Porsche 911 mit Dachgepäckbox
Storys, Technik

Nachhaltige Dachbox aus Pflanzenfasern – Testfahrt im Porsche 911 mit Startup-Gründer

Das Problem eine geeignete Dachbox zu finden, motivierte einen jungen Dortmunder sein eigenes Startup zu gründen. Die Idee nachhaltiges Transport-Zubehör zu entwickeln, steht nun kurz vor der Serie. Wer hinter Cropfiber steckt und was die Cropfiber Asphaltkind-Dachbox so besonders macht und wie sie sich fährt, durfte ich bei einer exklusiven Testfahrt erleben.

Wenn ich mal wieder durch die Gebrauchtwagenportale im Internet stöbere muss ich jedes Mal schmunzeln, wenn ich diesen Satz lese: „Wegen Nachwuchs zu verkaufen“. Da muss anscheinend der tolle Sportwagen einem wahrscheinlich nicht ganz so spannenden Kombi weichen? Nils Freyberg stand vor einiger Zeit vor genau diesem „Problem“. Sollte der Traum vom Sportwagen nun für die nächsten Jahre wieder auf Eis liegen? Für vieles gibt es eine Lösung. Wer die Ladefähigkeit seines Autos maximieren möchte, hängt sich entweder einen schnöden Anhänger hinten dran oder entscheidet sich für eine Dachbox. Für seinen Porsche 911 war der erste Lösungsansatz nicht kompatibel und weit weg von Alltagstauglichkeit. Stattdessen nahm der Dortmunder verschiedene Dachboxen ins Visier. 

Asphaltkind Dachbox aus Pflanzenfasern

Von der Idee zum Start-up

Mit keiner war der auf dem Markt erhältlichen Dachboxen war er wirklich zufrieden. Ob Funktionalität oder Design – selbst die teuren Modelle hatten Ihre Schwächen. Wo bei Fahrzeugen Designer und Ingenieure viel Knowhow investiert haben, macht eine nicht besonders aerodynamische und auch nicht optisch sonderlich hübsche Dachbox das Gesamtbild zu Nichte. Das muss doch auch anders gehen! Mit der Cropfiber GmbH gründete Freyberg 2019 ein erstes Startup und etablierte die Marke Aspahltkind. Um seine Idee einer coolen, nachhaltigen und vor allem aerodynamischen Dachbox zu verwirklichen, holte er einen Automobildesigner und Ingenieure mit ins Boot.

Naturfasern – nachhaltig und leicht

Gerade bei Dachboxen spielt Gewicht eine wichtige Rolle. Zum einen ist die Zuladung auf dem Dach begrenzt, zum anderen erhöht sich der Schwerpunkt, was sich fahrdynamisch negativ auswirkt. Der Einsatz leichter Materialien stand daher ganz oben auf dem Lastenheft der Dachbox. Beim Thema Leichtbau liegt der Einsatz von CFK nahe. Komponenten aus Carbon haben in den letzten Jahrzehnten den Weg vom Motorsport in die Serie geschafft. Sie sehen nicht nur gut aus, sondern sind extrem fest und besonders leicht. Doch es gibt auch Nachteile. Zum einen ist der Herstellungsprozess der Fasern aufwändig und ziemlich teuer. Zum anderen sind diese Bauteile aufgrund Ihrer sehr schlechten Recyclingfähigkeit nicht besonders nachhaltig. Eine Alternative ist Cropfiber. Denn nicht nur das Startup heißt Cropfiber, sondern auch das von Nils eingesetzte Faserverbundmaterial. Hierbei handelt es sich um technische Naturfasern, die aus Flachs hergestellt werden. Diese lassen sich leicht und vor allem regional anbauen. Der Verarbeitungsprozess ähnelt dem von Carbon. Die gewebten Fasermatten werden zugeschnitten, in Formen laminiert und unter hohem Unterdruck verpresst. Das verarbeitete Gewicht von Cropfiber liegt dabei auf einem ähnlichen Level wie Carbon. 

Einsatz von Cropfiber nicht nur bei Dachboxen

Dachboxen sind nun wahrlich nicht ein Produkt für die breite Masse. Nils nutzt die Dachbox aus Cropfiber als Technologieträger und somit als Aushängeschild. Der Einsatz von Cropfiber demonstriert am Beispiel der Dachbox eindrucksvoll und vor allem sichtbar die Vorteile dieses Materials. Doch auch weitere Verwendungsmöglichkeiten sind denkbar. Das Start-up hat bereits verschiedene Prototypen entwickelt und getestet. So gibt es bereits für den Automobilbereich Spiegelkappen, Spoiler, und Handgriffe. Auch stark beanspruchte Teile von Windkraftanlagen stehen gerade in der Entwicklung am Standort in Dortmund. Das neuste Projekt könnte ein Produkt speziell für die E-Mobilität werden. 

Durchdachte Transportlösung für das Dach

Neben dem einzigartigen Material verfügt die Dachbox auch über weitere Funktionen. Ein elektrisches Schließsystem sorgt für einen komfortablen und sicheren Zugang zum Gepäck. Über eine Funkfernbedienung kann die Box entriegelt werden. Stabile Gasdruckdämpfer halten den Deckel oben und erleichtern das Beladen. Insgesamt hat die 215 lange, 90 breite und 34 Zentimeter hohe Dachbox ein Fassungsvermögen von über 400 Litern. Und das bei einem Eigengewicht von unter 20 Kilogramm. Ein spezielles Schienensystem sorgt zudem für Sicherheit beim Verstauen von Ladegut. Das Lochschienensystem kommt ursprünglich aus dem Luftfahrtbereich. Die Handhabung ist leicht und es gibt viel Zubehör zum Verzurren von Spanngurten oder fixieren von sperrigen Teilen, wie beispielsweise Skiern.  

Dichtungen bei Dachbox: Daniel Przygoda und Nils Freyberg

Die innenliegende Dichtung war eine sehr große Herausforderung. Aber sie ist einerseits für die gute Aerodynamik und die geringen Windgeräusche verantwortlich, andererseits kommt man nur so zu dem perfekten cleanen Design.

Nils Freyberg, Cropfiber GmbH

Nicht nur gucken, sondern auch fahren! 

Ich muss zugeben, dass ich bislang nie etwas mit Dachboxen zu tun hatte. Die Kombination aus Sportwagen und einer praktikablen Verstaumöglichkeit für das Dach erschlossen sich für mich bislang nicht. Umso neugieriger war ich also, als mich Nils zu einer Testfahrt im Porsche 911 einlud – natürlich mit einer beladenen Dachbox. Das Styling passt auf jeden Fall. Die schnittige Form und die Sicht auf die verarbeitete Faserstruktur stehender Sportwagen-Ikone bestens. Über die Autobahn ging es erstmal raus aus der Stadt ins Grüne. Hätte ich nicht beim Einstieg die montierte Dachbox gesehen, hätte ich sie hier nicht bemerkt. Die ausgeklügelte Aerodynamik hält das Geräuschniveau auf einem sehr niedrigen Level. Die windschlüpfrige Bauform ist ein ebenso wichtiger Aspekt in Hinblick auf die Effizienz – vor allem bei der Reichweite von Elektroautos. Mit einem CW-Wert von um die 0,11 ist die Cropfiber Asphaltkind Dachbox auch für Fahrer von E-Autos interessant. Insgesamt muss man also mit keinen großen Einschränkungen rechnen. 

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Auch für Sportwagen geeignet: Ausgeklügelte Aerodynamik und Highspeed-Festigkeit 

Schon die Form der Cropfiber Asphaltkind Dachbox ähnelt der eines Flugzeugflügels. Statt Auftrieb wie bei Wettbewerbern, erzeugt die Dachbox sogar etwas Abtrieb, erzählt mir Nils. Bei einem Tempo von 230 km/h drücken, laut Simulationsprogramm, 20 Kilogramm auf das Fahrzeug, was für eine sehr ausgewogene Aerodynamik spricht. Schnelles Autobahntempo macht zwar Spaß, noch mehr Freude bereiten aber kurvige Landstraßen. Ein echter Härtest. Weder akustisch noch der Einfluss durch Bewegungsenergie setzt dem dynamischen Sportwagen durch die montierte Dachbox zu. „Ein Grund, weswegen wir auch demnächst einen Test auf der Nordschleife planen. Gemeinsam mit einem Profi-Rennfahrer wollen wir hier an die Belastungsgrenze gehen und zeigen, was unsere Dachbox kann. Zwar haben wir die Dachbox auf Sportwagen entwickelt und getestet, gebaut ist sie jedoch für alle Pkw-Arten von Coupé, Limousine, Kombi bis hin zum SUV.“, so Freyberg. Für das passende Styling hat Nils daher einen Autodesigner früh in den Produktentstehungsprozess eingebunden. 

Audi RS6 mit Asphaltkind Dachbox
Dank der guten Aerodynamik eignet sich die Asphaltkind Dachbox besonders für Performance-Fahrzeuge wie dem Audi RS6

Nicht die erste Sportwagen-erprobte Hightech-Dachbox

Mit stylischen Dachboxen auf Sportwagen haben es bereits schon andere probiert. Vor einiger Zeit gingen Bilder von Jon Olsson mit seinem Audi RS 6 und seinem Lamborghini Huracán durchs Netz. Die 56 Nord Dachbox war ebenfalls für hohe Geschwindigkeiten ausgelegt. Auch optisch passte die aus Faserverbundstoff bestehende Dachbox perfekt in die Liga der Premium Supersportwagen. Premium war auch das Preissegment auf welches die 56 Nord Dachbox abzielte. Trotz der aufsehenerregenden Werbe-Tour schaffte es diese Hightech-Dachbox nicht zum Endkunden. Die ASPHALTKIND-Dachbox ist da schon einen Schritt weiter und ist zudem sogar noch nachhaltiger. 

Porsche 911 Carrera 4 GTS von Asphaltkind

Crowdfunding: Vorbestellung möglich!

Wie kommt man nun an diese nachhaltige High-Tech Dachbox? Nach einer mehr als zweijährigen Entwicklungsphase und über 10.000 Testkilometern steht die Dachbox von Nils Freyberg kurz vor der Serienreife. „Mit einem Crowdfunding-Projekt über den eigenen Onlineshop wollen wir die erste Kleinserie der Cropfiber Asphaltkind Dachbox realisieren. Die Formen für die Dachboxen sollen mit dieser Unterstützung finanziert werden.“, so hofft Nils. „Hierfür bieten wir, autobegeistert wie wir sind, für unsere Unterstützer sogar Mitfahrten im ASPHALTKIND-Porsche an. Neben einem Reservierungs-Paket für die Dachbox gibt es in unserem Onlineshop auch weitere Produkte, wie Hoodies oder Zubehör fürs Auto.“   

Daniel Przygoda

Daniel Przygoda aus Dortmund ist im Automobilbereich als Projektingenieur und Journalist tätig. Sein beruflicher Background aus den Bereichen Forschung und Entwicklung bei verschiedenen OEMs sowie Dienstleistern mit fundiertem Fachwissen bringt er mit seiner Leidenschaft für Autos zusammen.

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