GTI – diese drei Buchstaben stehen bei Volkswagen sinnbildlich für Performance und Tradition. Neben dem Golf GTI, der mittlerweile sein 40-jähriges Jubiläum feiert, darf auch der Polo dieses Label tragen. Doch was kann der Einstiegs-GTI wirklich? Kurbs, Schikanen und die legendäre Mausefalle – Wir durften mit dem Polo GTI auf den Bilster Berg.
Der VW Polo ist in Deutschland der beliebteste Kleinwagen. Allein im letzten Jahr verzeichnete der Polo 69.867 Neuzulassungen, was ihm zum Drittbeliebtesten Modell nach Golf und Passat machte. Dass diese soliden Modelle so gut ankommen hat bekanntlich mit dem hohen Qualitätsstandart der Fahrzeuge und gefälligem Design zu tun. Doch können die Wolfsburger auch mehr als nur Brot- und Butter-Autos bauen? Im Rahmen des zweiten Bilster Berg Blogger Day, den Jens von rad-ab.com organisiert hat, bekamen wir die Chance, Volkswagen von einer besonders dynamischen Seite kennenzulernen. Hierfür gab es ein paar besonders sportliche Modelle, die wir auf die Rennstrecke testen durften. Den Anfang machte der Polo GTI.
Sportlich dezentes Auftreten
Bevor wir aber einen heißen Reifen auf das Asphalt-Parkett legen wollen, schauen wir uns die sportliche Version des Polo der fünften Modellgeneration mit der internen Bezeichnung 6C genauer an: Dieser kleine Volkswagen trägt unverkennlich die typischen GTI-Gene in sich. Sofort ins Auge sticht die rote Querstrebe im Kühlergrill mit der Wabenoptik ins Auge, die auch schon der Ur-GTI besaß. Ähnlich wie bei seinem großen Bruder, dem Golf VII GTI, ziehen sich dieses rote Design-Element bis in den Scheinwerfer hinein. Bei dem Rest hält sich der kleine Sportler zurückhaltend. Da wären zum einen die rot lackierten Bremssättel, die zwischen den Speichen der 17 Zoll großen Leichtmetallräder hervorblitzen oder auch die sportlichen Stoßfänger oder der kleinen Heckspoiler, die ihm von der normalen Version abheben. Es sind wirklich nur Details und nichts was zu sehr aufträgt, die ihn zu einem typischen GTI machen.
Klassisches Interieur
Im Inneren werden ebenfalls die Markenzeichen des Ur-GTI aufgegriffen. Der Karostoff ist einfach Kult! Wer möchte darf auf Sportsitzen im klassischen Clarc-Design Platz nehmen. Optional gibt es aber auch eine Innenausstattung in Alcantara/Lederoptik. Die Sitze sind im Übrigen äußerst bequem und bieten einen guten Halt im Schulterbereich. In der Hand hält man ein Dreispeichen-Sport-Lederlenkrad, mit roten Ziernähten.
Handling
Bevor die Motoren angehen, heißt es erstmal Theorie. Ähnlich wie bei den Kursen der Volkswagen Driving Experience, vermitteln erfahrene Instruktoren den Teilnehmern wichtige Grundlagen, bevor es letztlich auf die Rennstrecke geht. In unserem Fall übernahm diese Aufgabe der erfahrene Rennfahrer Benjamin Leuchter, der dieses Jahr bei ADAC TCR Germany an den Start geht und zum Instruktoren-Team von Volkswagen gehört. Zur Vorbereitung gehörten neben Fahrzeugtechnik auch Fahrphysik. So, nun aber los! Zum Kennenlernen des Fahrzeugs geht es erstmal durch einen abgesteckten Slalomkurs. Erster Gang rein, beschleunigen, in den zweiten Gang und ab durch den Hütchen-Parcours. Der frontangetriebene Polo lässt sich zielgenau um die Pylonen lenken. Nach ein paar Durchläufen sind wir nun warm geworden mit dem Polo und können das Tempo stetig steigern. Das unkomplizierte Handling und die gute Übersicht machen es uns auch leicht. Mit leichten Gasstößen lässt sich zudem das Heck des Polos leicht anstellen, was nicht nur das Einlenkverhalten auf zwischen den eng aufgereihten Pylonen verbessert, sondern auch jede Menge Spaß bringt.
Ready to race
Nach den ersten Praxisübungen ging es dann auch endlich auf die 4,2 Kilometer lange Rennstrecke des Bilster Berg. Diese liegt im Kreis Höxter, etwa 30 Kiometer östlich von Paderborn entfernt. Die einzigartige Streckenführung der 2013 eröffneten Teststrecke verlangt einiges von Fahrer und Auto ab. Insgesamt 19, teils schnell gefahrene Kurven und nicht einsehbare Kuppen verlangen neben Können auch eine große Portion Mut. Einige Teile ähneln Streckenabschnitte bekannter Rennstrecken, wie auch der bekannteste Streckenabschnitt, die Mausefalle, die an die legendäre Corkscrew (zu Deutsch: Korkenzieherkurve) des Laguna Seca Raceway erinnert. Hier fährt man eine nach außen abfallende Linkskurve herunter. Das Gefälle an dieser Stelle beträgt 26 Prozent. Nach dieser Kompression geht es direkt steil bergauf über eine nicht einsehbare Kuppe.
Schon nach den ersten schnell gefahrenen Runden, die von einem Instruktor angeführt wurden, sind wir positiv überrascht und staunen über die sportlichen Qualitäten des flotten Polos. Der Motor ist durchweg kraftvoll und durchzugsstark – auch an den stellenweisen hohen Steigungen. Ebenso verhält er sich in Kurven äußerst gutmütig und zeigt sich beim Einlenkverhalten agil, was unter anderem auch an der Elektronische Differenzialsperre (XDS) liegt. Insgesamt bleibt der Polo auf einem breiten Level neutral und geht erst relativ spät ins untersteuern. Somit bietet der Polo viel Spielraum sein persönliches Tempo stetig zu steigern. Auch die Bremsen zeigen sich standhaft und überzeugen auch nach mehreren schnellen Runden mit konstantem Pedalwiederstand. Wirklich beeindruckend welche Performance Volkswagen aus diesem Kleinwagen geholt hat.
Antrieb
Unter der Motorhaube des Polo GTI sorgt ein Vierzylinder Turbo-Motor mit 1.8 Litern Hubraum und 191 PS. Das maximale Drehmoment von 320 Newtonmetern liegt bereits ab 1.450 Umdrehungen pro Minute anliegt. Der Sprint von 0 auf 100 km/g gelingt dem Kleinen in schnellen 6,7 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 236 km/h. Wer nicht wie wir über die Kurbs räubert und sämtliche Pferdchen bei Laune hält, soll mit einem Durchschnittsverbrauch nach NEFZ von 6 Litern auf 100 Kilometern auskommen.
Geschaltet wird im Übrigen über ein manuelles 6-Gang-Getriebe. Wer 1.475 Euro in die Hand nimmt, kann sich den Griff zum Schaltknauf sparen und darf das 7-Stufige Direktschaltgetreibe (DSG) über zwei Schaltwippen am Sportlenkrad steuern oder die Schaltaufgaben komplett dem Automatik-Modus überlassen. Das DSG-Getriebe ermöglicht ein Hochschalten ohne Zugkraftunterbrechung. Bei dieser Getriebetechnik, welche aus zwei Teilgetrieben besteht, läuft neben der vorgewählten- die nächst höhere Gangstufe mit. Wird hochgeschaltet, schließt die erste Kupplung, während sich zeitgleich die zweite Kupplung öffnet. Das Ganze passiert in Sekundenbruchteilen, so dass der Gangwechsel ohne Unterbrechung durchgeführt wird. Je nach Fahrmodus, der über einen Taster in der Mittelkonsole angewählt wird, passt das Getriebe den Schaltzeitpunkt an. Im Sportmodus werden die Gänge länger ausgefahren und dementsprechend später geschaltet.
Was die Fahrleistungen betrifft, gibt es bei den beiden Getriebespezifikationen Unterschiede in Sachen Drehmoment und Verbrauch. Mit dem manuellen 6-Gang-Schaltgetreibe steht dem Fahrer ein höheres Drehmoment zur Verfügung. Die 320 Newtonmeter liegen in einem Drehzahlbereich zwischen 1.450 und 4.200 Umdrehungen pro Minute an. Mit DSG sind es 250 Newtonmeter, die allerdings schon ab 1.250 Umdrehungen pro Minute anliegen. Was sich erstmal nach einem großen Unterschied vernehmen lässt, ist in der Praxis nur kaum als Unterschied wahrnehmbar, da durch unterschiedliche Getriebeabstufungen identische Beschleunigungswerte erreicht werden. Ob aber nun manuelles- oder Direktschaltgetriebe bleibt letztlich Geschmacksache. Einzig der Effizienzfaktor im Alltagsgebrauch würde hier für das DSG-Getriebe sprechen.
Preise und Ausstattung
Auch wenn wir uns bei dem Tracktest hauptsächlich auf die Fahreigenschaften konzentrierten, wollen wir nachträglich nicht den Blick auf die Preisliste ersparen. Los geht’s hier bei 22.275 Euro. Mit dabei sind dann unter anderem schon 17 Zoll große Leichtmetallräder, ein um 15 Millimeter tiefer liegendes Sportfahrwerk, Klimaanlage, Nebelscheinwerfer und Sportsitze. Die Liste der optionalen Extras ist übersichtlich und die Preise fair. Hervorzuheben sind Highlights, wie das bereits genannte Doppelkupplungsgetriebe (+1.475 Euro) und LED-Scheinwerfer (+985 Euro). Wer Wert auf eine gute Smartphone-Anbindung legt, der bekommt für den Polo mit mit App-Connect (+205 Euro) eine werksseitige Lösung. Voraussetzung ist das optionale Radio Composition Media (+530 Euro). Dann lässt sich über Apple CarPlay, Android Auto oder MirrorLink das eigene Smartphone mit dem Auto verbinden und bequem über das 6,5 Zoll große Touchscreen des fahrzeugeigenen Infotainment-Systems steuern. Zudem hat man Zugriff auf spezielle Apps.
Fazit
Ja, der Polo GTI ist ein echter GTI. Wer in die GTI-Welt einsteigen möchte findet im Polo GTI ein Fahrzeug, dass die praktischen Attribute eines Kleinwagens mit echtem GTI-Charakter vereinen. Seine sportlichen und gleichzeitig gutmütigen Fahrleistungen sowie der effiziente Antrieb sind vorbildlich. Selbiges gilt auch für die gute Serienausstattung. Die Preise für Extras bewegen sich allesamt auf fairem Level. So bietet Volkswagen für überschaubares Budget eine echte kleine Spaßmaschine an, die eine Menge Fahrspaß in Alltag bringen kann und sogar das Zeug für einen kleinen Ausflüge auf die Rennstrecken hat.