Der neue Honda Jazz Hybrid kombiniert auf gerade mal knapp über 4 Metern Länge innovative Technik mit der hohen Variabilität eines Mini-Vans. Was kann das Raumwunder und wie effizient ist die Hybrid Technik im Alltag?
Honda Jazz Hybrid – Maximale Variabilität im Kleinwagenformat
Seit 2020 wird der Honda Jazz in der mittlerweile vierten Modellgeneration angeboten. Den Fünftürer von Honda gibt es ausschließlich als 109 PS starkem Vollhybrid (HEV). Mit einer Außenlänge von knapp über 4 Meter zählt der Jazz zwar zur Fahrzeugkategorie der Kleinwagen. Durch sein One-Box-Design, dem langen Radstand und einem cleveren Innenraumkonzept holt er das Maximum an Variabilität raus.
Abmessungen | |
Länge | 4,05 m |
Breite inklusive Außenspiegel | 1,97 m |
Höhe | 1,53 m |
Wendekreis | 10,10 m |
Gepäckraum | 304–1.205 l |
Gewichte | |
Leergewicht | 1.300 kg |
Zuladung | 410 kg |
Zuverlässig und mit Spitzenwerten beim TÜV-Report
Der Honda Jazz gilt schon seit Jahren als echter Geheimtipp. Sowohl in den Pannenstatistiken des ADAC als auch beim Mängel-Report des TÜV überzeugt des Jazz mit guten Platzierungen. Junge aber auch ältere Modelle des Honda Jazz schneiden überdurchschnittlich ab. Und selbst bei Fahrzeugen bis 11 Jahren belegt der Jazz im TÜV-Report 2021 Platz zwei der besten Fahrzeuge. Damit bewegt sich der Honda Jazz sich im Umfeld deutlich teurerer Premium-Modelle, wie dem Porsche 911, Audi TT und BMW X1.
Schlichtes Design
Wenn ich an das Design von Honda-Modellen der letzten Jahre denke, habe ich zumeist schnittige und eher auffällige Fahrzeuge, wie den Civic vor Augen. Nun präsentiert sich der neuste Wurf des japanischen Herstellers fast schon schüchtern. Der neue Honda Jazz ist schlicht gezeichnet. Die Karosserie mit ihren geraden Flächen verzichtet auf unruhiges Design. Alles am neuen Honda Jazz wirkt sehr ruhig und harmonisch. Die Front zieren große und sehr freundlich schauende LED-Scheinwerfer. Es gibt eine große Frontscheibe und schmale zweigeteilte A-Säulen. Die Karosserie mit ihren kleinen Überhängen und dem großen Radstand deuten auf eine gute Innenraumausnutzung hin.
Innenraum: durchdacht und variabel
Das Interieur ist optisch harmonisch aufeinander abgestimmt. Nichts was ablenkt. Alles wirkt clean und übersichtlich. Zusammen mit den großen Fensterflächen und den schmalen A-Säulen begünstigt das die Rundumsicht und sorgt für ein luftiges Raumgefühl. Serienmäßig gibt es eine volldigitale Tachoeinheit. Das Layout der Instrumentierung lehnt sich an das vorheriger Honda-Modelle an, wirkt aber sehr modern.
Viele praktische Ablagemöglichkeiten
Praktikabilität wird beim Honda Jazz groß geschrieben. Für Kleinkram und Getränke gibt es zahlreiche nützlicher Ablagemöglichkeiten. Neben den großen Türtaschen gibt es noch Platz in der Mittelkonsole. Ganz besonders gut haben mir jedoch die im Armaturenbrett integrierten Becherhalter gefallen. Eine weitere Besonderheit gibt es beim Handschuhfach. Davon besitzt der Jazz nämlich gleich zwei!
Vorbildliche Ergonomie und hoher Sitzkomfort
Die Stoff-Kunstleder Polster in der Ausstatungslinie Elegance fühlen sich angenehm und wertig an. Das Farbdesign und die Verarbeitung mit farblich abgesetzten Kontrastnähten sehen ansprechend aus. Die Sitze vorne bieten einen guten Seitenhalt eine vorbildliche Ergonomie. Vor allem die Kopfstützen lassen sich ideal anpassen. Das hübsche Zweispeichenlenkrad fügt sich dem optisch leicht gezeichneten und nicht überfrachteten Innenraum. Die dort untergebrachten Funktionstasten sind angenehm platziert und lassen sich bequem bedienen. Auch der großzügige Verstellbereich der in der Höhe und Weite einstallbaren Lenksäule hilft schnell eine bequeme und sichere Sitzposition zu finden. Die Sitzheizung lässt sich in zwei Stufen anpassen und heizt ordentlich ein. Auch gibt es eine zuschaltbare Lenkradheizung, an der man sich aber nicht die Finger verbrennt.
Kofferraum und variabler Innenraum
Auch das normale Beladen meistert der Honda Jazz mit Bravour. Schwere Getränkekisten und sperriges Transportgut gleiten dank großem Karosserie ausschnitt mit Leichtigkeit in den Gepäckraum. Vor allem der weit nach unten gezogene Kofferraumdeckel in Verbindung mit der schmalen Ladekante erleichtert das Beladen ungemein. Das Kofferraumvolumen beträgt 304 Liter und kann durch Umlegen der geteilten Rücksitzbank ist Platz für bis zu 1.205 Liter.
Magic Seats
Unter den Kleinwagen zählt der Honda Jazz sicherlich zu Modellen mit der höchsten Variabilität. Ein Grund sind die sogenannten Magic Seats. Die Sitze der zweiten Reihe lassen sich nicht nur flach umlegen, um so die Ladefläche des Kofferraums zu vergrößern, sondern auch hochklappen. Dadurch, dass der Kraftstofftank nicht, wie bei den meisten Autos unter der Rücksitzbank befindet, sondern unter den beiden Vordern Sitzen, kann der Bereich unter der Rücksitzbank variabel genutzt werden. Ebenso wie die Rücksitzlehnen, lassen sich auch die Sitzflächen – ähnlich wie Kinosessel – separat von einander hochklappen. Durch das Hochklappen entsteht ein zusätzlicher Stauraum, der sich vor allem für hohes und sperriges Transortgut eignet. Mein Mountainbike hat es leider nicht geschafft – zumindest nicht ohne das Vorderrad zu demontieren. Dafür können aber beispielsweise Zimmerpflanzen stehend transportiert werden.
Honda CONNECT: Neues 9 Zoll Infotainmentsystem
Ab der mittleren Ausstattungslinie Elegance verfügt der Honda Jazz über das neue Infotainmentsystem Honda Connect. Zentrales Bedienelement ist ein 9 Zoll großer Touchscreen. Dieser befindet sich mittig auf dem Armaturenbrett und ist leicht gekippt. Durch das matte Display spiegelt die Oberfläche nicht und lässt sich auch bei starker Sonneneinstrahlung gut ablesen. Die Menüstruktur ist modern und übersichtlich gestaltet. Ähnlich wie bei der Bedienoberfläche eines Smartphones mit verschiedenen Apps, lassen sich einzelne Funktionen über Kacheln abrufen.
Wireless Apple CarPlay und Android Auto
Das Honda Connect lässt sich auch mit dem eigenen Smartphone koppeln. Wer ein iPhone besitzt, kann mit wireless Apple CarPlay sogar die kabellose Smartphone-Anbindung nutzt. Android Nutzer müssen ihr Smartphone noch mit einem USB-Kabel anschließen. Egal ob Apple oder Android – das Koppeln funktioniert unkompliziert und zuverlässig. Zum Musik hören können die Streaming-Apps wie beispielsweise Deazer oder Spotify genutzt werden. Das selbe gilt auch für die Navigation über Google Maps. Hinweise zur Navigation werden zusätzlich auch auf der digitalen Tachoeinheit angezeigt.
Antrieb mit effizientem Hybrid
Den neuen Honda Jazz gibt es ausschließlich mit dem 109 PS starkem Hybrid-Antrieb. Dieser setzt sich aus einem Benzinmotor und einem Elektroantrieb zusammen.
Technische Daten | Honda Jazz e:HEV |
---|---|
Elektromotor | |
Leistung | 80 kW (109 PS) |
Drehmoment | 253 Nm |
Benzinmotor | Vierzylinder |
Hubraum | 1.498 cm³ |
Leistung | 72 kW (98 PS) |
Drehmoment | 131 Nm/4.500–6400 min−1 |
Fahrleistungen | |
Beschleunigung, 0–100 km/h | 9,5 s |
Höchstgeschwindigkeit | 175 km/h |
Kraftstoffverbrauch, kombiniert (WLTP) | 4,6 l/100 km |
Der Honda Jazz e:HEV spielt seinen Hybrid-Antrieb-Vorteil am besten im urbanen und suburbanen Umfeld aus.
Dietmar Stanka, Journalist, auto360.de
Fahreindruck
Die Gelassenheit, die das Design vermittelt, färbt sich auch beim Fahren mit dem Jazz auf den Fahrer ab. Der Lange Radstand kommt dem Fahrkomfort zu gute. Der Honda Jazz liegt ruhig auf der Straße. Die Lenkung vermittelt ein gutes Fahrgefühl.
Dazu passt auch der perfekt aufeinander abgestimmte Antrieb. Elektro- und benzinantrieb arbeiten hier Hand in Hand. Zumeist bewegt man sich elektrisch fort und das macht großen Spaß. Das sanfte Anfahren und Beschleunigen fühlt sich sehr komfortabel an. Der Benzinmotor agiert hauptsächlich als Generator und schaltet sich meist nur kurzzeitig hinzu, um die Batterien zu laden. Dies geschieht in den meisten Phasen übergangsfrei und zurückhaltend. Herausfordern kann man den Antrieb höchstens durch einen Kickdown wenn man beispielsweise auf die Autobahn auffährt. Dann schließt sich eine Kupplung und der Benzinmotor treibt mit einer direkten Verbindung die Räder an. Doch mit etwas gefühlvollerem Beschleunigen kommt man dennoch flott aufs Tempo.
Das Automatikgetriebe ist beim Honda Jazz Hybrid immer serienmäßig. Zum Fahren gibt es zwei Fahrstufen. Neben der bekannten Fahrstufe D gibt es zusätzlich B. Diese Fahrstufe eignet sich vor allem in der Stadt, da die Rekuperation hier höher ist. Nimmt man seinen Fuß vom Fahrpedal, wechselt der Elektromotor in den Generatorbetrieb und kann so – ähnlich wie ein Fahrraddybnamo – Energie zurückgewinnen. So kann man aktiv Einfluss auf die Effizienz nehmen. Ein One-Pedal-Driving, wie man es von einigen vollelektrischen Fahrzeugen kennt, ist hier nicht möglich, jedoch verzögert der Honda Jazz deutlich. In vielen Fahrsituationen kann man mit vorausschauender Fahrweise häufig das Betätigen des Bremspedals sparen.
Praxisverbrauch
Die Werksangaben für den Kraftstoffverbrauch wurden nach dem neuen WLTP Messverfahren ermittelt. Honda gibt den kombinierten Durchschnittsverbrauch für 100 Kilometer mit 4,6 Litern an. Mit dem auf Winterreifen ausgerüsteten Testwagen bin ich während des Testzeitraums fast 800 Kilometer gefahren. Das Fahrzeug wurde normal bewegt. Explizit sparsam bin ich nicht gefahren. Letztlich lag mein Durchschnittsverbrauch mit nur 4,9 Litern nur leicht über den Werksangaben. Damit erzielte der Honda Jazz Hybrid einen immer noch sehr vorbildlichen Wert.
Viel Raum und hohe Variabilität auf kleiner Fläche: Der Honda Jazz bleibt seinem Konzept auch in der Neuauflage treu. Mit dem Hybridantrieb ist der Japaner effizient und motiviert zu einen entspannten Fahrstil. Die recht hohen Preise werden durch die gute Ausstattung relativiert. Und auch durch die Tatsache, dass der Jazz in manchen Haushalten durchaus größere Autos ersetzen kann.
Bernd Conrad, Autonotizen
Preise und Ausstattungen
Der Honda Jazz wird in den drei Ausstattungslinien Comfort, Elegance und Executive angeboten. Zusätzlich gibt es die höchste Ausstattungslinie noch in einer Crosstar-Variante. Der Honda Jazz Crosstar Executive verfügt unter anderem über spezielle Anbauteilen und eine erhöhte Bodenfreiheit. Für die Version im Offroad-Look werden 1.650 Euro mehr fällig.
Honda Jazz | Ausstattungs-Highlights |
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Comfort 22.250 Euro | 15 Zoll Stahlräder, LED-Scheinwerfer, Licht- und Regensensor, elektrische Fensterheber vorne und hinten, Klimaautomatik, Sitzheizung vorne, Infotainmentsystem, USB- und Bluetooth-Schnittstelle |
Elegance 23.300 Euro | 15 Zoll Leichtmetallräder, Alarmanlage, Parksensoren vorne und hinten, Infotainmentsystem mit 9 Zoll Touchscreen, Apple CarPlay und Android Auto |
Executive 25.150 Euro | 16 Zoll Leichtmetallräder, LED-Nebelscheinwerfer, abgedunkelte hintere Scheiben, Toter-Winkel-Assistent, Rückfahrkamera, Navigationssystem, beheizbares Lenkrad, 2 USB-Anschlüsse hinten |
Kaufempfehlung
Bereits in der Einstiegsvariante „Comfort“ verfügt der Honda Jazz über zahlreiche nützliche Extras. Besser ist eine Stufe höher zu gehen. Für nur 1.050 Euro mehr gibt es in der Variante „Elegance“ Leichtmetallräder, Parksensoren und vor allem das wirklich gute Infotainemntsystem mit kabellosem Apple CarPlay und Android Auto. Trotz der vielen technischen Ausstattungsoptionen fehlen leider automatisch abblendende Innenspiegel. Diese gibt es weder in den höheren Ausstattungsvarianten noch aus aufpreispflichtiges Extra. Wer bei Dunkelheit belendempfindlich ist, muss zum abblenden den Innenspiegel manuell hochklappen.
Fazit
Den Honda Jazz Hybrid habe ich sehr zu schätzen gelernt und war tatsächlich etwas traurig ihn wieder abgeben zu müssen. Das angenehme Fahrgefühl und der wirklich exzellent abgestimmte Antrieb haben mir eine große Freude bereitet. Kaum zu glauben, beim doch etwas beider wirkenden Kleinwagen. Doch bietet der Jazz nicht nur Fahrspaß, sondern überrascht auch mit einem hohen Wohlfühlatmosphäre. Das gute Raumgefühl mit der hohen Qualitätsanmutung und dem exzellenten Infotainmentsystem sind erstklassig. Auch wenn Honda Jazz als Kleinwagen geführt wird, steckt dank der hohen Variabilität deutlich mehr.
Auch wenn ich das Design gelungen finde, hätte hätte der neue Honda Jazz für meinen Geschmack gerne etwas peppiger ausfallen können. Mit dem was der Japaner auf dem Kasten hat, braucht er sich aber keinesfalls verstecken. Der Jazz in der Crosstar Ausführung geht da schon in die richtige Richtung. Eine Zweifarblackierung sowie zusätzliche Anbauteile und geänderte Stoßfänger stehen dem Jazz deutlich besser zu Gesicht und unterstreichen seinen eigentlichen Charakter.
Video-Empfehlung
Bereits zum Marktstart im Herbst 2020 hatten wir die Gelegenheit den neuen Honda Jazz zu testen. Hier gibt es das passende Video-Review von Bernd Conrad von Autonotizen: