Mit dem BYD Dolphin platziert der chinesische Auto- und Batteriehersteller ein vollelektrisches Kompaktmodell mit einer Reichweite von über 400 Kilometern. Neben der hauseigenen Blade-Batterie soll das Fahrzeug mit zahlreichen technischen Lösungen und einem attraktiven Preis überzeugen. Kann der BYD Dolphin mit dem VW ID.3 und Co. mithalten oder ist er gar besser?

BYD Dolphin
- Vollelektrisches Kompaktmodell (C-Segment)
- BYD Blade-Batterie mit Vehicle-to-Load-Funktion
- bis zu 427 km Reichweite
- NFC-Zugang
- Infotainmentsystem mit OTA-Funktion
- Preis: ab 32.990 Euro
- 6 Jahre Garantie

Vollelektrisches Kompaktmodell
Der BYD Dolphin ist ein Elektroauto der Kompaktklasse. Ein direkter Mitbewerber ist beispielsweise der VW ID.3. Die Karosserie im sogenannten One-Box-Design hat eine Gesamtlänge von 4,29 Metern. BYD produziert den Dolphin seit 2021 und bietet ihn seit 2023 auch in Europa an. Im BYD-Modellportfolio wird der Dolphin zwischen dem Atto 2 und dem Atto 3 positioniert. Im Dolphin kommt eine Blade-Batterie zum Einsatz, die BYD selbst produziert. Diese Bauform soll nachhaltig, sicherer und platzsparender als herkömmliche Antriebsbatterien sein.

Video: BYD Dolphin im Kurz-Review
Maße und Gewichte
Maße und Gewichte | BYD Dolphin |
---|---|
Abmessungen | |
Länge | 4,29 m |
Breite, ohne/mit Außenspiegel | 1,77 m/2,02 m |
Höhe | 1,57 m |
Wendekreis | 10,5 m |
Kofferraumvolumen | 345–1.310 l |
Gewichte | |
Leergewicht | 1.658 kg |
Zuladung | 410 kg |
zul. Gesamtgewicht | 2.068 kg |
Anhängelast, ungebremst/gebremst | N.N. |
Stützlast | 54 kg |
Dachlast | N.N. |


Außendesign
Der Name ist in diesem Fall tatsächlich Programm. BYD orientiert sich nicht nur bei der Farbe an dem Meeressäugetier. Auch stilistische Designelemente greifen das Thema auf. Die Linienführung ist fließend und weich. Die schmal zulaufende Front ist außergewöhnlich und lässt den BYD Dolphin sehr freundlich aussehen. Das Heck trägt eine moderne LED-Lichtleiste, die sich über die gesamte Fahrzeugbreite erstreckt.

Innendesign
Während der BYD Dolphin außen noch recht zurückhaltend wirkt, ist es im Inneren spannend und außergewöhnlich. Das Armaturenbrett hat ein geschwungenes und ausgeformtes Design in dem runde Lüftungsdüsen eingefasst sind. In der Mitte befindet sich ein “schwebendes” Display mit Drehfunktion und eine geräumige Mittelkonsole.

Es gibt zahlreiche Ablagemöglichkeiten. Kleinkram, wie Smartphone, Schlüssel und Portemonnaie können optimal im Griffbereich verstaut werden. Bei Flaschen ab 0,5 Liter wird es jedoch eng. Die Becherhalter haben nur einen geringen Durchmesser. Der Platz unterhalb der Mittelkonsole wird auch sinnvoll genutzt, denn hier befindet sich ebenfalls ein Staufach.


Qualität und Verarbeitungsqualität
Die Verarbeitungsqualität ist durchweg gut. Im Innenraum findet sich ein optisch ansprechender Materialmix. Allerdings scheinen einige Stellen nicht besonders pflegeleicht und robust zu sein. Gerade an den Hartkunststoff-Oberflächen, aber auch an den Kunstlederpolstern, können schnell Kratzer entstehen.
Cockpit mit eigenem digitalen Kombiinstrument
Das Lenkrad ist mit Kunstleder bezogen liegt gut in der Hand. Über die zahlreichen Multifunktionstasten lassen sich die Fahrerassistenzsysteme und die Medienwiedergabe steuern. Über Direktwahltasten kann zudem das Display des Infotainmentsystems gedreht und das Kamerasystem aktiviert werden.


Infotainmentsystem und Nutzerfreundlichkeit
Ja, ein drehbarer Bildschirm ist definitiv ein Alleinstellungsmerkmal und in dieser Form wohl kaum woanders zu finden. Aber braucht man solch ein Feature? Nicht wirklich! Aber es ist eine lustige Spielerei. Am ehesten vielleicht noch beim Navigieren. Hier macht die Kartendarstellung etwas mehr Sinn. Das gilt aber nur für die Nutzung des integrierten Navigationssystems. Wer die kabellose Smartphone-Integration über Android Auto oder Apple CarPlay nutzt, kann dies nur im Querformat tun. Während der Nutzung ist das Klimamenü nur eingeschränkt bzw. umständlich erreichbar. Zwar gibt es Kurzwahltasten für einige Klimafunktionen, für die Einstellung von Klima, Lüftung und Sitzheizung muss man jedoch die Oberfläche von Android Auto komplett verlassen. Besser wäre ein geteilter Bildschirm mit schnellem Direktzugriff, wie es bereits bei neueren BYD-Modellen umgesetzt ist.
Übersichtliche Menüstruktur und Over-the-Air updatefähig
Ansonsten ist die Benutzeroberfläche ansprechend gestaltet. Der Menüaufbau ist weitestgehend logisch, sodass gesuchte Einstellungen leicht zu finden sind. Ebenso überzeugen die Reaktions- und Ladezeiten. Darüber hinaus kann die Software per Over-the-Air-Update (OTA) auf den aktuellen Stand gebracht werden.

Sitze und Sitzergonomie vorne
Die vorderen Sitze mit integrierten Kopfstützen sehen sportlich aus und lassen sich elektrisch verstellen: den Fahrersitz sechsfach und den Beifahrersitz vierfach. Zusammen mit der manuellen Lenkradverstellung ist der Verstellbereich ausreichend. Die dreistufige Sitzsteuerung lässt sich über den Zentralbildschirm bedienen. Insgesamt bieten die vorderen Sitze einen guten Komfort, auch auf Langstrecken.


Rücksitzbank
Die Platzverhältnisse im Fond sind gut. Die Bein- und Kopffreiheit ist auch für Erwachsene angenehm. Durch die im Unterboden verbaute Batterie sitzt man jedoch leicht angewinkelt. Dafür ist der Boden komplett flach, sodass auch der mittlere Platz gut genutzt werden kann. Eine separate Lüftung oder Komfortfunktionen wie eine Sitzheizung bietet der BYD Dolphin für die hinteren Plätze allerdings nicht.
Isofix-Halterung für Kindersitze
Die äußeren beiden Plätze sind mit dem Isofix-Haltesystem ausgestattet und somit für den Transport von Kindersitzen geeignet.

Kofferraum
Die Heckklappe des BYD Dolphin lässt sich manuell öffnen und bietet ein Fassungsvermögen von 345 Litern. Es gibt einen doppelten Gepäckraumboden. In dem darunterliegenden Fach können kleinere Gepäckstücke oder das Typ-2-Ladekabel gut verstaut werden. Leider verfügt der BYD Dolphin nicht über einen Frunk, also eine separate Verstaumöglichkeit unter der Fronthaube.

345 bis 1.310 Liter Kofferraumvolumen
Die im Verhältnis 60:40 geteilte Rücksitzbank lässt sich umlegen, wodurch sich das Fassungsvermögen auf bis zu 1.310 Liter erweitern lässt. Aufpassen ist bei der breiten Ladekante in Form des tiefen, lackierten Heckstoßfängers angesagt. Das erschwert nicht nur das Beladen, sondern birgt auch die Gefahr, dass er schnell zerkratzt. Aufgrund der geringen Anhängelast und Stützlast eignet sich der BYD Dolphin nur bedingt für den Hängerbetrieb oder die Nutzung von Zubehör wie Fahrradträgern.


Technische Daten
Technische Daten | BYD Dolphin |
---|---|
Antrieb | Vorderachse |
Motor | |
Motorart | Permanentmagnet-Synchronmaschine (PSM) |
Leistung | 150 kW (204 PS) |
Drehmoment | 310 Nm |
Batterie | |
Batterietyp | BYD-Blade-Batterie: Lithium-Eisenphosphat (LFP) |
Batteriekapazität (brutto) | 60,4 kWh |
Fahrleistungen | |
Beschleunigung, 0–100 km/h | 7,0 s |
Höchstgeschwindigkeit | 160 km/h |
Verbrauch, kombiniert (WLTP) | 15,9 kWh/100 km |
Reichweite, kombiniert (WLTP) | 427 km |

Fahreindruck
Das Bedienkonzept ist im Vergleich zu vielen anderen Autos außergewöhnlich, aber man findet sich schnell zurecht. Über die Bedienleiste in der Mittelkonsole lassen sich Fahrstufen und einige Fahrzeugfunktionen einstellen.

Hoher Komfort auch bei schlechten Straßen
Das Fahrwerk ist sehr angenehm abgestimmt und bietet einen hohen Komfort. Zu spüren ist dies besonders in der Stadt auf schlechten Straßen. Kopfsteinpflaster, sogar in Kombination mit großen Unebenheiten und Schlaglöchern werden gekonnt glatt gebügelt. Die Karosserie bleibt ruhig und auch im Innenraum bleibt es ruhig, was auch ein gutes Indiz für eine hohe Verarbeitungsqualität ist.

In der Stadt: starkes Kamerasystem, schwache Rekuperationsleistung
Einen hohen Fahrkomfort bietet der BYD Dolphin in der Stadt, was aber besser sein könnte, ist die Rekuperationsleistung. Effizient ist der Antrieb, jedoch würde eine stärkere Rekuperation mehr Komfort und Fahrspaß in der Stadt bieten. Diese fällt leider recht schwach aus. Stark hingegen ist das Kamerasystem. Zum einen überrascht die hohe Kameraauflösung und zum anderen die vielen Kameraperspektiven mit 3D-Darstellung. Jeder Winkel um das Auto lässt sich damit einsehen, was das Parken und Rangieren sehr erleichtert.
Die Fahrerassistenzsysteme fehlt es stellenweise an Feingefühl. Teilweise reagieren diese sehr nervös, beispielsweise bei der Abstandsregelung der adaptiven Geschwindigkeitsregelanlage. Das nervt teilweise.


Verbrauch im Alltag, Reichweite und Ladeperformance
Während des Testzeitraums habe ich eine Strecke von fast 900 Kilometern zurückgelegt, darunter ging es auch zwei Mal auf langen Strecken. Den angegebenen Verbrauchswert von 15,9 kWh/100 km konnte ich bei fast durchgehend milden Temperaturen unterbieten. Dabei war das Fahrprofil normal und nicht gezielt sparsam. Auf der Autobahn war die Richtgeschwindigkeit mit Tempo zwischen 120 und 130 km/h anvisiert. Für gelegentliche längere Strecken passte auch die Reichweite. Unter den erwähnten Rahmenbedingungen waren in der Praxis knapp unter 400 Kilometer drin. Gelegentlich nur deswegen, weil die Ladeleistung von 88 kW ganz ok, aber nicht überragend ist. Für Ladepausen am Schnelllader muss auf jeden Fall mehr als eine halbe Stunde eingeplant werden.

Ladezeiten
Lade-Typ | Lade-Leistung | Kapazität | Lade-Zeit (h:mm) |
---|---|---|---|
Wechselstrom-Schnelllader, AC![]() | 11 kW (3-phasig) | 0–100 % | 6:12 |
Gleichstrom-Schnelllader, DC![]() | 88 kW | 10–80 % | 0:40 |

Preise und Ausstattung
BYD Dolphin | Ausstattungs-Highlights |
---|---|
Comfort 32.990 Euro | 17 Zoll Leichtmetallräder, Metallic-Lackierung, LED-Scheinwerfer, Parksensoren vorne und hinten, 360-Grad-Kamerasystem, schlüsselloses Zugangssystem, NFC-Entry, Kunstleder-Polster, elektrische Sitzverstellung vorne, Sitzheizung vorne, Infotainmentsystem mit drehbarem 12,8” Touchscreen, integriertes Navigationssystem, Sprachsteuerung, kabellose Smartphone-Integration (Android Auto, Apple CarPlay), Vehicle-to-Load (V2L), Wärmepumpe |
Design 34.990 Euro | zusätzlich/abweichend: 2-Farb-Metallic-Lackierung, induktive Smartphone-Ladestation, abgedunkelte hintere Scheiben, feststehendes Glaspanoramadach mit elektrischem Rollo |

Stärken und Schwächen des BYD Dolphin
Vorteile
- effizienter Antrieb mit geringem Verbrauch
- umfangreiche Serienausstattung
- komfortable Fahrwerksabstimmung
- innovative Batterietechnik
- gutes Preis-Leistungsverhältnis und Garantieabdeckung
Nachteile
- kein One-Pedal-Drive
- kein separater Gepäckraum (Frunk) unter der Fronthaube
- nicht optimal gestalteter Gepäckraum mit breiter Ladekante
- geringe Anhänge- und Stützlast
- geringe Ladeleistung beim Gleichstromladen


Fazit zum BYD Dolphin
Designtechnisch kann ich mich mit dem BYD nicht wirklich anfreunden. Aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Fest steht jedoch, dass der BYD Dolphin nicht nur optisch aus der Masse heraussticht. Die Umsetzung ist in vielen Punkten sehr gut gelungen. Besonders überzeugen können die technische Umsetzung mit dem starken und Over-the-air-fähigen Infotainmentsystem, die gute Effizienz und die Komforteigenschaften des Fahrwerks.

Aus meiner Sicht kommen ein paar Elektroauto-Qualitäten, wie eine vernünftige Verstaumöglichkeit für das Ladekabel über einen separaten Gepäckraum unter der Fronthaube, eine bessere Lade-Performance und eine stärkere Rekuperation leider zu kurz. Wer mit diesen Punkten kein Probleme hat, bekommt mit dem BYD Dolphin ein solides und preisgünstiges Kompaktklasse-Modell mit starker Technik. Das Paket, welches BYD für deutlich unter 35.000 Euro anbietet, was zudem eine Garantie-Abdeckung von 6 Jahren umfasst, ist mehr als fair.






