper Kastenwagen bzw. der Camperumbau Pössl Roadcamp R. Wer den Retro-Look haben möchte, muss allerdings tief in die Tasche greifen. Neben dem Kaufpreis des Pössl Wohnmobils von knapp 41.000 Euro kommen noch über 27.000 Euro für das Umrüstkit hinzu. Kein günstiges Vergnügen aber dafür eine schön umgesetzte Interpretation des Klassikers und ein echtes Highlight auf jedem Campingplatz.
Kleine Wohnmobile – ideal auch im Alltag
Eine gute Alternative, für all diejenigen, die nicht ein zusätzliches Fahrzeug im eigenen Fuhrpark zulegen möchten und stets bereit für kurze Ausflüge sein wollen, sind kleine Wohnmobile. Modelle der Fahrzeugklasse unter 5 Meter bieten viele Vorteile: Die äußeren Abmessungen ähneln einem großen Kombi, so dass sich das Fahrzeug ohne Probleme auch im Alltag nutzen lässt. Auch beim Fahrverhalten und dem Fahrzeughandling wird dem Fahrer keine große Umstellung abverlangt. Parkboxen lassen sich problemlos nutzen und auch das Befahren von vielen Parkhäusern und Tiefgaragen ist möglich. Als Basisfahrzeuge dienen beispielsweise der Platzhirsch Volkswagen Multivan aber auch die Mercedes-Benz V-Klasse. Ein besonders gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten Citroën Jumpy, Peugeot Expert und der Baugleiche Toyota Proace Verso, den wir bereits in der Kombi-Variante getestet haben.
Vom Kastenwagen zum Reisemobil
Eine Nummer größer geht es mit Kastenwagenumbauten zu. Diese liegen in der Gesamtlänge in etwa zwischen 5 und 6 Metern. Neben mehreren Schlafgelegenheiten bietet die Grundfläche Platz für eine fest verbaute Küche und eine Nasszelle. Mit einem optionalen Aufstelldach, welches zwei zusätzliche Schlafplätze bietet, ist es sogar groß gewachsenen möglich, aufrecht zu stehen. Dank der gut ausgenutzten Fläche mit Platz für bis zu vier Personen und der Ausstattung, eignen sich diese vollwertigen Umbauten vor allem für ausgedehnte Familienurlaube. Die Preise für solche Wohnmobile beginnen bereits unter 40.000 Euro.
Für Profis
Ob Globetrotter oder Luxus-Camper – auf der CMT zeigten sich Aussteller, die sich an besonders anspruchsvolle Kundengruppen richten. Außergewöhnliche Wünsche haben hier jedoch auch ihren Preis: Bei Anschaffungspreisen deutlich im sechsstelligen Bereich können viele Camper nur Träumen und Staunen.
Für besonders ausgedehntere Touren eigenen sich Offroad-Mobile, wie die von bimobil. Der oberbayerische Hersteller bietet puristische Fahrzeugkonzepte und individuelle Sonderanfertigungen an, die speziell für Fernreisen und Expeditionen ausgelegt sind.
Weniger abenteuerlich, dafür deutlich luxuriöser geht es bei Concorde Reisemobile zu. Die Das Modell „Liner Plus“ stehen auf den Lkw-Fahrgestellen Iveco Eurocargo und Mercedes Atego. Mit einer Gesamtlänge von 11,5 Metern lassen sich zahlreiche Komfortfeatures unterbringen. Die Ausstattung gleicht dem eines luxuriösen Hotelzimmers. Außergewöhnliches ist die integrierte Garage für einen Kleinwagen im Heck. Getoppt wird dies nur noch vom „Centurion“. Der Hersteller beschreibt sein High-End-Modell mit einem Einfamilienhaus. Mit einer Gesamtlänge von bis zu 12 Metern und einer Gesamtmasse bis 26 Tonnen ist dieser Vergleich gar nicht so abwegig. Nur welches Haus hat schon eine Luftfederung?
Caravaning Utility Vehicle – ausgefallener Style
Die beiden schillernden Tuning-Konzepte Weinsberg CUVolution und Knaus CUVision zeigen was in Sachen Optik möglich ist. Auffälliger Lack, Schweller, dicke Endrohre und Verspoilerung – solch sportliche Fahrzeuge sieht man sonst nicht auf dem Campingplatz.
Klein und leicht: Wohnwagen auch ohne speziellen Führerschein
Gerade diejenigen, die ihren Führerschein vor dem Jahr 1999 gemacht haben unterliegen einer Eingeschränkt was das Führen von Fahrzeugen verschiedener Gewichtsklassen und Gespannen mit Anhänger anbelangt. Diese Problematik spüren auch die Anbieter von Wohnwagen. Zwar darf man mit der Klasse B – also dem normalen Autoführerschein – auch Anhänger bis 750 Kilogramm ziehen, dabei darf dieser nicht schwerer als das Zugfahrzeug sein. Die Gesamtmasse des Gespanns (Pkw + Anhänger) dürfen zudem 3,5 Tonnen nicht überschreiten. Wer einen Wohnwagen ziehen möchte, hat dies zu beachten.
Mehr geht da nur mit der Führerscheinklasse BE. Wer die Kosten und den zeitlichen Aufwand eines Anhänger-Führerschein scheut, für den kann die Führerscheinklasse B96 eine Alternative sein. Schwerere Anhänger über 750 Kilogramm dürfen hiermit gezogen werden, außerdem erhöht sich das Gewicht für Gespanne auf 4,25 Tonnen. Im Vergleich zur Führerscheinklasse BE ist dieses Gewichts-Upgrade nicht besonders Aufwändig. In Ein-Tages-Kursen kann diese Führerscheinklasse erworben werden, die sogar von Wohnwagenherstellern wie Dethlefs angeboten werden und ist mit Kosten von etwa 200 Euro vergleichsweise günstig.
Panoramablick inklusive
Wer mit dem ERIBA Touring 820 von HYMER liebäugelt, kommt allerdings nicht um die Führerscheinklasse BE herum, denn dieser wiegt mehr als 2 Tonnen. Der außergewöhnliche Wohnwagen greift das Design früherer ERIBA-Modelle auf, die auf das Jahr 1958 zurückgehen. Mit großen Fensterflächen, einem exklusiven Innenraum und der silbernen Blechbeplankung außen, sowie einer LED-Ambiente-Beleuchtung außen, setzt sich das knapp 8,5 Meter Flaggschiff von HYMER von den gewöhnlichen Modellen ab.
Über CMT
CMT steht für Caravan, Motor, Touristik und findet seit dem Jahr 1968 statt. Die Internationale Ausstellung für Caravan, Motor, Touristik konnte 2019 besonders erfolgreich abschließen. Über 260.000 Menschen besuchten die 2.207 Aussteller auf dem Messegelände am Flughafen Stuttgart. Damit ist die CMT die weltweit größte Publikumsmesse für Tourismus und Freizeit. Die nächste CMT findet zwischen dem 10. und 19. Januar 2020 statt.