Mit dem Honda e:NY1 bringen die Japaner ihren ersten Elektro-SUV auf den Markt. Wie schlägt sich der erste vollelektrische Kompakt-SUV von Honda im Test? Alle Infos und Besonderheiten mit Kaufempfehlung zum Honda e:Ny1.
Über den Honda e:Ny1
Nach dem Kleinwagen Honda e (2019-2024) ist der ab 2023 angebotene Honda e:Ny1 das zweite vollelektrische Modell und der erste vollelektrische SUV des japanischen Herstellers. Mit einer Gesamtlänge von 4,39 Metern gehört der Honda e:Ny1 zur Fahrzeugklasse der kompakten Elektro-SUV. Mit einer Batteriekapazität von 68,8 kWh, einer Reichweite von 412 Kilometern und einem Einstiegspreis von 38.990 Euro bewegt sich der Honda e:Ny1 im Wettbewerbsumfeld von Modellen wie Hyundai Kona Elektro (ab 37.990 Euro) oder dem teureren Volvo EC40 (ab 52.690 Euro), aber auch den etwas kleineren Modellen MG 4 (ab 34.990 Euro) oder Cupra Born (ab 41.450 Euro).
Maße und Gewichte
Maße und Gewichte | Honda e:Ny1 |
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Abmessungen | |
Länge | 4,39 m |
Breite | 2,03 m |
Höhe | 1,59 m |
Wendekreis | 11,6 m |
Kofferraumvolumen | 360–1.176 l |
Gewichte | |
Leergewicht | 1.730 kg |
Zulässiges Gesamtgewicht | 2.080 kg |
Zuladung | 350 kg |
Minimalistisch-technisches Design
Der Auftritt des Kompakt-SUV ist zurückhaltend. Weniger ist hier mehr: Keine Schnörkel, stattdessen klare Linien. Schmale LED-Scheinwerfer zieren die Front. Die Griffe der hinteren Türen sind elegant in den Fensterbereich gewandert. Passagiere sollten unbedingt eingewiesen werden, damit die Suche nicht erfolglos bleibt. Das Heck wird von einem schmalen, durchgehenden LED-Band abgeschlossen. Darunter prangt ein Honda-Schriftzug, der in ähnlicher Form auch bei aktuellen Porsche-Modellen zu sehen ist. Sehr technisch und zu Honda passend.
Innenraum im Honda e:Ny1 mit hoher Verarbeitungsqualität
Auch der Innenraum wirkt sehr zurückhaltend, aufgeräumt und kühl. Horizontale Linien prägen das Armaturenbrett. Darin integriert sind Lüftungsdüsen mit formschönen Metallrädern, mit denen zwischen direkter- und diffuser Belüftung gewählt werden kann. Zweifarbige Kontrastnähte, feine Metalldekore und eine blaue Ambiente-Beleuchtung zieren das Interieur.
Klar strukturierter Touchscreen im Hochformat
Sehr präsent ist der freistehende Touchscreen im Hochformat. Er ersetzt viele physische Knöpfe. Das Layout ist klar dreigeteilt, so dass man direkt zu den wichtigsten Bereichen gelangt: Navigation, Fahrzeugmenü und Klimamenü.
Die Mittelkonsole ist schlank und aufgeräumt. Es gibt eine Ladestation für das kabellose Aufladen des Smartphones und zwei USB-Anschlüsse. Einen klassischen Schalthebel gibt es nicht, stattdessen Tasten, mit denen man durch die Fahrprogramme navigiert. Eingefasst in eine Klavierlackblende, auf die Honda gerne verzichtet hätte. Neben Staub, Fingerabdrücken und Kratzern finden hier auch zwei Cupholder Platz. Weitere Ablagemöglichkeiten gibt es unter dem Dach der Mittelarmlehne.
Cockpit mit digitalem Kombiinstrument und Multifunktionslenkrad mit physischen Tasten
Das Multifunktionslenkrad liegt sehr gut in der Hand. Die Bedientasten sind logisch angeordnet und lassen sich sehr gut bedienen. Dahinter befindet sich ein hochauflösendes digitales Kombiinstrument in 10,2 Zoll, das wichtige Informationen gut ablesbar darstellt.
Komfortable Sitze vorne
Der elektrisch verstellbare Fahrersitz verfügen zusammen mit dem Lenkrad über einen großen Verstellbereich. Eine bequeme Sitzposition ist schnell gefunden. Angenehm ist auch, dass die gut dimensionierte Sitzfläche in der Neigung verstellbar ist. Eine ausziehbare Oberschenkelauflage gibt es nicht. Die Polsterung ist angenehm fest und der Seitenhalt gut.
Gute Rundumsicht
Vorbildlich ist auch die gute Rundumsicht. Die steile Windschutzscheibe hat schmale A-Säulen. Die Fensterflächen sind groß und die Seitenspiegel schön groß. Auch die Sicht nach hinten ist vorbildlich, da die Kopfstützen fast vollständig heruntergeklappt werden können. Außerdem gibt es Parksensoren und eine Rückfahrkamera mit dynamischen Führungslinien.
Rücksitzbank mit guten Platzverhältnissen
Auch auf der Rückbank gibt es gute Platzverhältnisse. Der Fond verfügt über eine eigene Mittelkonsole mit Luftausströmer, in der zwei USB-Anschlüsse Typ C sowie ein tiefes Ablagefach integriert sind. Ein weiteres Ablagefach befindet sich in der Rückenlehne des Beifahrersitzes. Auf der Rücksitzbank lässt sich zudem eine Mittelarmlehne mit zwei integrierten Cupholdern herunterklappen. Zwei weitere Becherhalter befinden sich griffbereit in den Türen. Auf den beiden äußeren Plätzen können Kindersitze über das Isofix-Haltesystem mit Top-Tether befestigt werden.
Gepäckraum mit ebener Ladefläche
Der Gepäckraum fasst 360 Liter und ist gut zugänglich. Die Kofferraumhöhe und die schmale Durchladeöffnung erleichtern das Beladen. Die teilbaren Rücksitzlehnen lassen sich im Verhältnis 60 zu 40 umklappen. So kann das Kofferraumvolumen auf bis zu 1.176 Liter erweitert werden.
Kein Frunk, dafür gut zugängliche Ladeanschlüsse
Leider gibt es beim Honda e:Ny1 keinen separaten Stauraum für das Ladekabel. Einen Frunk – also ein kleiner Stauraum unter der Fronthaube – wäre hier eine elegante Lösung. Vorne kann das Ladekabel trotzdem verstaut werden. Denn der Anschlussbereich ist sehr gut zugänglich. Hinter einer großen Abdeckung befinden sich die Anschlüsse für Typ 2 und CCS.
Lade-Performance und Lade-Zeiten
Lade-Typ | Lade-Leistung | Kapazität | Lade-Zeit (h:mm) |
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Wechselstrom-Schnelllader, AC | 11 kW (3-phasig) | 0–100 % | 6:00 |
Gleichstrom-Schnelllader, DC | 78 kW | 10–80 % | 0:45 |
Technische Daten zum Honda e:Ny1
Technische Daten | Honda e:Ny1 |
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Motor | Elektromotor |
Antrieb | Vorderachse |
Leistung | 150 kW (204 PS) |
Drehmoment, max. | 310 Nm |
Batterie | |
Batterietyp | Lithium-Ionen |
Kapazität | 68,8 kWh |
Fahrleistungen | |
Beschleunigung, 0–100 km/h | 7,6 s |
Höchstgeschwindigkeit | 160 km/h |
Verbrauch, kombiniert (WLTP) | 18,2 kWh |
Reichweite | 412 km |
So fährt sich der Honda e:Ny1
Einsteigen, Starttaste drücken und Fahrprogramm „D“ wählen. Los geht die Fahrt. Im Honda fühlt man sich wohl – auch wenn man einen Verbrennungsmotor gewohnt ist. Dennoch gibt es Besonderheiten, die mit dem Elektroantrieb zu tun haben.
Temporäre Rekuperation über Schaltwippen am Lenkrad
Die für viele Elektroautos typische Rekuperation mit Verzögerung im Schiebebetrieb findet während der Fahrt zunächst nicht statt. Nimmt man den Fuß vom Gaspedal, rollt der SUV weiter wie beim Auskuppeln eines Schaltgetriebes während der Fahrt. Auf diese Funktion muss man aber nicht ganz verzichten. Durch Betätigen der Schaltwippen am Lenkrad kann man das Fahrzeug in mehreren Stufen manuell abbremsen. Das macht zwar nicht ganz so viel Spaß wie das so genannte „One-Pedal-Driving“, aber so bekommt man bei der nächsten Ampel wieder etwas Energie in die Batterie zurück. Gewöhnungsbedürftig ist auch, dass sich die eingestellte Rekuperation von selbst wieder abschaltet. Bei einem City-SUV, mit dem man oft im Stop-and-Go-Verkehr unterwegs ist, wäre es viel komfortabler, das Fahrzeug über das Gaspedal steuern zu können. Aber das ist sicher eine persönliche Vorliebe.
Fein abgestimmte Fahrerassistenzsysteme
Gelungen sind der flotte Antrieb und das insgesamt ausgewogen abgestimmte Fahrwerk. Das relativ leichte Fahrzeug zeigt sich aktiv mit guter Rückmeldung von der Straße. Auch die Fahrerassistenzsysteme arbeiten feinfühlig. Der adaptive Tempomat regelt den Abstand zum Vordermann und hält exakt die Spur. Das funktioniert auf der Autobahn genauso gut wie im Stadtverkehr.
Zu hoher Verbrauch
Mit einer angegebenen Reichweite von 412 Kilometern und 78 kW beim Gleichstromladen dürften Langstrecken jedoch eher die Ausnahme bleiben. Ausnahme nicht wegen der Reichweite, sondern auch wegen der mäßigen Ladeleistung beim Gleichstromladen und dem überdurchschnittlichen Verbrauch – vor allem auf der Autobahn. Bei den Verbrauchsangaben wird ein kombinierter Wert von 18,2 kWh/100 km angegeben. Das geht in dieser Fahrzeugklasse besser. Und auch in der Praxis war es mühsam, den Verbrauch niedrig zu halten. Die Bedingungen im Testzeitraum waren mit Temperaturen zwischen 5 und 10 °C nicht allzu extrem. Auf der Autobahn bei konstant 100 km/h genehmigte sich der Honda rund 20 kWh. Bei milderen Temperaturen ist davon auszugehen, dass auch niedrigere Werte möglich sind. Schade, dass die gute Effizienz, die Honda bei seinen Hybridantrieben umsetzt, nicht auch beim vollelektrischen Modell glänzen kann.
Preise und Ausstattung
Technisch ist der Honda e:Ny1 derzeit auf eine Antriebsvariante und eine Batteriegröße ausgelegt. Es gibt zwei Ausstattungsvarianten: den hier vorgestellten Honda e:Ny1 und den Honda e:Ny1 mit Advanced Package. Die Preise beginnen bei 38.990 Euro.
Neben der Standardlackierung in Schwarz sind vier weitere Farben erhältlich (800–1.100 Euro) – beispielsweise das hier gezeigte Platinum White Pearl. Zur Serienausstattung gehören 18-Zoll-Leichtmetallräder. Optional sind drei weitere Designs (1.350–1.450 Euro) erhältlich – alle in 18 Zoll.
Ausstattungs-Varianten
Varianten | Ausstattungs-Highlights |
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Honda e:Ny1 ab 38.990 Euro | 18 Zoll Leichtmetallräder, schlüsselloses Zugangssystem, schwarze Kunstleder-Polster, elektrische Sitzverstellung für den Fahrersitz, Sitzheizung vorne, Parksensoren vorne und hinten, Rückfahrkamera, Infotainmentsystem mit 12,1 Zoll großem Touchscreen, integriertes Navigationssystem, Android Auto, Wireless Apple CarPlay, Kabellose Ladestation für Smartphones |
Honda e:Ny1 Advanced Paket ab 41.990 Euro | Zusätzlich/abweichend: Wahlweise schwarze oder helle Kunstleder-Polster, Glaspanoramadach, elektrische Heckklappe mit Sensorsteuerung, Lenkradheizung, 360-Grad-Kamerasystem, Soundsystem |
Kaufempfehlung zum Honda e:Ny1
Die hier vorgestellte Einstiegsvariante bringt alle wichtigen Ausstattungsmerkmale mit. Eine helle Außenlackierung wie das Platinum White Pearl des Testwagens oder Aqua Topaz Metallic – ein helles Blau – steht dem Honda e:Ny1 meiner Meinung nach besonders gut. Auch eine helle Innenausstattung ist möglich. Wer das möchte, muss allerdings auf das 3.000 Euro teurere Advanced-Paket umsteigen. Neben der Wahl einer hellen Kunstlederausstattung gibt es zusätzlich ein Glas-Panoramadach, ein 360-Grad-Kamerasystem sowie eine elektrische Heckklappe mit Sensorsteuerung. Nice to have, aber Extras, auf die man gut verzichten kann.
Fazit zum Honda e:Ny1
Ein attraktives, kompaktes Elektroauto mit hoher Verarbeitungsqualität. Konzeptionell gelingt es dem Honda e:Ny1, traditionelle Werte der Vergangenheit mit einem zeitgemäßen Elektroantrieb zu verbinden. Honda bietet im SUV-Segment keine Standardware, sondern hebt sich mit einem individuellen, aber dennoch gefälligen Konzept von der Masse ab. Der Innenraum bietet viele durchdachte Lösungen und praktische Ablagemöglichkeiten. Die feinfühlig abgestimmten Fahrerassistenzsysteme arbeiten zuverlässig und nehmen im Großstadt-Gewühl eine Menge Arbeit ab.
Für ein City-SUV hätte ich mir eine bequemere Möglichkeit gewünscht, die Rekuperation zu nutzen. Auch wäre zusätzlicher Stauraum, in Form eines Frunks wünschenswert, um das Ladekabel unterzubringen. Und da wäre da noch der Verbrauch: Niedrige Temperaturen und Fahrten auf der Autobahn lassen die Reichweite schmelzen. Beim Elektroantrieb gibt es hier noch Luft nach oben. Nichtsdestotrotz bietet Honda ein fair eingepreistes und solides Auto an, das vor allem für den Einsatz in der Stadt sehr gut geeignet ist.