Eine clevere Golf-Alternative gefällig? Im Alltags-Check schauen wir, ob der neue Škoda Scala mit dem 150 PS starken Benziner und DSG das Zeug für das Sieger-Treppchen der Kompaktklasse hat.
Solide Technik mit gutem Preis-Leistungs-Verhältnis – für das stehen die Fahrzeuge der tschechischen Volkswagen-Tochter Škoda. Mit dem Kompaktmodell Scala als Nachfolger des Rapid Spaceback zeigt Skoda ein cleveres und ziemlich stylisches Kompakt-Modell. Lohnt sich der Kauf?
Kompaktwagen auf neuer Kleinwagen-Plattform
Der Scala ist das Kompaktmodell der tschechischen Volkswagen-Tochter Škoda. Ihn gibt es nur in einer Karosserievariante – einer fünftürigen Fließheckvariante. In der Modellpalette von Škoda ist der Scala zwischen dem Kleinwagen Fabia und dem Mittelklasse-Modell Octavia eingeordnet. Der Scala basiert auf der neuen Kleinwagenplattform des Volkswagen-Konzerns. Von seiner Größe und Bauform passt er aber in die Kompaktklasse, zu der Fahrzeuge wie beispielsweise der Volkswagen Golf oder der Audi A3 gehören.
Auf die Polo Plattform hat Škoda mit Scala doch glatt den VW Golf skizziert
Matthias Gill, Ubi Testet
Innenraum
Das innere präsentiert sich strukturiert und ordentlich. Am Interieur des Scala merkt man, dass das moderne Zeitalter hier Einzug gehalten hat. Vieles davon bringt praktisches mit sich. Da wären beispielsweise das sogenannten Virtual Cockpit. Die voll-digitale Tachoeinheit lässt sich individuell anpassen. Die grafische Aufbereitung ist gut, so dass sich Informationen einfach ablesen lassen. Ebenfalls praktisch ist die Möglichkeit sich die Navigationskarte einblenden zu lassen. Weniger praktisch hingegen ist, dass praktische Schalter vom Armaturenbrett verschwunden sind. Den Drehregler für die Lautstärke des Radios, den man schnell und blind bedienen konnte gibt es leider nicht mehr. Hier kann man allerdings noch auf eine Drehwalze am Lenkrad zurückweichen. Umständlich hingegen ist die Klimabedieneinheit. Hier gibt es zwar noch Drehregler und Schalter, Funktionen wie die Intensität der Lüfter lassen sich ausschließlich nur über das Klima Menü auf dem Display des Infotainmentsystems anpassen.
Der Škoda Scala ist gespickt mit zahlreichen cleveren Funktionen. In jeder Ecke – aßen aber vor allem innen – steckt eine durchdachte Funktion und man merkt, dass sich die Entwicklungs-Ingenieure jede Menge Gedanken gemacht haben.
Kofferraum und Variabilität
Ein bisschen Kompaktauto, ein bisschen Kombi – der neue Škoda Scala verpackt beides unter seiner schnittigen Karosserie. Unter der großen sich elektrisch öffnenden Heckklappe verbirgt sich ein 467 Liter großer Kofferraum. Mit dem doppelten Ladeboden lässt sich das Gepäck mit einfachen Handgriffen unterteilen. Im Gepäckraum finden sich zudem viele praktische Haken und Verzurrösen zum sichern von Gepäckstücken. Kleinkram findet unterhalb der stabilen Hutablage Platz. Warum haben nicht mehr Autos diese einfache Lösung?
Škoda Fabia | Škoda Scala | Škoda Octavia | VW Golf | |
---|---|---|---|---|
Gepäckvolumen | 530 l | 467 l | 600 l | 381 l |
Gepäckvolumen Rücksitzbank geklappt | 1.395 l | 1.410 l | 1.555 l | 1.237 l |
Fahrzeug-Gesamtlänge | 4,26 m | 4,36 m | 4,69 m | 4,28 m |
Infotainment
Nach dem Start des Fahrzeugs fährt zugleich auch das Infotainemntsystem hoch. Die zentrale Einheit mit einem 9,2 Zoll großen Touchdisplay kommt ohne physische Tasten aus. Um direkt in einen Funktionsbereich zu gelangen oder oder die Lautstärke anzupassen, nutzt man das Touchsensitives-Bedienfeld links und rechts vom Display. Wer bislang gerne Drehregler genutzt hat, um lauter oder leiser zu stellen, muss man sich umgewöhnen oder besser die die kleine Drehwalze am Lenkrad nutzen.
Die ansprechend aufbereitete Nutzeroberfläche des Infotainemntsystems lässt sich einfach bedienen. Durch Tippen, Swipen oder sogar mittels Gesten- und Sprachsteuerung geht es durch die einzelnen Funktionsbereiche. Ähnlich wie bei Apps auf dem Smartphone oder Tablet findet man unter dem groß gekachelten Menü schnell wonach man sucht.
Smartphone-Konnektivität
Smartphone und Scala finden natürlich auch zusammen. Das Infotainmentsystem verfügt über Android Auto und Apple Carplay. Letzteres funktioniert sogar ohne Kabel. Zusätzlich gibt es aber auch zwei USB-C-Anschlüsse (einen Micro-USB-Adapter liefert Škoda mit) und eine Ladeschale. Auch größere QI-fähige Smartphones mit Schutzhülle können hier abgelegt werden und laden kabellos auf.
Antrieb
Beim Škoda Scala hat man die Wahl zwischen verschiedene Antriebsarten. Die Motorenpalette bei den Benzinern umfasst 3-Zylinder Benziner mit 70 kW und 85 kW, sowie den hier getesteten 4-Zylinder mit 110 kW. Ebenfalls im Programm gibt es einen 85 kW starken Diesel. Darüber hinaus gibt es den Scala auch in einer CNG-/Erdgas-Variante mit 66 kW.
150 PS Top-Motorisierung mit niedrigem Kraftstoffverbrauch
Wer mit dem Scala einen Allrounder für jeden Tag sucht, der sollte die Top-Motorisierung näher ins Visier nehmen. Der drehmomentstarke TSI-Motor leistet aus aus 1.5 Litern Hubraum rund 110 kW/150 PS. Vor allem in Sachen Effizienz trumpft der Scala auf. Sein aerodynamisch gestaltete und mit unter 1,3 Tonnen leichte Karosserie sorgen dafür, dass man den Weg zur Tankstelle nicht so häufig einschlagen muss. Für den Kraftstoffverbrauch gibt Škoda einen kombinierten Durchschnittswert von 5,0 Litern auf 100 Kilometern an. Damit ist der 4-Zylinder mindestens genau so sparsam wie die schwächeren 3-Zylinder-Aggregate. Eine nicht unwichtige Eigenschaft für die Genügsamkeit ist, dass der Motor über ein aktives Zylindermanagement (ACT) verfügt.
Fahreindruck
Auch wenn der Scala mit seinem schnittig-schmalen Erscheinungsbild einen eher sportlichen Eindruck macht, fährt es sich durchaus komfortabel. Das Fahrwerk federt angenehm schlechte Fahrbahnoberflächen weg. Generell geht es hinter dem Lenkrad sehr entspannt zu.
Wer häufig in der Stadt oder im Stop-and-go-Verkehr unterwegs ist oder es einfach komfortabel mag, der sollte die Automatik-Version wählen. Ob zügig durchbeschleunigen oder sanft dahingleiten – das DSG-Getriebe schaltet angenehm und ohne spürbare Unterbrechung die 7 Gänge durch. Zusätzlich gibt es auch die Möglichkeit am Lenkrad die Gänge manuell rauf oder runter zu schalten.
Motor | 4 Zylinder Turbobenziner |
Getriebe | 7-Gang-Automatikgetriebe DSG |
Leistung | 110 kW/150 PS |
Drehmoment | 250 Nm bei 1.500-3.500 min-1 |
Beschleunigung 0-100 km/h | 8,3 s |
Höchstgeschwindigkeit | 219 km/h |
Kraftstoffverbrauch kombiniert | 5,0 Liter |
Praxis-Verbrauch
Nach den ersten Kilometern hat mich die hohe Gesamt-Reichweite verwundert: über 800 Kilometer mit einer Tankfüllung? Nicht schlecht für einen Benziner. Für den getesteten Antrieb – dem 150 PS starken Benziner mit DSG – ist ein Durchschnittsverbrauch nach WLTP von 5,0 Litern angegeben. Und in der Tat ist ohne viel Mühe ein Durchschnittsverbrauch von deutlich unter 6 Litern realisierbar. Mit viel Gelassenheit schafft man auch eine 4 vor dem Komma. Während des gesamten Tests über 1.200 Kilometern lag mein Schnitt bei 5,6 Litern. Wofür braucht man da noch einen Hybrid?
Preise und Ausstattung
Der Scala ist in den Ausstattungsvarianten Active, Ambition, Style und Monte Carlo erhältlich. Die Preise für den Scala mit der 70 kW staken Basis-Motorisierung mit manuellem 5-Gang Getriebe beginnen bei 17.633 Euro. Zur Serienausstattung gehören 16 Zoll Stahlräder, LED-Tagfahrlicht, Zentralverriegelung mit Funkfernbedienung, verstellbares Lenkrad, elektrische Fensterheber vorne sowie ein Infotainmentsystem mit digitalem Radioempfang (DAB+), zwei USB-C Anschlüssen und einem 6,5 Zoll großem Touchdisplay.
Ausstattungslinie Style
Die Preise für den Škoda Scala in der Ausstattungslinie Style beginnen ab 25.490 Euro. Damit ist er knapp 3.000 Euro teurer, als die Basisversion mit vergleichbarer Motorisierung. Serienmäßig gibt es hier 17 Zoll große Leichtmetallräder, LED-Scheinwerfer, Parksensoren hinten, Sitzheizung vorne und ein 8 Zoll großes Infotainmentsystem mit Freisprecheinrichtung und Smartphone-Konnektivität.
Testwagen: Škoda Scala Style 1.5 TSI mit DSG-Getriebe
Zur Aufpreisliste des Testwagens zählen u.a. Felgen, Sonderlackierung „Stahl-Grau“, die Ausstattungs-Pakete Dynamic (u.a. mit Sportsitzen), Komfort (elektrische Heckklappe), Business (virtual Cockpit, 9 Zoll Navigationssystem, Phonebox), Emotion (Panoramaglasdach, Voll-LED-Scheinwerfer) und weiteren Extras. Für das 7-Gang-DSG werden weitere 1.755 Euro fällig. Mit allen verbauten Extras beträgt der Listenpreis des hier getesteten Testwagens rund 33.000 Euro.
Kaufempfehlung
Natürlich muss es nicht unbedingt die volle Hütte sein. Es geht auch deutlich günstiger. Wer auf das große Navigationssystem sowie das Panoramadach verzichten kann, drückt den Listenpreis unter die 30.000 Euro Marke. Empfehlenswert sind die beiden mittleren Ausstattungslinien Ambition und Style. Bei beiden gehören Leichtmetallräder, LED-Scheinwerfer und eine Bluetooth-Freisprecheinrichtung zur Serienausstattung. Für die hier gezeigten Sportsitze ordert man das Ausstattungspaket Dynamic. In der Version Style verfügt das Infotainmentsystem bereits über erweiterte Konnektivitäts-Funktionen mit Apple CarPlay und Android Auto. Trotz der guten Rundumsicht sollte eine Rückfahrkamera (+282 Euro) nicht fehlen.
Der Scala bringt sogar den etablierten Golf zur Bedrängnis. Der Scala bietet genügend Platz hat einen Ordentlichen Kofferraum und die Bedienung ist erfreulich einfach. Preislich ist er sowieso das bessere Angebot. Wichtig: Mindestens den 1.5 Liter TSI nehmen!
Patrick Brinker, MotorWoche
Fazit
Kaufempfehlung für ein Alltagsauto aus der Kompaktklasse? Ja, das kann ich geben. Durchdacht, praktikabel und super effizient – so beschreibt es den Škoda Scala, der im Praxistest auf ganzer Linie überzeugen konnte. Zwar steckt auch hier viel moderne Technik drin, jedoch alles in einer humanen Dosis, die niemanden überfordern dürfte. Ach ja, und gut aussehen tut er auch noch! Schwächen? Kleinigkeiten, wie die Bedienung der Klimaanlage über den Touchscreen, waren mir persönlich zu umständlich – vielleicht aber auch nur, weil es ungewohnt war. Ich kann mir jedenfalls den Scala in meiner eigenen Garage bestens vorstellen.
Video-Empfehlung: Der Škoda Scala im MoWo-Check
Die beiden Jungs vom YouTube-Kanal MotorWoche haben sich ebenfalls den Scala in der Ausstattungs-Variante Style in der 150 PS starken Version mit DSG vorgenommen.