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Allrad-Leistungsprüfstand von MAHA

„Was hat der so unter der Haube?“ Für viele eine wichtige Frage – vor allem, wenn es sich um aufwändige Fahrzeug-Umbauten handelt. Wer sein getuntes Fahrzeug professionell abstimmen und eine verlässliche Auskunft über das Leistungspotential haben möchte, sollte sich einen erfahrenen gut ausgestatteten Betrieb aussuchen. Ich habe ORZ in München besucht und mir deren Allrad-Leistungsprüfstand von MAHA zeigen lassen.  

Zugegeben einen Leistungsprüfstand hat nicht jeder in der Werkstatt. Patrick Schittko hat jedoch in eine solche Anlage investiert. Seine Firma ORZ in München ist auf den Umbau aber auch der Entwicklung von Zubehör-Teilen für die US-Automarken Jeep, Dodge und RAM spezialisiert. Eine Nische, die aber sehr gut läuft. „Kaum jemand der ein solches Fahrzeug fährt lässt es serienmäßig. Ein Höherlegungs-Fahrwerk und andere Räder gehören zu den Standard-Modifikationen.“ so Schittko. „Und wem das noch nicht genug ist, der kann seinem Jeep Wrangler auch die ultimative V8-Kur gönnen.“ Die Standard-Motorisierung, ein Vierzylinder mit zwei Litern Hubraum ist für viele US-Car-Fans eindeutig zu zahm.

ORZ München
ORZ in München ist spezialisiert auf US-Cars und entwickelt eigene Umbauten sowie Teile.

Feinabstimmung für Hemi-Umbau

Schittko hat mit seinem Team einen Hemi-Umbau mit Zulassung im Programm. Kein günstiges Vergnügen aber die Nachfrage ist da, so dass mehrmals im Monat in Kundenfahrzeuge neue Antriebsstränge verbaut werden. Die meist fabrikneuen Fahrzeuge werden innerhalb von drei Tagen umgerüstet. Abschließend werden sie auf dem MAHA-Leistungsprüfstand abgestimmt. Der V8-Motor stammt ursprünglich aus dem Dodge Challenger – einem Muscle-Car. Verschiedene Parameter müssen daher für den Einsatz im Jeep angepasst werden. Zu den Änderungen gehört auf Wunsch auch eine Leistungssteigerung. Am Ende wird der Jeep Wrangler über rund 470 PS verfügen. „Wir bieten aber auch zulassungsfähige Kompressor-Umbauten mit über 700 PS an.“

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So funktioniert eine Leistungsprüfung

Nun darf ich mir auch live eine solche Leistungsprüfung ansehen. Klingt allerdings spektakulärer als es ist. ORZ hat den Leistungsprüfstand in einer neuen Halle installieren lassen. Für eine solche Anlage mussten umfangreiche Installations- und Fundament-Arbeiten durchgeführt werden. Geprüft wird heute ein fabrikneuer Jeep Gladiator mit ORZ-Hemi-Umbau.

Vorbereitung für die Leistungsmessung

Die Vorbereitungen für eine solche Leistungsprüfung sind etwas umfangreicher. So einfach wie beispielsweise auf eine Hebebühne zu fahren, ist es nicht. Wichtig für die Messung ist es, dass das Fahrzeug inklusive aller Flüssigkeiten und Aggregate auf Betriebstemperatur ist. Da während der Prüfung auf den Reifen eine hohe thermische Belastung einwirken, wird der Wrangler Pickup mit speziellen Prüf-Reifen ausgerüstet. Die grobstolligen Offroad-Reifen eignen sich hier nicht und könnten auf den Rollen Schaden nehmen. Zur Kühlung sind große Gebläse vor dem Fahrzeug aufgebaut. Eine Absauganlage führt zudem die Abgase aus der Halle. Damit das Fahrzeug bei der Prüfung auf dem Prüfstand bleibt, wird es über die Achsen festgezurrt. Der Gladiator kommt also an die Kette!

Leistungsmessung innerhalb weniger Sekunden

Die Messung selbst ist in wenigen Sekunden durchgeführt. Bei Fahrzeugen mit Automatikgetriebe wird die Messung im manuellen Modus durchgeführt. Der Prüfer beschleunigt das Fahrzeug in einem Gang, der eine direkte Übersetzung – also 1 zu 1 – ermöglicht. In diesem Gang wird das Fahrzeug mit Vollgas auf die Maximaldrehzahl hoch beschleunigt. Für die Ermittlung der Schleppleistung lässt man das Fahrzeug dann im neutralen Gang ausrollen. Während der abnehmenden Raddrehzahl kann der Prüfstand das Schleppmoment ermitteln.

Die Prüfsoftware ist das Herzstück eines Leistungsprüfstandes

Die Leistungsmessung selbst wird vollautomatisch mit einem Computer ermittelt, der zur Prüfanlage gehört. Hier kommen alle relevanten Prüfstands- und Fahrzeug-Daten zusammen und werden dort verarbeitet. Letztere werden kabellos über die OBD-Schnittstelle abgegriffen. Dazu zählen Motordrehzahl, Temperaturen, Drücke und Sensor-Daten. Die Prüfstands-Software ist so gesehen das Herzstück der Anlage. Eine umfangreich entwickelte Prüfsoftware macht den Unterschied, der über die Qualität und Aussagekraft der Messergebnisse entscheidet.

MAHA Leistungsprüfstand

Der Leistungsprüfstand MSR 500/2 PKW Allrad von MAHA ist nicht nur für Offraod-Fahrzeuge geeignet, hier können alle Arten von Pkw – auch mit Elektroantrieb – aber auch Sport- oder Rennfahrzeuge drauf. Der Prüfstand lässt sich bequem per Fernbedienung auf die jeweiligen Radstände anpassen. Mit der Anlage lassen sich praxisnahe Messzyklen mit dynamischen Anteilen sowie Rekuperationsfahrten bei Elektrofahrzeugen abbilden. Für die Synchronisierung der beiden Rollen verfügt der Prüfstand pro Achse über einen E-Motor. Motor- und Schleppleistung am Fahrzeug werden direkt über an der Rolle gemessen. Durch eine schnelle und exakte Prüfsoftware und Regelung sind die Ergebnisse exakt und lassen sich reproduzieren. Zudem verfügt die Anlage über eine OEM-Freigabe.

MAHA MSR 500/2 PKW Allrad, Leistungsprüfstand

Reproduzierbare Messergebnisse

Beim Scheitelrollenprüfstand hat der Reifen nur einen Kontaktpunkt und kann daher im Gegensatz zu Doppelrollenprüfständen höhere Kräfte übertragen. Bei der MAHA-Anlage sind es bis 2.000 PS aufnehmen. „Wir haben also noch ein bisschen Luft nach oben.“ sagt Schittko stolz. Der Leistungsprüfstand kommt nicht nur für Abstimmungsarbeiten der ORZ-Geländewagen-Umbauten zum Einsatz auch andere Service-Betriebe nutzen den Prüfstand. Sport- oder Rennwagen aber auch Elektroautos können hier geprüft werden. Für Allrad-getriebene Fahrzeugen, bei denen sich die zweite Antriebsachse nicht deaktivieren lässt, stellen wir das Fahrzeug auf beide Rollen. Über eine Fernbedienung lassen die sich an den Radstand bequem anpassen.

Allrad-Leistungsprüfstand als Alleinstellungsmerkmal

Patrick Schittko hat sich aus mehreren Gründen für diese Investition entschieden. Zum einen möchte er seinen Kunden eine verlässliche Auskunft über die Leistung der Umbauten geben. Das gilt für seine angebotenen Umbau-Kits, die er Händlern anbietet aber auch Komplettumbauten und Leistungs-Optimierungen, die sein Betrieb für Endkunden durchführt. Einen weiteren Grund sieht Schittko im technischen Wandel im Automobil-Sektor. „Ich kann mir nicht sicher sein, ob ich solche Offroad-Fahrzeuge mit Komplett-Umbauten in Zukunft auf dem deutschen Markt verkaufen kann. Mit dem Prüfstand sind wir breiter aufgestellt.“ Schnell hat sich das herumgesprochen, denn Deutschlandweit gibt es nur wenige Allrad-Prüfstände. Und so erhält er bereits jetzt viele Anfragen von externen Betrieben.

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Gladiator in Ketten gelegt: Für die Leistungsprüfung werden die Achsen des Jeep feste verzurrt.

Daniel Przygoda

Daniel Przygoda aus Dortmund ist im Automobilbereich als Projektingenieur und Journalist tätig. Sein beruflicher Background aus den Bereichen Forschung und Entwicklung bei verschiedenen OEMs sowie Dienstleistern mit fundiertem Fachwissen bringt er mit seiner Leidenschaft für Autos zusammen.

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