Der neue A4 steht in den Startlöchern und Audi lud mich zum Fotoshooting ein. Noch vor der offiziellen Weltpremiere durften wir uns selbst von den Qualitäten des neuen Ingolstädters mit der internen Bezeichnung B9 überzeugen.
Von außen betrachtet gibt es keine großen Überraschungen. Anders würde man es auch nicht erwarten. Typisch Audi: zurückhaltendes Design, gleichzeitig sportlich-elegant. Das perfektionierte Design zieht sich über die gesamte Fahrzeuglänge und strahlt vor allem eins aus: Qualität. Vorne Angefangen fällt sofort das neue Lichtdesign der Scheinwerfer auf. Halogen ist passee – Serienmäßig strahlen beim A4 bereits Bi-Xenon-Scheinwerfer. Optional werden LED- sowie Matrix LED-Scheinwerfer angeboten. Der Singleframe-Kühlergrill – das Erkennungsmerkmal der Audi-Familie –ist deutlich flacher geworden. Die Gitter haben eine stärkere dreidimensionale Ausprägung und breite Querstreben. Die Motorhaube geht nun über die gesamte Fahrzeugbreite und umgreift die oberen Kanten der Kotflügel – ähnlich wie beim aktuellen TT. Somit wirkt der A4 deutlich breiter als sein Vorgänger. Die Schulterlinie ist auffällig markant und zieht sich von den Scheinwerfern bis hin zum Heck und greift dort in die Rückleuchten über. Besonders stolz ist Dr. Victor Oliveras Merida, Technischer Projektleiter B9, auf den geringen cw-Wert von 0,23 bei der Limousine. „Das ist Bestwert in der Klasse!“. Dazu trägt auch der Heckdeckel mit seiner auffälligen Abrisskante bei, der den schärfsten Radius bei Audi hat. Die spezielle Form der Außenspiegel vermindert Luftverwirbelungen und reduziert darüber hinaus das Geräuschniveau im Fahrzeuginneren. Mit der optionalen Akustik-Verglasung für die vorderen Seitenscheiben lässt sich dies weiter reduzieren, so dass man auf Werte wie beim A8 kommt.
Neben den beispielhaften Aerodynamik-Werten tragen auch Gewichtsreduzierung (bis zu 110 Kilogramm bei der Limousine und 120 Kilogramm beim Avant) und effizientere Motoren zur Reduzierung der CO2-Emission bei. Der Basismotor, ein 1.4 TFSI mit 110 kW (150 PS), kommt dabei auf Verbrauchswerte bei der Limousine mit S tronic von nur 4,9 Litern Kraftstoff auf 100 Kilometer und stößt dabei 95 Gramm CO2 aus. „Kein anderer Wettbewerber erreicht solch einen niedrigen Wert. Das ist Benchmark!“ schwärmt Projektleiter Oliveras Merida.
Nun zum Innenraum. Das flache und breite Außendesign setzt sich im Innenraum fort. Hier wirkt alles sehr schlank, sehr reduziert. Es erwartet einen keine Schalterflut, dafür hochwertig gestaltete Schalter mit exzellenter Haptik.
Das innovative Audi virtual cockpit, welches bereits aus dem TT bekannt ist, ist nun auch für den A4 optional verfügbar. Auf dem volldigitalen 12,3 Zoll großen LCD-Kombiinstrument lassen sich ganz individuell Informationen hochauflösend darstellen. Bedient wird es über das serienmäßige Multifunktions-Lederlenkrad. Je nach Ausstattungslinie und Kundenwunsch gibt es hier unterschiedliche Ausführungen.
Die Menüstruktur des MMI-Systems (Audi Multi Media Interface) ist von Grund auf neu konzipiert worden und orientiert sich an modernen Smartphones. Mit dem bekannten MMI-Bedienelement, ein runder Dreh-/Drücksteller, welches sich auf der breiten Mittelkonsole befindet, lässt es sich einfach und intuitiv bedienen. In der größeren Konfiguration als MMI Navigation plus mit MMI touch lassen sich darüber hinaus Zeichen-Eingaben und Mehrfingergesten (z.B. Zoomen in Karten) über das auf der Oberfläche befindliche Touchpad tätigen. Das System erkennt zuverlässig Zeichen, auch wenn diese nicht ganz so deutliche geschrieben werden. Bei der Suche nach Zielorten, Musiktiteln oder Radiosendern durch Freitexteingabe nutzt das MMI eine automatische Vervollständigungs-Funktion, wie man es aus Suchmaschinen wie Google kennt. In der Regel genügt die Eingabe der ersten paar Buchstaben und es werden passende Treffer in einer Ergebnisliste angezeigt.
Die weiterentwickelte Sprachsteuerung versteht nun auch viele Formulierungen aus dem alltäglichen Sprachgebrauch – ähnliche wie es iPhone-Nutzer mit Siri kennen. Suchen von Telefonbucheinträgen, Navigationszielen oder auch das Diktieren von SMS sind somit möglich.
Audi connect mit seinem integriertem WLAN-Hotspot ermöglicht es den Passagieren sich mit LTE ins Internet einzuwählen und europaweit mit bis zu 100 MBit/s zu surfen. Die Nutzung ist in den ersten drei Jahren kostenfrei.
Ein weiteres Technik-Highlight findet sich versteckt in der Mittelarmlehne: Die universellen Audi Phone-Box ist mit der Außenantenne auf dem Dach verbunden, welche die Empfangsqualität verbessert und gleichzeitig die Antennenstrahlung im Innenraum reduziert. Für Besitzer eines Smartphone mit Qi-Standard (z.B. Samsung S5 / S6) sind die Zeiten von Kabelsalat und die nervige Suche nach dem passenden Steckern zu Ende. Sobald das Smartphone in der Mittelkonsole abgelegt wird, werden die Akkus automatisch geladen – ganz ohne Kabel.
Mit dem Audi smartphone interface kommen Apple Car Play und Android Auto an Bord des A4. Durch die Integration lassen sich bestimmte Apps über die Fahrzeugbedienelemente, wie dem Multifunktionslenkrad oder dem Dreh-Drück-Steller aber auch per Sprache steuern. Smartphone-Inhalte wie Navigation, Telefon, Musik und Musik-Streaming-Dienste können so komfortabel genutzt werden.
Ob groß oder klein – anspruchsvolle Passagiere auf den hinteren Sitzen können mit dem mobilen Rear Seat Entertainmelnt-System bestens unterhalten werden. Ein In-Car-Entertainment-System, welches man sonst nur aus der Luxusklasse wie dem Audi A8 kennt, bietet einen umfangreichen Unterhaltungswert auch in der Mittelklasse. Kurz nach Marktstart kann das Audi tablet mit 10,1 Zoll großem Bildschirm bestellt werden – wahlweise in einfacher oder doppelter Ausführung. Es ist speziell für den Einsatz im Auto ausgelegt. Es erfüllt außerdem die hohen Anforderungen zur Crashsicherheit und verkraftet auch extreme Temperaturbedingungen problemlos. Das Audi tablet basiert auf einem Android Betriebssystem und wurde um weitere Funktionsumfänge und eine Systemintegration erweitert. Über W-LAN ist es direkt mit dem MMI Navigation plus vernetzt. Über die Bedienoberfläche hat man Zugriff auf verschiedenen Apps, Spiele, Filme, eBooks und Office-Anwendungen. Auch sind Videokonferenzen über die verbaute Full-HD-Kamera möglich. Auch kann vom Tablet aus eine Route geplant und an den Fahrer geschickt werden. Nach der Fahrt kann es aber auch außerhalb des Fahrzeugs betrieben werden.
Eine breite Palette an Fahrerassistenzsystemen sorgt für Sicherheit und Komfort. Die miteinander verknüpften Sensoren bewältigen dabei viele unterschiedliche Aufgaben und unterstützen dabei den Fahrer.
Einen hohen Komfort-Mehrwert bietet die optional erhältliche adaptive cruise control (ACC) mit Stauassistent, welches im Assistenzpaket Tour erhältlich ist. Das System mit Frontkamera in der Windschutzscheibe und zwei in den Stoßfängern verbauten Radarsensoren regelt automatisch die Geschwindigkeit und den Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug. Der Fahrer kann über fünf Distanzstufen, wählen und die Dynamik der Regelung und stärke der Beschleunigung individuell einstellen.
Jens Dietrich Kotnik, Global Product Manager A4 Series, erklärt, dass sich im Audi A4 weitestgehend ähnliche Sensortechnik befindet, wie im A7 Piloted Driving Concept, einem autonom fahrendem Erprobungsfahrzeug, das Anfang dieses Jahr auf CES in Las Vegas vorgestellt wurde. „Unsere Assistenzsysteme haben ein weitaus höheres Potential. Aufgrund der jetzigen Gesetzlichen Vorgaben, die das autonome Fahren betreffen, können wir die gesamten Funktionsumfänge bei weitem nicht ausschöpfen.“
Besonders Beeindruckend fanden wir das „Assistenzpaket Stadt“. Es warnt bei Gefahr alle Insassen und sorgt so beim Aussteigen mehr für Sicherheit. Die Konturbeleuchtung mit Hochleistungs-LED-Lichtleiter in den Türen, die sonst für stimmungsvolle Ambiente-Beleuchtung sorgt, flackert rot auf, wenn sich von hintern Fahrzeuge nähern.
Das Messedebüt wird im September auf der IAA in Frankfurt sein, bevor Limousine und Avant im November zu den deutschen Händler kommt. Zum Verkaufsbeginn bietet Audi drei Benziner- und vier Dieselmotoren mit einem Leistungsspektrum zwischen 110 kW (150 PS) mit 1.4 und 200 kW (272 PS) mit 3.0 Liter Hubraum an. Weitere Varianten werden folgen. Unter anderem auch ein Audi A4 Avant-g-tron, der mit Erdgas (CNG) betrieben werden kann und mit seinem 2.0 TFSI-Motor 125 kW (170 PS) leisten kann.
Die Preise für die Limousine mit 110 kW sollen unter 31.000 Euro starten. Schon in der Basisausstattung gibt es Bi-Xenon-Scheinwerfer, keyless-go, Bluetooth-Anbindung für Telefon und Musik-Streaming, eine Mittelarmlehne und beim Avant eine elektrische Gepäckraumabdeckung. Der neue A4 läuft an drei Produktionsstandorten vom Band. Die Modelle für den europäischen Markt werden in Ingolstadt und Neckarsulm gefertigt. Der Produktionsstandort Changchun in China fertigt ausschließlich für den eigenen Markt. Der speziell für die Bedürfnisse des chinesischen Markts angepasste Audi A4 L unterscheidet sich hauptsächlich durch einen längeren Radstand von den europäischen Modellen.