Daniel Przygoda
Fahrbericht, Volvo

Eine Idee höher: Volvo S60 Cross Country und V60 Cross Country im Fahrbericht

Cross Country – das steht bei Volvo für optisch robuste und höher gelegte Fahrzeuge, die sich von den Kombi-Modellen ableiten. Mit dem V70 Cross Country begründete Volvo im Jahr 1997 dieses völlig neue Fahrzeugsegment. Nun gibt es bei den Schweden außergewöhnlichen Zuwachs, denn neben dem neuen V60 Cross Country gesellt sich mit dem S60 Cross Country nun erstmalig eine Limousine in die Reihe der Crossover-Modelle. Wie sich die beiden auf Straßen und auch abseits davon bewegen, haben wir ausprobiert.

Volvo V60 und S60 Cross Country

„Abenteuer für Alltag“ so beschreibt Thomas Bauch, Geschäftsführer von Volvo Car Germany die beiden neuen Modelle und auch die Modellbezeichnung „Cross Country“ lässt auf ein robustes Äußeres schließen. Dennoch hat Volvo es hinbekommen für seine beiden Neuzugänge ein wirklich elegantes Exterieur zu designen. Was auf den ersten Blick auffällt, ist die höher gelegte Karosserie. Limousine und Kombi liegen um 65 Millimeter höher, was ihnen eine Bodenfreiheit von insgesamt 201 Millimeter verschafft. Ein angedeuteter Unterfahrschutz und zusätzliche Radhausverkleidung aus unlackiertem Kunststoff schmücken das Äußere und sollen zeigen, dass auch noch was abseits von glatt asphaltierten Straßen geht. Gleichwohl sind diese Zierden weniger markant und aufdringlich als bei der Konkurrenz. Insgesamt wirken beide Modelle zurückhaltend elegant und machen so im Großstadtdschungel eine gute Figur. Und genau dort werden die meisten von ihnen auch letztlich bewegt. Die höhere Bodenfreiheit auf SUV-Niveau hat nämlich auch dort Vorteile: bequemer Einstieg und eine bessere Übersicht über das Verkehrsgeschehen.

Daniel Przygoda

Die Cockpit-Architektur ist Volvo-Fahrern bestens bekannt. Die geschwungene, freistehende Mittelkonsole hat sich seit dem Modell V50 im Jahr 2003 etabliert und ist mittlerweile zu einer Art Markenzeichen der Schweden geworden. Und so geben sich auch die beiden Cross Country-Modelle gewohnt skandinavisch: klare Linien, alles sehr aufgeräumt und keine großen Überraschungen. Die Materialauswahl im Interieur ist sehr modern – dem Kunden stehen unter anderem Aluminium- oder unlackierte Echtholzeinlagen zur Auswahl und die Verarbeitung ist wie zu erwartend auf Premium-Niveau. Die Sportsitze mit dickem und robustem Leder bieten guten Seitenhalt und lassen sich elektrisch Verstellen. Der Fahrersitz besitzt zudem eine Memory-Funktion und kann auf bis zu drei unterschiedlichen Einstellungen programmiert werden – besonders praktisch, wenn das Fahrzeug von mehreren Fahrern genutzt wird. Am Steuer finden sich auch Fahrer anderer Marken schnell zurecht. Der digitale Tacho (Serie ab der Ausstattungslinie Summum) lässt sich sehr gut ablesen. Alles ist logisch gegliedert. Einzig die Bedienung über die vielen nah beieinander liegenden Knöpfe auf der Mittelkonsole für Radio, Navi und Telefon bedürfen etwas Eingewöhnung und manchmal muss auch der Blick von der Straße weichen um zu schauen ob man auch das richtige drückt. Dafür klappt die Bedienung über das Multifunktionslenkrad einwandfrei. Insgesamt ist es hinter dem Steuer sehr übersichtlich, die Fensterflächen sind groß genug um die Fahrzeugproportionen gut einschätzen zu können.

Daniel Przygoda

Nun aber genug geschaut. Wir sind Kombi und Limousine in der frontangetriebenen Version mit dem 140 kW (190 PS) starkem Vierzylinder Dieselmotor und der 8-Stufen Automatikgetriebe gefahren. Eins vorweg: die Fahrleistungen des durchzugsstarken D4 überraschten. Vom höher gelegten Fahrwerk spürte man auf befestigten Straßen wenig bis fast gar nichts. Die Fahrwerksabstimmung der beiden ist eher straff, das vom S60 Cross Country sogar noch eine Spur sportlicher. Sogar schnell gefahrene Kurven auf Landstraßen haben viel Spaß gemacht. Die Lenkung arbeitet sehr direkt und auch der Arbeit des 8-Stufen-Automatikgetriebe ist nichts entgegen zu setzen. Sollte man als Cross Country-Fahrer dennoch das Bedürfnis verspüren sich mal abseits von asphaltierten Wegen zu bewegen, hat man durch die höhere Bodenfreiheit weitaus mehr Möglichkeiten als mit konventionellen Fahrzeugen. Feld- und Waldwege mit Schlaglöchern, bei dem man sonst schnell aufsetzen würde, können sorgenfrei befahren werden.

Und für alle die mehr wollen, gibt es selbstverständlich auch ein elektronisches Allradantriebsystem mit einer Haldex-Kupplung. Die 2.350 Euro Aufpreis und den um knapp einen Liter höheren Durchschnittsverbrauch gegenüber den Frontangetriebenen Modellen lohnt sich vor allem für Kunden, die die ihren Cross Country als Zugfahrzeug nutzen wollen oder häufiger verschneite Bergstraßen befahren. Die höhere Traktion von vier angetriebenen Rädern bietet zudem auch mehr Sicherheit.

Volvo V60 Cross Country

Sicherheit und Komfort versprechen auch die Aussistenzsysteme. Überzeugt hat uns vor allem das ACC – ein aktives Geschwindigkeits- und Abstandsregelsytem, welches Bestandteil des optional erhältlichen Fahrerassistenz-System für 2.150 Euro ist. Es funktioniert wie ein gewöhnlicher Tempomat, jedoch erfasst ein Abstandsradar vorausfahrende Fahrzeuge. Reduziert das Fahrzeug vor einem die Geschwindigkeit, hält das ACC Abstand und das sogar bis zum Stillstand. Die gewünschten Abstände lassen sich je nach Belieben in drei Stufen einstellen. Die Abstandsregelung dem Auto selbst zu überlassen verlangte die ersten Kilometer etwas Überwindung. Jedoch arbeitet absolut verlässlich und ist ein empfehlenswertes Extra für alle die oft auf der Autobahn unterwegs sind.

Volvo On Call mit eigener App

Volvo OnCall

Wer auch von unterwegs die Kontrolle über seinen Wagen haben möchte, dem bietet Volvo mit On Call (VOC) einen Notruf und Service-Assistenten mit Internet-Anbindung an. Über eine App auf dem Smartphone oder der Smartwatch können Fahrzeugdaten, wie Tankinhalt, Restkilometer und aktuelle Betriebsstände der Flüssigkeiten abgerufen werden. Wer die optionale Standheizung wählt, kann diese ganz bequem programmieren. Und für den Fall, dass man seinen Wagen mal nicht wiederfindet, kann man es lokalisieren sowie Hupe und Licht fernsteuern. Sogar die Türen lassen sich über die App ver- und entriegeln. Darüber hinaus gibt es auch eine Fahrtenbuch-Option, mit der sich Streckendaten und Kraftstoffverbrauch in eine Excel-Datei übertragen lassen. Neben diesen Komfort-Funktionen bietet Volvo On Call seinen Kunden rund um die Uhr Hilfe bei einem Verkehrsunfall oder einer Panne. Fahrzeuginsassen können sich im Notfall durch drücken der SOS-Taste in der Mittelkonsole direkt mit einem VOC-Service-Zentrale verbinden lassen. Die speziell geschulten Callcenter-Mitarbeiter können benötigte Hilfe wie Polizei oder Rettungsdienst zum Fahrzeug schicken oder einen Pannendienst organisieren. Löst beispielsweise der Airbag aus, wird automatisch ein Notruf mit der genauen Fahrzeugposition an die VOC-Zentrale abgesetzt. Dort können umgehend zuständige Rettungsdienste benachrichtigt und Hilfsmaßnahmen koordiniert werden.

Zwei Crossover-Modelle für zwei unterschiedliche Kundengruppen

Wer SUVs zu prollig findet aber dennoch die Vorzüge der erhöhten Sitzposition zu schätzen weiß, wird die elegante Fließheck-Limousine mögen. Mit dem S60 Cross Country werden besonders anspruchsvolle Kunden bedient, die es auch gerne mal etwas sportlicher mögen. Ihn gibt es Ausschließlich in der höchsten Ausstattungslinie Summum. Zu der umfangreichen Serienausstattung gehören eine Lederpolsterung, Sportsitze mit Sitzheizung, Frontscheibenheizung, Licht- und Regensensor, 18 Zoll Räder sowie Metallic-Lackierung. Auf der Antriebsseite stehen zwei Dieselmotoren zur Wahl. Der Frontangetriebene Vierzylinder D4 leistet 140 kW (190 PS) und ist mit manuellem 6-Gang-Schaltgetriebe oder einer 8-Gang-Automatik verfügbar. Die Allrad-Version kommt mit einer 6-Gang-Automatik. Der Fünfzylinder dort leisten ebenfalls 140 kW (190 PS), hat mit 420 Nm jedoch ein etwas höheres Drehmoment, welches bereits ab 1.500 Umdrehungen pro Minute anliegt. Die Preise für die Crossover-Limousine starten ab 43.840 Euro.

Daniel Przygoda

Der V60 Cross Country bietet altbewehrtes: hohen Nutzwert und Komfort. Das Kofferraumvolumen liegt zwischen 430 und 1.241 Litern bei umgeklappter Rücksitzbank. Für den Kombi stehen die drei Ausstattungslinien Kinetic (ab 36.350 Euro), Momentum (ab 39.150 Euro) und Summum (ab 42.030 Euro) zur Wahl. Neben den Dieselmotoren D3 und D4 mit 110 kW (150 PS) und 140 kW (190 PS) ist auch ein Benzindirekteinspritzer T5 mit 180 kW (245 PS) und 8-Gang-Automatikgetriebe verfügbar.

Daniel Przygoda

Daniel Przygoda aus Dortmund ist im Automobilbereich als Projektingenieur und Journalist tätig. Sein beruflicher Background aus den Bereichen Forschung und Entwicklung bei verschiedenen OEMs sowie Dienstleistern mit fundiertem Fachwissen bringt er mit seiner Leidenschaft für Autos zusammen.

Für dich vielleicht ebenfalls interessant...