Ein Auto, das aussieht, als käme es aus einem Science-Fiction-Film: Der Toyota Sera ist nicht nur ein seltener Anblick, sondern zeigt, welche visionären Gedanken Toyota in den 90er-Jahren verfolgte. Mit seinen markanten Schmetterlingstüren, einem fast vollständig verglasten Dach und innovativer Technik hebt sich der Sera aus der Masse der damaligen Autos ab.
Toyota Sera (1990–1995)
Der Toyota Sera ist ein zweisitziges Coupé, das zwischen 1990 und 1995 für den japanischen Markt ausschließlich als Rechtslenker produziert wurde. Der Name Sera kommt aus dem Französischen und bedeutet “wird sein” – denn das außergewöhnliche Design mit den Flügeltüren, die Teil des kuppelförmigen Glasdachs sind, wirkt auch heute noch futuristisch. Intern trug er den Modellcode mit dem Modellcode EXY10. Bis zum Auslaufen der Produktion Ende 1995 liefen insgesamt 15.941 Fahrzeuge des Sera vom Band. Von diesem Erfolg war Toyota überrascht, denn ursprünglich hatten die Japaner mit viel weniger gerechnet.
Futuristisches Design des Konzeptfahrzeugs Toyota AXV-II
Die Idee für den Toyota Sera stammt von einem seriennahen Konzeptfahrzeug aus dem Jahr 1987, das Toyota auf der Tokyo Motor Show präsentierte. Der Toyota AXV-II sollte nicht nur zukünftiges Design, sondern auch neue technische Innovationen zeigen. Zweieinhalb Jahre nach der Messe wurde aus der Designstudie Realität. Im März 1990 konnten die ersten Kunden den Toyota Sera in Empfang nehmen.
Meistgebauter Flügeltürer der Welt und dennoch ein Exot
Da fast alle Fahrzeuge nach Japan ausgeliefert wurden, ist der Sera bei uns ein echter Exot. Umso spannender ist es zu erfahren, wie sich so ein besonderes Auto fährt. Genau diese Gelegenheit bot mir Toyota Deutschland, denn dort ist genau ein solcher Sera aus dem ersten Produktionsjahr 1990 Teil der Toyota Collection.
Die Begegnung mit dem Toyota Sera war wie eine kleine Zeitreise. Auf der einen Seite vertraute Stilelemente aus den 90er Jahren und dann diese Kombination mit dem Glasdach. Auch die Dimensionen sind ungewohnt. Welches Auto hat heute noch eine so kompakte Gesamtlänge von unter 4 Metern? Und dann auch noch so flach! Das Highlight sind definitiv die Türen!
Schmetterlingstüren wie bei einem Supersportwagen
Die Flügeltüren – oder besser gesagt: Schmetterlingstüren – heben den Toyota Sera in die Liga der Supersportwagen. Denn hier gibt es besondere Türkonzepte wie beim legendären Mercedes-Benz 300 SL, dem Lamborghini Countach oder dem McLaren F1. Letzterer hat eben solche Schmetterlingstüren. Diese haben einen Anschlag am vorderen Kotflügel sowie am Dach und öffnen nach vorne. Und obwohl ich weiß, dass mich beim Drehen des Zündschlüssels kein heißer Motorsound erwartet, schlägt mein kleines Autoherz höher, wenn ich die Türen des Toyota Sera nach oben schwinge.
Maximales Cabrio-Feeling mit großer Glaskuppel
Genauso elegant wie die Türen nach oben schwingen, gleite ich in die mit hellem Stoff bezogenen und ausgeformten Sport-Integralsitze. Der Einstieg ist dank des großen Karosserie-Ausschnitts, der sich bis ins Dach fortsetzt, erstaunlich bequem. Der Innenraum ist sehr luftig gestaltet. Die schmalen Streben der A-Säule ermöglichen eine gute Rundumsicht. Die Sonne scheint und man hat das Gefühl, im Freien zu sitzen.
Technik aus der Großserie
Da kann auch der Blick auf den Automatik-Wählhebel die Vorfreude nicht allzu sehr dämpfen. Ein Schaltgetriebe würde dem kleinen Sportler sicher besser stehen. Überraschenderweise waren die Präferenzen bei den damaligen Sera-Kunden anders. Rund 90 Prozent der Käufer entschieden sich für die aufpreispflichtige Viergang-Automatik und nicht für das Fünfgang-Schaltgetriebe.
Vierzylinder Benziner mit 110 PS und niedriges Leergewicht
Die technische Basis, wie Antriebs- und Fahrwerkskomponenten, ist relativ harmlos und stammt von den Großserien-Modellen Toyota Peso und Toyota Starlet. Als Motor kommt ein Vierzylinder-Reihenmotor zum Einsatz. Der 1,5-Liter-Einspritzmotor mit 82 kW (110 PS) ist vorn quer eingebaut und treibt die Vorderachse an. Zusammen mit dem geringen Leergewicht von unter einer Tonne ist der Toyota Sera auf der Überholspur – auch wenn auf dem Weg vom Motor über die Wandlerautomatik sicherlich ein paar Pferdestärken verloren gehen.
Cabrio-Feeling ohne Zugluft
Aber ganz ehrlich: Auf die Leistung kommt es bei diesem Auto nicht an. Der Toyota Sera ist dennoch recht agil und vermittelt ein einzigartiges Fahrgefühl. Er verbindet das Freiheitsgefühl eines Cabrios ohne kalten Luftzug mit der Gemütlichkeit gut geschnittener Sessel, fast wie in einem Wintergarten mit Blick in die Natur. Meine Ohren bleiben an diesem kühlen aber sonnigen Tag warm. Doch bei sommerlichen Temperaturen soll sich die Glaskuppel des Toyota Sera schnell in ein Gewächshaus verwandeln. Aber auch daran hat Toyota gedacht und stattete den Sera mit einer serienmäßigen Klimaanlage aus.
Technische Innovationen
Eine weitere technische Innovation waren die Projektionsscheinwerfer. Als eines der ersten Serienfahrzeuge setzte der Sera auf diese damals wegweisende Technologie. Sie sorgte für eine präzisere Lichtverteilung und erlaubte eine flachere Bauweise, die das aerodynamische Design des Sera perfekt unterstützte. Später kam diese Lichttechnik auch in weiteren Fahrzeugen zum Einsatz.
Für die Hits der 90er mit Super-Live Sound System
Als 2+2-Sitzer ist spontan noch Platz für weitere Passagiere oder Gepäck. Es gibt aber auch einen richtigen, wenn auch kleinen Kofferraum. Er ist über eine gläserne Heckklappe zugänglich. Hier befindet sich auch ein Teil des ab Werk eingebauten Soundsystems. Da ich gerade keine CD zur Hand hatte, habe ich das optionale Super-Live-Sound-System (SLSS) ausgelassen. Aber ich habe mich über die vielen Lautsprecher gefreut, die überall im Fahrzeug sehr präsent platziert wurden und echtes 90er-Jahre-Feeling vermitteln. Die insgesamt 10 Lautsprecher waren speziell auf den Innenraum abgestimmt und sollten ein besonders gutes Klangerlebnis bieten. Beim nächsten Mal bringe ich auf jeden Fall die Bravo Hits – Best Of 90 mit den Songs von MC Hammer und Matthias Reim mit.
Toyota Sera: Ein visionärer Exot mit Seltenheitswert
Schade, dass der Toyota Sera niemals offiziell in Deutschland angeboten wurde. Umso besonderer war diese kurze Zeitreise mit diesem Auto. Seine Mischung aus futuristischem Design, alltagstauglicher Technik, macht ihn zu einem der charmantesten Exoten der 90er Jahre.