Audi A4 B9
Audi, Fahrbericht

Gut, besser, A4 – Der neue Audi im Fahrbericht

Vor einiger Zeit hatten wir die Gelegenheit euch den neuen A4 zu zeigen. Wenig später stellte Audi sein neues Modell auf der IAA in Frankfurt erstmals dem Publikum vor, wo man auch den S4, die leistungsstärkste Version, mit 354 PS bestaunen konnte. Bislang war nur gucken und anfassen erlaubt. Zeit also die neue Mittelklasse-Limousine zu fahren! Wir haben die besonders sparsame ultra-Variante mit dem 190 PS starken TFSI-Motor getestet.

Nachdem Audi vor ein paar Wochen die ersten Bilder der neunten Generation des A4 veröffentlichte, schallte es von vielen Seiten. Es ging um das Design des neuen Ingolstädters. „Audi bringe einfach nichts neues“ – so oder so ähnlich lauteten die Kritiken. Zugegeben, eine Design-Revolution erwartet uns nicht und sonderlich überrascht war ich auch nicht als ich den A4 das erste Mal diesen Sommer gesehen habe. Muss es denn immer radikale Änderungen geben, damit etwas gut ist? Zumindest Besitzer des aktuellen A4 (interne Bezeichnung B8) werden aufatmen. Ihr Modell gehört noch lange nicht zum alten Eisen und kann sich noch getrost neben dem neuen sehen lassen. Und auch ich finde, dass Audi uns nichts Altes aufgetischt hat. Das Design wurde perfektioniert. Je länger und genauer man sich die Karosserie ansieht wird dies bestätigen. Angefangen beim dreidimensionalen Kühlergrill über die scharfen Kanten, die sich von der Front bis hin zum Heckdeckel ziehen. Es macht Spaß die kleinen Details und Designmerkmale zu betrachten. Auch die Lichtsignatur der optionalen Matrix-LED-Scheinwerfer und Rückleuchten machen Eindruck. Serienmäßig bringen übrigens schon Xenon-Scheinwerfer Licht auf dunkle Straßen.

Die Freude hält auch im an wenn man in den Innenraum steigt. Beste Aerodynamikwerte und spezielles Akustik-Glas im vorderen Fahrzeugbereich sollen aus dem Innenraum einen Ort der Stille machen. Um Luftverwirbelungen entgegen zu wirken, tragen beispielsweise die Außenspiegel drei kleine Finnen. Diese und zahlreiche weitere Maßnahmen sollen den A4 auf einen Geräusch-Level im inneren eines A8 bringen. Und die Audi-Entwickler haben mit ihren Aussagen tatsächlich nicht übertrieben. Neben den bequemen Sportsitzen und dem ebenso komfortablen Fahrwerk sorgt der Ruhige Innenraum für eine entspannte Fahrt.

Man mag kaum glauben, dass man sich in einem Fahrzeug der Mittelklasse befindet. Doch allen denen zu viel Stille nicht behagt, sei gesagt, dass es auch anders geht: Ein kurzer Dreh am Lautstärkeregler auf der Mittelkonsole genügt und das Bang und Olufsen Sound System verwandelt den leisen und gut gedämmten Innenraum kurzerhand in einen kleinen Konzertsaal, mit einem derartigen Klangvolumen, der nicht nur Musikliebhaber fasziniert. Selbst ich, der nicht sonderlich musikalisch ist und sich oft mit den Klängen der meisten Basis-Soundanlagen zufriedengibt, war erstaunt, was für eine Freude eine derart gute Musikanlage machen kann. Es ist wahrlich beeindruckend was für eine Dimension die insgesamt 19 Lautsprecher mit einer Gesamtleistung von 755 Watt zu leisten vermögen.

Weiter im Innenraum: Perfektion wohin man schaut und wohin auch die Finger gleiten. Schalter, Drehräder, das Material der Oberflächen – egal was man auch anfasst, die Verarbeitung auf derart hohem Niveau, dass man absolut nichts auszusetzen hat. Das Armaturenbrett ist sehr aufgeräumt. Das Auge wird nicht von einer Flut an Schaltern und Knöpfen gestört. Die Hauptfunktionen, die Fahrzeug, Entertainment, Telefon und Navigation betreffen, werden über das bei Audi bekannte MMI-Bediensystem auf der Mittelkonsole bedient. Die Menüführung ist einfach und auch wenn man nicht so häufig das Vergnügen mit einem Audi hatte, findet man sich in der neu konzipierten Menüstruktur schnell zurecht.

Einstellungen und Informationen werden auf einem großen freistehenden Display auf dem Armaturenbrett mit brillanter Auflösung dargestellt. Es lässt sich nicht, wie beim Vorgängermodell, einfahren. Darüber hinaus lassen sich auch die aktuelle Geschwindigkeit sowie Infos des Navigationssystems und der Verkehrszeichenerkennung über ein Head-Up-Display darstellen und in das direkte Sichtfeld des Fahrers holen. Ob im hellen oder dunklen – die Lesbarkeit ist exzellent und lässt die Augen des Fahrers auf der Straße.

Assistenzsysteme

Perfekt ineinandergreifende und arbeitende Assistenzsysteme, von denen bis zu 30 den Fahrer unterstützen, zeigen eindrucksvoll wie nah das autonome Fahren doch ist. Der Spurhalteassistent hält den A4 sogar auf Kurven mittig in der Spur. Der Adaptive Geschwindigkeitsregler kann sich selbst auf das richtige Tempo einstellen. Die Informationen erhält das System über die kamerabasierte Verkehrszeichenerkennung. Die Kamera hinter der Windschutzscheibe erkennt dabei Schilder mit Tempolimits zuverlässig und stellt den Geschwindigkeitsregler darauf ein. Während unserer Testfahrt erkannte es sogar schlecht ablesbare Verkehrsschilder mit Tempolimits an Baustellen. Apropos Baustellen… davon gab es in Italien auch nicht wenige und an vielen staute sich der Verkehr. Stop-and-Go – echt nervig. Doch auch hier gelingt es dem neuen A4 zu beeindrucken und für stressfreies vorrankommen zu sorgen. Der Stauassistent arbeitet in einem Geschwindigkeitsbereich von 0 bis 65 km/h, hält Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug, bremst ab – sogar bis zum Stillstand – und fährt selbstständig wieder an.

Mit Audi Pre Sense City bringt Audi ein Stück mehr Sicherheit auf die Straße. Jeder A4 verfügt über dieses serienmäßige Sicherheitssystem. Eine Frontkamera, die bis zu 100 Meter weit sehen kann, erkennt bis zu Geschwindigkeiten von 85 km/h andere Fahrzeuge und Fußgänger und warnt den Fahrer. Bei drohender Kollisionsgefahr kann es sogar selbstständig eine Vollbremsung einleiten. Bei Geschwindigkeiten von bis zu 40 km/h soll es sogar Unfälle vollständig vermeiden können.

Gutes hat auch ihren Preis

Die Preise der neuen Audi A4 Limousine beginnen bei 30.650 Euro. Unsere getestete Version, der 2.0 TFSI ultra mit der 7-Gang S tronik startet ab 38.650 Euro. Zahlreiche Extras lassen diesen Preis schnell in die Höhe treiben. Wer mit dem neuen A4 liebäugelt sollte auf keinen Fall das Kreuzchen beim Audi virtual cockpit (500 Euro) vergessen. Apple Car Play und Android Auto bieten eine perfekte Smartphone-Integration und sind mit dem Audi smartphone interface (400 Euro) an Bord.

Und für alle, die viel unterwegs sind, bekommen mit den zuverlässig arbeitenden Assistenzsystemen einen hohen Wert an Sicherheit und Komfort. Audi bietet mehrere Assistenzpakete mit unterschiedlichen Konfigurationen an. Bei der Außenlackierung hat man die Auswahl zwischen 15 unterschiedlichen Farbtönen. Und für alle, die in dieser riesigen Farbpalette nicht fündig werden, stellt Audi exclusive Lackierungen auf Kundenwunsch her. Bei Individualität und vor allem Exklusivität sind in der Audi eigenen Manufaktur kaum Grenzen gesetzt. Neben Lacken gibt es auch noch Polster und Dekore.

Fazit

Auch wenn das Wetter an dem Tag grau und kalt war, der neue A4 brachte mich zum Strahlen. Die Fahrt war beeindruckend: Qualität, Technik und Design – es stimmte einfach alles. Auch auf der Antriebsseite überzeugte der der 190 PS starke A4 ultra. Der effiziente Motor ist mit einem Durchschnittsverbrauch von 5,1 Litern auf 100 Kilometern nicht nur sparsam, sondern bringt mit seinen 320 Newtonmetern Drehmoment auch jede Menge Fahrfreude. Mit Beschleunigungswerten von 7,3 Sekunden für den Spurt von 0 auf Hundert und einer Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h zeigt der Ingolstädter, dass er auch ultra-flott unterwegs sein kann. Kurz gesagt, ich konnte keinen Kritikpunkt finden. Nach der Fahrveranstaltung tauschte ich mich abends mit den Kollegen aus – alle teilten ihre durchweg guten Erfahrungen. Doch bei einem Punkt kamen alle ins Grübeln. Was ist denn nicht gut am neuen A4? Nichts…

Daniel Przygoda

Daniel Przygoda aus Dortmund ist im Automobilbereich als Projektingenieur und Journalist tätig. Sein beruflicher Background aus den Bereichen Forschung und Entwicklung bei verschiedenen OEMs sowie Dienstleistern mit fundiertem Fachwissen bringt er mit seiner Leidenschaft für Autos zusammen.

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