Einer der größten Feinde eines Autos ist der Rost. Die braune Pest, wie sie auch genannt wird, ist nicht nur unansehnlich, sondern in der Instandsetzung auch sehr kostspielig. Fachbetriebe wie die Korrosionsklinik bieten Maßnahmen zum Korrosionsschutz an, um dem vorzubeugen. Welche Möglichkeiten es bei der Rostvorsorge gibt haben wir uns von Experten zeigen lassen.
Rostvorsorge für einen besonderen Klassiker
Dass man ab einem bestimmten Alter zu Vorsorgeuntersuchungen gehen soll, weiß auch Rechtsanwalt und Strafverteidiger Edgar Fiebig. Er sorgt sich diesmal nicht um sich, sondern um seine neue Errungenschaft. Der 62-jährige Oldtimer-Liebhaber hat sich nämlich vor ein paar Wochen einen kleinen Traum erfüllt. Auch wenn man es kaum glauben mag, handelt es sich bei seiner Mercedes-Benz S-Klasse keinesfalls um einen Junge Sterne Jahreswagen, auch ist der der Wagen nicht restauriert. Der Luxus-Klassiker der Baureihe W 116 ist Baujahr 1976 und steht frischer da denn je. Nicht nur der Stern auf der Motorhaube des 280 SE, auch der goldene Lack strahlt in der Frühlingssonne. Wer diesen wundervollen Wagen live sieht, mag gar nicht glauben, dass es sich hierbei um einen originalen Zustand handelt. „Ein echtes Traumauto.“ schwärmt Fiebig. „Der Wagen hat gerade mal 66.500 Kilometer auf dem Tacho und wurde stets gut gepflegt.“
Oberklasse-Limousine als Daily Driver
Damit dieser einzigartige Zustand noch möglichst lange erhalten bleibt, ist vor allem ein guter Rostschutz nötig. Die S-Klasse soll nämlich nicht nur an sonnigen Wochenenden aus der Garage geholt werden, sondern seinem stolzen Besitzer als Daily Driver Freude im Alltag bereiten. „Die Korrosionsklinik hat in der Szene einen guten Ruf.“, erklärt der S-Klasse-Fahrer Fiebig, der noch zwei klassische Corvettes besitzt. „Mein Freund Ralf Lennartz, dem der Autosalon am Park in Mönchengladbach gehört, hat mit die Korrosionsklinik empfohlen“. Damit aus dem Iconengold-Metallic nicht Rost-Braun wird, hat sich Edgar Fiebig für eine Korrosionsschutzbehandlung seines W 116 in der Korrosionsklinik entschieden.
Ein guter Werterhalt ist mir wichtig. Da zahlt sich eine ordentliche Rostvorsorge auf jeden Fall aus.
Edgar Fiebig, Oldtimer-Besitzer
Natürlicher Korrosionsschutz
Gemeinsam haben wir uns auf dem Weg nach Haan-Gruiten gemacht, was zwischen Wuppertal und Düsseldorf liegt. Kurz bevor wir das Ziel erreichen, fahren wir an diesem sonnigen Tag an einer Weide mit Schafen vorbei. Eine kleine Begegnung, welche gleich noch wichtig sein wird. Wenige Kilometer später erreichen wir die Korrosionsklinik. Der Name scheint hier wohl Programm zu sein. Beim Blick durch das offene Werkstatttor zeigt sich eine recht cleane Halle mit zwei Hebebühnen und nur wenig Werkstattequipment. In der Tat erinnert hier mehr an einen OP-Saal, als an eine Autowerkstatt. Doch beim Betreten der Werkstatthalle die nächste Überraschung: Es riecht nach nichts! Ehrlich gesagt hätte ich einen chemisch beißenden Geruch erwartet – ähnlich wie in einer Auto-Lackiererei. „Das liegt daran, dass die hier verwendeten Produkte auf Schafswollfett basieren.“ erklären Andre Lippert und Holger Rohleder, die beiden Besitzer der Korrosionsklinik.
Ich sehe mir die Fässer mit dem Korrosionsschutz genauer an und reibe das Fett zwischen meinen Fingen. Ja, es riecht eindeutig nach Stall und keinesfalls unangenehm. Dafür kleben sämtliche Oberflächen wie der Bier-getränkte Fußboden einer Kneipe nach einer durchfeierten Nacht. Wahrscheinlich ein Grund, weshalb sich viele Kfz-Betriebe vor einer solchen Dienstleistung scheuen. Lippert und Rohleder haben mit ihrer Korrosionsklinik jahrelange Erfahrung und sind die Experten in Sachen Konservierung.
Sichtprüfung mit Endoskop
Noch bevor es für die S-Klasse von Edgar Fiebig los geht, wird das Fahrzeug einer Sichtprüfung unterzogen. Dazu zählen auch Bereiche, wie Wasserabläufe oder wie hier beim W 116 die Bleche unterhalb der Hutablage. „Gerade die Stellen wo Wasser abläuft oder sich staut, besteht Korrosionsgefahr“ erklärt Holger Rohleder als er den Mercedes in Augenschein nimmt. Auf der Hebebühne werden die Bereiche am Unterboden und an den Radläufen beurteilt. Dank Endoskopie können auch schwer zugängliche Stellen und Hohlräume begutachtet werden. „Oft sind wir überrascht, das junge Fahrzeuge erste Rostanhaftungen an Karosserie oder Fahrwerksteilen aufweisen.“, so Rohleder. „Besonders auffällig sind Importfahrzeuge, die nach der Überfahr aus Asien noch ein paar Wochen auf Transferparkplätzen in Küstennähe zwischengeparkt werden.“. Nach der Begutachtung, die jedem Kunden angeboten wird, entscheidet sich, ob und welche Maßnahmen durchgeführt werden.
Unterbodenschutz: Gründliche Vorreinigung vor der Rostschutzbehandlung
Bevor die Arbeiten für eine Unterbodenbehandlung beginnen, muss dieser erstmal von grobem Dreck befreit werden. Anschließend werden die zu behandelnden Bereiche mit Druckluft ausgeblasen und die Oberflächen gründlich mit Spezialreiniger gesäubert. Wird hierbei ein stärker Rostbefall festgestellt, wird das Fahrzeug bei einer Partnerfirma mit Trockeneis behandelt und geschweißt. Bei leichtem Korrosionsansatz an Blechen werden die befallenen Stellen angeschliffen und mit Rostumwandler behandelt.
Nach einer Trocknungsphase wird der Unterboden mit einem sogenannten Perma Film eingenebelt. Dieses Korrosionsschutzfett durchdringt bereits vorhandenen Unterbodenschutz. Am nächsten Tag wird der Unterboden abschließend mit Perma Film eingesprüht, so dass ein dauerelastischer Langzeit-Unterbodenschutz entsteht. Bei Fahrzeugen wie der S-Klasse werden etwa drei bis vier Lieter Perma Film für den Korrosionsschutz am Unterboden benötigt. Das Korrosionsschutzfett wird durch diesen eingeschlossen. Die Roststellen sind dann versiegelt und die Bleche vor weiterer Korrosion sowie Beanspruchung durch beispielsweise Steinschlägen geschützt. Je nach Beanspruchung hält dieser Schutz für mindestens fünf bis sieben Jahre.
Bewährte Technik für den Unterbodenschutz aus dem Schiffsbau
Diese Art von Korrosions- und Steinschlagschutz, wie sie in der Korrosionsklinik für die Unterbodenbehandlung von Fahrzeugen angewendet wird, ist keinesfalls neu. Die Beschichtungsmethode hat sich bereits seit mehreren Jahren bewährt und kommt in verschiedenen Bereichen zum Einsatz, wo Maschinen und Anlagen extremen Bedingungen ausgesetzt sind. Ihren Ursprung hat die Beschichtungsmethode jedoch im Schiffbau. So werden unter anderem die stark korrosionsgefährdeten Ballastwassertanks von Schiffen konserviert.
Gerade Besitzern von Wohnmobilen empfiehlt sich eine Rostschutzvorsorge. Die Transporter-Modelle, die als Basisfahrzeuge dienen, verfügen werksseitig nicht über genügend Korrosionsschutz. Wer lange Spaß an seinem Camper haben will, sollte nicht zu lange warten.
Holger Rohleder, Geschäftsführer der Korrosionsklinik
Hohlraumversiegelung: Dank guter Kriechwirkung bis in die letzte Rille
Genau wie bei der Unterbodenbehandlung wird auch bei der Hohlraumversiegelung eine Sichtprüfung sowie eine gründliche Reinigung durchgeführt. In den zahlreichen Hohlräumen, Karosserierahmen und Quertraversen sammelt sich mit der Zeit vor allem Sand, der ausgeblasen wird. Für die Korrosionsschutzbehandlung wird das Fett auf eine Temperatur von etwa 80 Grad Celsius erwärmt. In diesem Fall kommen etwa drei Liter Fluid Film zum Einsatz. Dieses wird es mit Hilfe von Hohlraumsonden verteilt. Je nach Anwendungsstelle werden Korrosionsschutzfette unterschiedlicher Viskosität verwendet. In Schwellern kommt für Gewöhnlich dünnflüssigeres Fett zum Einsatz. Dieses gelangt leicht in die verwinkelten Zwischenräume und verteilt sich noch später dank der Kriechwirkung gut in den engen Spalten und Blechüberlappungen. Die Hohlräume sind anschließend zwischen zehn bis fünfzehn Jahre vor Rost geschützt.
Für wen lohnt sich eine Rostvorsorgebehandlung?
Der stolze Oldtimerbesitzer Edgar Fiebig ist jedenfalls überzeugt. Ob aufgewirbelte Steinchen, Dreck oder Witterungseinflüsse wie Feuchtigkeit oder Streusalz – für die nächste Zeit sind anfällige Stellen seiner S-Klasse besser geschützt.
Vom Neuwagen bis zum Klassiker: Die optimale Korrosionsschutz-Behandlung für den Werterhalt
Die Anwendungsbereiche für Korrosionsschutz sind vielfältig. Holger Rohleder empfiehlt jedem, der den Zustand seines Fahrzeugs erhalten möchte, sollte über die Möglichkeit eines Unterbodenschutzes und Hohlraumversiegelung in Betracht ziehen. Nicht nur Oldtimer! „Zu uns kommen alle möglichen Fahrzeuge. Sogar Neuwagenbesitzer gönnen ihrem Auto vorsorglich eine Versiegelung.“ Wer als Besitzer schon um die Besonderheit seines Fahrzeuges weiß, kommt hier hin. Ob Sportwagen, Cabrio oder seltene und beliebte Fahrzeuge, wie der Suzuki Jimny sind darunter.
Wie ernst es werksseitig mit dem Korrosionsschutz genommen wird, hängt vom Fahrzeughersteller, Fahrzeugtyp und Baujahr ab. In den Hohlräumen von Modellen wie beispielsweise dem Golf II schwimmt regelrecht das Wachs. Rost hat hier keine Chance. Aber es gibt genug andere Beispiele, wo bei beim Korrosionsschutzbei der Produktion gespart wurde. Bei fast allen Klassikern empfiehlt sich ein Unterbodenschutz sowie eine Holraumversiegelung. Gerade für Fahrzeuge, die frisch restauriert wurden und wo viel Geld reingeflossen ist, ist eine Rostschutzbehandlung ein wichtiger Punkt in Sachen Werterhalt. Auf Wunsch wird auch eine Fotodokumentation der durchgeführten Arbeiten angeboten.
Wohnmobile besonders rostanfällig!
Wo es häufig Defizite gibt, ist bei Campern. Die meisten basieren auf Transporter-Fahrgestellen. Fahrzeugmodelle, wie der Ducato von Fiat oder der Transit von Ford sind nur auf eine kurze Lebensdauer ausgelegt. Auch viele der Umbaufirmen von Wohnmobilen, die die Fahrgestelle zum Camper umbauen, behandeln die Fahrwerke nicht mit Rostschutz. „Wir hatten hier bereits Wohnmobile, die keine drei Jahre alt waren und erste Ansätze von Rost zeigten.“ sagt Holger Rohleder. Suboptimal für alle diejenigen, die für einen Wohnmobilumbau eine Stange Geld hingelegt haben und sich nach wenigen Jahren sich erste Roststellen zeigen. Dann ist es oft schon zu spät und die Folge sind teure Reparaturen.
Kosten und Aufwand
Die Preise für eine Korrosionsschutzbehandlung sind abhängig von der Fahrzeuggröße sowie dem Arbeitsumfang. Für den Unterboden liegen diese – je nach Fahrzeuggröße – zwischen 600 und 900 Euro. Für eine Hohlraumbehandlung werden weitere 450 bis 700 Euro fällig. Mit Vorbereitungsarbeiten und Trocknungsphasen bleibt das Fahrzeug etwa drei bis vier Tage in der Werkstatthalle. Weitere Informationen gibt es auf www.korrosionsklinik.de
Fotos: G. + E. Fiebig, Korrosionsklinik