Borgward ist zurück auf unseren Straßen und bringt zu seiner Deutschland-Premiere ein Sondermodell auf dem Markt. Ich habe mich hinter das Steuer des Borgward BX7 TS Limited Edition gesetzt.
Borgward – eine Marke mit Geschichte
Borgward ist ein großer Name mit weit in die Vergangenheit zurückreichende Geschichte. Vielen jüngeren Autoliebhabern wird der Name nichts sagen, denn die die Sternstunden des Bremer Automobilherstellers liegen weit zurück. Der Ingenieur Carl Friedrich Borgward wurde vor allem mit Pkw-Modellen wie Hansa und Isabella bekannt. Auch Nutzfahrzeuge und Busse wurden produziert. Trotz des wirtschaftlichen Aufschwungs Deutschlands, kam es zum Konkurs der Borgward-Gruppe, die Ende der 1950er Jahren den fünften Platz unter den deutschen Automobilherstellern belegte. Nach über 50 Jahren startet die Traditionsmarke neu durch und will ihren einstigen Pioniergeist wiederbeleben. Die Firmenzentrale samt Designzentrum liegt nun in Stuttgart, produziert wird in einem der modernsten Produktionswerke in der Nähe von Peking, wo in den letzten drei Jahren 360.000 Fahrzeuge gefertigt wurden. Rund 100.000 davon sind an chinesische Kunden gegangen. Nun kommen die ersten Fahrzeuge zu uns. Für den Deutschland-Start hat Borgward eine Limitierte Sonderedition aufgesetzt, die wir testen durften.
Borgward BX7 TS Limited Edition
Mit dem Borgward BX7 hat der Kunde vorerst nicht die Qual der Wahl. Zur Markteinführung wurde bei der Ausstattungsliste ein großes Kreuz gemacht. Heißt: Das limitierte Sondermodell gibt es vollausgestattet in nur einer Konfiguration: Die Außenfarbe ist in einem matten Grau-Metallic. Innen, braunes Leder. Zu den serienmäßigen Extras zählen unter anderem ein Panorama Glasschiebedach, Xenon-Scheinwerfer, Leichtmetallräder, Verkehrszeichenerkennung und Totwinkelwarner. In Sachen Antrieb gibt es einen 165 kW (224 PS) starken Vierzylinder Benziner mit Allradantrieb, der die Abgasnorm Euro 6b erfüllt. Die Fahrzeuglänge beträgt 4,70 Meter und das Leergewicht liegt bei knapp unter 1,9 Tonnen. Der Borgward BX7 orientiert sich im Segment oberhalb der Mittelklasse-SUV im C-Segment. Die Mitbewerber sind hier unter anderem der Volkswagen Tiguan und der Ford Kuga.
Optisch fügt er sich gut in das Feld unserer heimischen SUV-Modelle ein. Das Design wirkt vertraut und sehr europäisch. Besonderes Erkennungsmerkmal ist allerdings der Kühlergrill. Dieser sticht durch seine edle Aufmachung hervor. Stolz glänzt dort das Borgward-Logo in Form eines Rhombus.
Infotainment und Konnektivität
Hier zeigt sich Borgward modern. Neben der volldigitalen Tachoeinheit befindet sich ein zusätzliches Display auf dem Armaturenbrett. Der 12,3 Zoll große Touchscreen für das Infotainment-System, das übrigens den Namen CARL-Connect trägt, kann neben der Bildschirmeingabe per Finger alternativ auch über einen Dreh-/Drücksteller in der Mittelkonsole oder per Spracheingabe bedient werden. Die Bedienoberfläche ist sehr gelungen. Neben der grafischen Darstellung überzeugt auch der logische Aufbau der Menüstruktur. Man findet sich hier auf Anhieb schnell zurecht. Das Navigationssystem arbeitet mit dem Kartenmaterial von TomTom. Während unseres Tests in der Innenstadt von Stuttgart funktionierte dies nur bedingt gut, weshalb wir uns entschlossen die Smartphone-Anbindung auszuprobieren. Apple CarPlay als auch Android Auto können nämlich genutzt über das CARL-Connect Infotainment-System werden. Und dies klappt exzellent! Per USB lässt sich das eigene Smartphone anschließen und bringt ausgesuchte Apps auf den Touchscreens des Borgwards. Textnachrichten, die eigene Musik oder Smartphone-Navigation kann so einfach über das Fahrzeug-Infotainment-System dargestellt bzw. wiedergegeben und gesteuert werden.
Fahreindruck
In der Ruhe liegt die Kraft, wenn es um die Fahrleistungen beim Borgward BX7 2.0 TGDI geht. Das Fahrwerk als auch die Lenkung verfügen über ein sehr auf Komfort ausgelegtes Setup. Der Benziner mit seinen 165 kW (224 PS) in Verbindung mit dem serienmäßigen 6-Gang Automatikgetriebe entfaltet seine Kraft zurückhaltend. Der Antrieb erfolgt auf alle vier Räder. Der permanente Allradantrieb verfügt über eine elektrisch gesteuerte Lamellenkupplung von Borg Warner, welche die Kraft optimal verteilt und für eine gute Traktion – vor allem bei widrigen Bedingungen – sorgt. Beim Verbrauch muss man daher mit mindestens 9 Litern Super auf 100 Kilometern rechnen.
Vertrieb und Service
Ganz neue Wege geht Borgward bei Vertrieb und Service. Ein eigenes Händlernetz ist nicht vorhanden und so setzt man auf den Online-Verkauf. Und mit der A.T.U. unterstützt ein erfahrener Partner die Automarke beim Service. Ob Inspektionen oder Garantieleistungen: Borgward-Kunden sollen hierbei vom engen Filialen-Netz – bestehend von 539 Standorten in Deutschland – sowie den günstigen Stundenverrechnungssätzen der Werkstattkette profitieren. An acht dieser Standorte wird es sogenannte Borgward-Hubs geben. In diesen Kompetenzzentren kümmern sich speziell auf Borgward-Fahrzeuge geschulte Mitarbeiter um spezifische Anliegen. A.T.U. übernimmt auch das Ersatzteilmanagement. Durch die Integration in die beiden eigenen Läger in Weiden und Werl, soll eine Ersatzteilversorgung von 24 Stunden realisiert werden.
Fazit
Wer hätte das gedacht: „Borgward is back“ – Die Wiederkehr dieser schon fast vergessenen Automarke ist ein Zugewinn für unsere Straßen – auch wenn die große Überraschung ausblieb. Zwar geht Borgward mit seinem Neustart auch neue Wege in Sachen Vertrieb und Service, doch bleibt die Antriebstechnik erstmal konventionell. Mit dem BX7 schwimmt Borgward auf dem sicheren Trend der SUV-Welle mit und ist dennoch etwas besonders. Das Sondermodell zum Deutschland-Start lässt kaum Wünsche offen. Alles was man unterwegs benötigt und die Fahrt im urbanen Umfeld angenehm macht, bringt der Neuling mit. Vor allem aber punktet er im Innenraum und bei der Konnektivität. Sein Auftritt wirkt vertraut und das Design eher zurückhaltend. Er passt gut in unser Straßenbild. Dennoch ist der Borgward BX7 ist definitiv was für Individualisten, die vielleicht noch von einem der früheren Borgward-Modelle geträumt haben. Dass es Borgward aber in Deutschland ernst meint, zeigt das Flächendeckende und durchdachte Servicenetz und ganz besonders die umfangreiche Garantie von 4 Jahren und 120.000 Kilometern. Auch wenn der Neuanfang von Borgward unaufgeregt wirkt, darf man auf die nahe Zukunft gespannt sein. Der erste wichtige Schritt ist getan. Schon im kommenden Jahr darf man sich auf ein rein elektrisches Modell freuen. Denn das Thema Elektromobilität steht klar im Fokus der Marke Borgward. Optisch wird es ebenfalls spannend: Borgward wird das Design zukünftiger Modelle an der Fahrzeug-Studie Isabella concept ausrichten, welche 2017 auf der IAA in Frankfurt gezeigt wurde.