Für kleine Stadtflitzer ist Renault bekannt, doch seit 2013 toben sich die Franzosen in einem weiteren Fahrzeugsegment aus und sind dort ebenso erfolgreich. Der Renault Captur ist ein kompaktes Crossover-Modell, fühlt sich in der Stadt am wohlsten und ist ein wahrer Verkaufsschlager. Im Jahr 2015 war er mit 194.703 Einheiten Europas meistverkaufter SUV im B-Segment. Was macht den Franzosen so beliebt? Wir durften den Renault Captur mit der Benziner Einstiegsmotorisierung durch den Alltag bewegen.
Ein bequemerer Einstieg und eine bessere Übersicht sind oft kaufentscheidende Gründe für den Kauf eines SUV. Neben großen Modellen haben immer mehr Autohersteller kompaktere Crossover-Modelle im Programm. Seit 2013 bietet Renault das kleine Crossover-Modell Captur an, welches auf derselben Plattform wie der Kleinwagen Renault Clio basiert und mit vielen praktischen Gimmicks für den Großstadt-Dschungel punkten will.
Zugegeben, ich bin kein großer Freund von SUVs. Denke ich an Modelle dieser Fahrzeugkategorie fallen mir direkt die großen Modelle ein, die der Außenwelt durch ihr imposantes Erscheinungsbild Geländegängigkeit suggerieren, sich jedoch meist wie alle anderen Autos durch übervolle Innenstädte quälen und kleine Parklücken erfolglos passieren zu müssen. Dass es auch anders geht, zeigt Renault mit seinem kleinen Crossover-Modell. Der Captur geht mit frischem Design und clevere Gimmicks an den Start und wir hatten die Gelegenheit uns mit ihm auf Entdeckungstour durch den Alltag zu begeben.
Unser Testwagen
Wir fuhren die zweithöchste Ausstattungslinie Luxe. Mittlerweile gibt es diese Modellausführung nicht mehr unter dieser Bezeichnung. Aus der Ausstattungslinie Luxe wurde dieses Jahr INTENS. Die Ausstattung und der Preis sind jedoch weitestgehend gleichgeblieben.
Besonderes Erkennungsmerkmal ist die Zweifarb-Lackierung. Dach, A-Säule und Außenspiegel können farblich abgesetzt werden – entweder in Orange, Schwarz oder Beige. Das Blechkleid unseres Testwagens trägt die Bezeichnung Rauch-Blau und für das Dach Ivory-Beige. Zugegeben sieht man zweifarbiges Design auch bei anderen Modellen, doch steht sie dem Captur richtig gut – genauso wie die 17 Zoll großen Leichtmetallräder, die zum Serienumfang gehören.
Innen gibt es ein Multimediasystem und Klimaautomatik, sowie Licht- und Regensensor. Dabei ist noch das sogenannte City-Plus-Paket für 590 Euro. Es beinhaltet elektrisch anklappbare Außenspiegel und Parksensoren hinten sowie eine äußerst praktische Rückfahrkamera. Mit diesen nützlichen Extras kommt unser Testwagen auf einen Listenpreis von 20.450 Euro.
Multimediasystem
Das Multimediasystem Media-Nav Evolution wird über ein 7 Zoll großes Touchdisplay gesteuert. Eingewöhnungszeit bedarf es eigentlich nicht: Smartphone koppeln, Navigieren, Musik abspielen – alles klappt spielend einfach und intuitiv. Die Menüführung ist unkompliziert. Große Symbole erleichtern die Bedienung lenken nicht zu sehr ab. Der Fahrer kann einige Funktionen auch über das Lenkrad steuern. Einige Tasten der Lenkradfernbedienung liegen etwas versteckt hinter dem Lenkrad. Wer noch nie oder noch nicht so oft das Vergnügen mit einem Renault hatte, sollte sich das kleine Bedienelement vor der Fahrt genauer ansehen, da sich einige Schalter nur ertasten lassen. Was sich kompliziert anhört, stellt sich in der Praxis dennoch als sehr komfortabel dar. Um Telefonate anzunehmen, Radiosender oder Lieder zu wechseln, konnten die Hände am Steuer bleiben.
Die Navigation basiert auf den bekannten TomTom-Systemen und arbeitet zuverlässig. Die Kartendarstellung sowie die Ansagen der Routenführung sind gut.
Ein paar Funktionen mehr bietet das Online Multimediasystem R-Link Evolution, welches für unser Modell einen Aufpreis von 590 Euro kosten würde oder in der in der Ausstattungslinie XMOD zum Serienumfang gehört. Neben dem Empfang von Digitalradio (DAB+) ist auch Audiostreaming über Bluetooth möglich. Doch die Besonderheit dieses Systems mit Online-Anbindung ist eine dynamische Verkehrsführung, welche Verkehrsinformationen in Echtzeit (HD-Traffic) in die Routenführung mit einbezieht. Darüber hinaus lassen sich spezielle Apps runterladen, die Wetterdienst-Informationen oder persönliche E-Mails im Auto anzeigen lassen können. Die onlinebasierten Dienste können in den ersten 12 Monaten kostenlos genutzt werden. Wer auf die Zusatzfunktionen und die online-Anbindung verzichten kann, fährt mit dem Media-Nav Evolution – welches in unserem Testwagen verbaut ist, ebenfalls gut.
Lifestyle
Es gibt insgesamt neun Außenlackierungen und drei Farben um das Dach farblich abzusetzen. Darüber hinaus gibt bietet Renault zahlreiche Möglichkeiten der Individualisierung. Neben Dekor-Aufklebern für Außen und Innen gibt es sogar wechselbare Polster. Wer mag kann sich hier also fröhlich austoben.
Übersicht
Ein Kaufgrund bei SUV-Modellen ist vor allem die bessere Übersicht und die höhere Sitzposition. Der Captur hat durch seine niedrige Schulterlinie und die großen Fensterflächen ist die Übersicht sehr gut. Auch sonst sitzt man hinter dem Lenkrad sehr bequem, welches sich in der Höhe verstellen lässt. Dennoch ist die Rückfahrkamera (Bestandteil der City-Plus-Pakets) ziemlich praktisch. Noch praktischer wären dynamische Hilfslinien, die den benötigten Lenkwinkel ins Kamerabild projizieren würden. Diese Funktion bietet das System leider nicht.
Innen: vor allem praktisch!
Wer kleine Kinder hat oder seinen Hund ins Auto nimmt, kennt das: Krümel und Matsch sind da das kleinste Übel. Mit kleineren oder größeren Missgeschicken, wie Schokoflecken auf den Sitzbezügen, nimmt der Captur es gelassen auf. Ähnlich wie ein Bettbezug lassen sich diese nämlich ganz einfach abziehen und kommen im Fall der Fälle in die Waschmaschine. Und wer einfach nur man Abwechslung in den Innenraum seines Captur bringen möchte, für den bietet Renault im Zubehör-Programm Wechselbezüge mit anderen Farben und Mustern.
Trotz der kompakten Abmessungen – der Captur ist 4,12 Meter lang – gibt es innen eine Menge Platz. Die Rückbank ist zudem verschiebbar, was sich als sehr praktisch herausstellt. So gibt es entweder jede Menge Beinfreiheit auf den hinteren Plätzen oder mehr Stauraum im Kofferraum. In Litern ausgedrückt sind es zwischen 377 bis 455. Mit wenigen Handgriffen lässt sich die Rücksitzlehne im Verhältnis 2/3 zu 1/3 umlegen und macht aus dem kompakten Familienauto ein kleines Ladewunder mit bis zu 1.235 Litern Fassungsvermögen. Durch die große Gepäckraumöffnung schluckt der Captur auch sperriges Transportgut. Der variable Kofferraumboden sorgt für eine ebene Ladefläche und der darunter liegende Stauraum ist so groß, dass sogar ein Bord-Trolley unterbringen lässt.
Neben dem Stauraum hinten gibt es auch im Passagierraum genügend Verstaumöglichkeiten. Mittig auf dem Armaturenbrett gibt es noch ein kleines Fach zum aufklappen, in dem man Sonnenbrille, Portemonnaie oder sonstigen Krimskrams deponieren kann. Besonders außergewöhnlich ist das Handschuhfach. Anstatt in einer dunklen, kleinen Luke wühlen zu müssen, zieht man das Handschuhfach im Captur wie eine Schublade auf. Die Verstaumöglichkeiten für die hinteren Sitze haben es ebenso in sich: Wo man in vielen gewöhnlichen Autos Einschubtaschen in den Rückenlehnen der Vordersitze finden, gibt es im Captur elastische Gummibänder.
Antrieb
Unser Testwagen hatte die Einstiegsmotorisierung, einen Dreizylinder Benziner mit 90 PS und manuellem Fünfgang-Getriebe. Für die Stadt ein absolut ausreichender Antrieb. Doch wie fast jeder Dreizylinder läuft auch dieser etwas rauer. Renault gab den kombinierten Kraftstoffverbrauch mit 5,1 Litern Super-Benzin an. Wie es für einen Stadtflitzer üblich ist, bewegten wir uns hauptsächlich auf kurzen Strecken und dichten Verkehr. Ein paar Fahrten über die Autobahn gab es ebenfalls – leider auch durch den staugeplagten Berufsverkehr. Unterm Strich hatten wir meist einen Durchschnittsverbrauch laut Bordcomputer von knapp über 6 Litern auf 100 Kilometern, was in Anbetracht unseres Fahrprofils und der winterlichen Temperaturen völlig in Ordnung geht.
Wer nun aber häufiger auf längeren Strecken unterwegs ist und nicht ausschließlich kurze Strecken fährt, sollte auf den stärkeren Turbo-Benziner mit 120 PS schauen. Für 2.200 Euro gibt es neben mehr Leistung auch ein modernes Doppelkupplungsgetriebe, welches bei Renault als EDC (Efficient Dual Clutch) bezeichnet wir. Es hat sechs Gangstufen und schaltet ohne Zugkraftunterbrechung. Dieselmotoren bietet Renault natürlich auch an – ebenfalls in zwei Leistungsstufen: einen Diesel mit 90 PS und manuellem- oder Doppelkupplungsgetriebe sowie einem 110 PS Diesel. Alle Motorvarianten verfügen Serienmäßig über ein Start-und-Stopp-System.
Fazit
Insgesamt hat der Renault Captur in unserem Alltagstest einen durchaus positiven Eindruck hinterlassen. Und ja, auch wenn ich den Hype um kleine und große Crossover-Modelle bislang nicht so recht nachvollziehen konnte, hat mir dieser Alltagtest die Vorzüge dieser Fahrzeugklasse nähergebracht. Eine angenehme Einstiegshöhe und die tolle Rundumsicht sind im goldwert. Das Verkehrsgeschehen besser im Blick zu haben ist nicht nur angenehm, es gibt dem Fahrer auch mehr Sicherheit. Mit dazu bei trägt auch die einfache Bedienung, so dass der Blick nicht lange von der Straße weichen muss. Sehr vorbildlich!
Überrascht hat der Captur auch in Sachen Praktikabilität. Wer die Platzverhältnisse eines Kleinwagens erwartet, wird staunen. Auch wenn das äußere Erscheinungsbild es nicht unbedingt vermuten lässt: innen sind die Platzverhältnisse durchaus großzügig. Insassen haben vorne und hinten ein gutes Platzangebot und seine hohe Variabilität macht den Franzosen zu einem vielseitig einsetzbaren Fahrzeug.
Der Captur ist ein wirklich schicker SUV für die Stadt – praktisch und pflegeleicht. Ob mit Hund oder Kind – der Captur bietet jede Menge Platz. Großeinkäufe oder Urlaubsgepäck – der Captur ist flexibel und vielseitig. Seine Eigenschaften und das faire Preis-/Leistungsverhältnis in der Ausstattungsvariante Luxe bzw. INTENS machen ihm zu einem idealen Familienauto.
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