Fahrbericht, Škoda, Tracktest

Dieser Škoda mag es schärfer: Tracktest im neuen Octavia RS 230

Wer an Škoda denkt, dem fallen wohl zuerst praktische Vernunftautos mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis ein. Dass die tschechische Volkswagen-Tochter auch sportliche Autos bauen kann ist aber mittlerweile auch kein Geheimnis. Jeder zehnte Käufer eines neuen Octavia wählt die leistungsstarke RS-Version. Mit dem Octavia RS, den es auch als geräumigen Kombi gibt, bietet Škoda eine praktische Alternative zum Volkswagen Golf GTI. Für alle, die noch ein kleines bisschen mehr wollen, gibt es nun das Sondermodell RS 230. Mehr Leistung und ein paar technische Finessen verwandeln den Octavia in einen dynamischen Kurvenräuber. Ab damit auf die Rennstrecke!

Doch bevor es losgeht stellt sich die Frage was denn nun anders ist am 3.000 Euro teureren RS 230? Zum einen wäre da die Mehrleistung: Eine höhere Aufladung und eine Sport-Auspuffanlage mit geringerem Gegendruck spendiert dem Octavia RS 230 ein Leistungsplus von 10 PS im Vergleich zum normalen RS und leistet somit 230 PS. Klingt erst mal nicht spektakulär. Dafür gibt es aber ein echtes Technik-Highlight! Für merklichen Fahrspaß soll eine elektronische Vorderachs-Quersperre (VAQ) sorgen, die hier erstmals in einem Serienfahrzeug von Škoda zum Einsatz kommt.

Die ursprünglich für den Motorsport entwickelte Technik funktioniert auf Basis einer elektronisch geregelten Lamellen-Kupplung und leitet überschüssige Energie auf das kurvenäußere Rad. Bei sehr engen Kurven sogar bis zu hundert Prozent! Ein durchdrehen der Räder soll somit verhindert werden. Das macht uns neugierig! Ansonsten gibt es aus technischer Sicht keine Unterschiede. Das Sondermodell besitzt wie der RS ebenfalls ein Sportfahrwerk mit einer 15 Millimeter Tieferlegung.

Škoda Octavia RS 230

Optisch hingegen gibt es einige Details, die den RS 230 von der normalen Version abheben. Die Außenspiegelgehäuse glänzen in schwarzem Lack, genau wie der Kühlergrillrahmen und die beiden Endrohre der Sportauspuffanlage. Diese gibt einen schönen kernigen Sound von sich ohne übertrieben laut zu sein. Also absolut alltagstauglich – der Octavia ist schließlich immer noch ein Familienauto. Besonders ins Auge fallen jedoch die großen 19 Zoll Leichtmetallräder sowie die leuchtend rot lackierten Bremssättel, die zwischen den Speichen hindurch scheinen. Die Bremsen selbst sind sehr großzügig dimensioniert. Bei den Außenfarben stehen je zwei Uni- (rot und grau) und Metallic-Lackierungen (schwarz und weiß) zur Wahl. Innen erwarten den Fahrer und Beifahrer bequeme Sportsitze mit gutem Seitenhalt, die sich elektrisch einstellen lassen. Leder ist hier Serie! Optisch gelungen sind die Kontrastnähte (wahlweise in rot oder grau) sowie farbigen Einlagen und eingestickte RS 230-Logos in den integrierten Kopfstützen der Vordersitze.

Armaturenbrett

Doch genug geschaut. Auf dem fast 6 Kilometer langen Slovakia-Ring in der Nähe von Bratislava hatten wir die Gelegenheit die sportlichen Qualitäten des RS 230 kennenzulernen. Das Streckenlayout umfasst insgesamt 16, teils sehr schnell zu fahrende Kurven. Es warten jedoch auch enge Kehren, in denen bei frontradangetrieben Fahrzeug mit untersteuern zu rechnen ist. Umso gespannter sind wir, wie sich der Fronttriebler von Škoda mit seinem serienmäßigen Sperrdifferential schlagen wird.

Škoda Octavia RS 230

Nach ein paar Aufwärmrunden ging es mit immer höherem Tempo um den Kurs. Auf der Start- und Zielgeraden beschleunigt der Octavia zügig durch. Es folgen zwei schnelle Rechtskurven und mehrere mittelschnell gefahrene Kurvenkombinationen im Infield. Danach hoch, kurz vom Gas und durch eine schnell gefahrene Linkskurve. Das Sportfahrwerk hält den Kombi sicher in der Spur. Am Kurvenausgang, kurz hinter der Kuppe heißt es dann kräftig Bremsen. Es geht hinunter in eine scharfe Kehre. An dieser Stelle merkt man deutlich wie die die elektronische Vorderachs-Quersperre arbeitet. Anstelle eines Untersteuerns lenkt das Fahrzeug sogar zackiger ein. Durch die Kraftübertragung auf das kurvenäußere Rad können solch kniffeligen Stellen zügig durchfahren werden.

Auch bei schnellen Kurvenfahrten verhält sich der RS 230 sehr dynamisch. Nach zwei leichten Schikanen geht es anschließend in einem großen Bogen zurück auf die langen Gerade. Die Sperre verhilft zu einer spürbar besseren Kurven-Traktion und macht eine Menge Spaß. Auch Profi-Rennfahrer Hans-Joachim Stuck, der kurz vor uns den RS 230 testen durfte, lobt die Sperre: „Das System kann das besser als der Fahrer. Es bringt mehr Fahrstabilität und damit mehr Sicherheit, Souveränität und vor allem Konstanz ins Fahrzeug.“

Daniel Przygoda
DCIM100MEDIA

Insgesamt konnten wir knapp 60 Kilometer auf der Rennstrecke zurücklegen und waren von dem dynamisch abgestimmten RS 230 sehr begeistert. Unsere Begeisterung teilte auch der zweifacher Le-Mans-Sieger Hans-Joachim Stuck: „Ein fantastischer Tag mit einem fantastischen Auto“. Neben dem hervorragenden sportlichen Eindruck, den das Fahrzeug hinterlassen hat, überraschte und vor allem über die Standhaftigkeit. Die großen Bremsen haben auch die vielen Verzögerungen aus teils hohem Tempo gut verkraftet und keine Anzeichen von Schwäche gezeigt. Die Pirelli P-Zero wiesen sich als ideale Serienbereifung aus. Die Pneus überzeugten guten Hafteigenschaften in Kurven und Konstanz. Auch zum Ende der Testfahrt gab es kein schmieriges Fahrgefühl oder Auffälligkeiten in der Abnutzung des Profils.

Hans-Joachim Stuck

Fahrspaß kommt im hier keinesfalls zu kurz. Škoda zeigt, dass auch ein praktisches Auto schnell und dynamisch bewegt werden kann. Das Fahrwerk ist sportlich straff ohne übertrieben hart zu sein. Wer Familie und Hobby unter ein Dach bringen möchte, bekommt mit dem Octavia RS 230 einen vielseitigen Alltagssportler, der auch gerne mal auf die Rennstrecke gelassen werden kann. Die Preise beginnen ab 33.490 Euro für die Limousine. Die Kombi-Variante kostet 660 Euro mehr.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

Daniel Przygoda

Daniel Przygoda aus Dortmund ist im Automobilbereich als Projektingenieur und Journalist tätig. Sein beruflicher Background aus den Bereichen Forschung und Entwicklung bei verschiedenen OEMs sowie Dienstleistern mit fundiertem Fachwissen bringt er mit seiner Leidenschaft für Autos zusammen.

Für dich vielleicht ebenfalls interessant...