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Volvo XC90 B5 – 7-Sitzer mit 250 PS – Premium-SUV im Alltags-Test

Der Volvo XC90 ist nicht nur das größte Modell des schwedischen Premium-Herstellers, er ist auch ein besonders vielseitiges Fahrzeug. Was alles im Oberklasse-SUV steckt und wie sich der Mild-Hybrid in der Praxis schlägt, zeigt der Alltags-Check.

Volvo XC90 B5 AWD

Der Volvo XC90 ist das größte SUV-Modell des schwedischen Premium-Herstellers. Der großgewachsene Schwede hat in seinem Modellzyklus schon den größten Teil hinter sich, allerdings wirkt er dank seines zeitlosen schwedischen Designs immer noch frisch und ansehnlich. Auf der Antriebsseite bietet Volvo mit dem XC90 B5 AWD nun einen Benziner mit einem Mild-Hybrid-System. Dieser leistet 250 PS und verfügt über Allradantrieb.

Ein Schwede mit Stattlicher Statur

Mit einer Gesamtlänge von rund 4,95 Meter und eine Höhe von 1,78 Meter ist der Volvo XC90 schon ein echter Koloss. Trotz seiner Größe strahlt die harmonische Linienführung Ruhe und Gelassenheit aus. Die harmonische Linienführung unterstreicht den Premium-Charakter ohne Protzig zu wirken. Und das macht ihm im Vergleich – gerade zu den deutschen Mitbewerbern – sehr sympatisch. Das ruhige und nicht experimentelle Erscheinungsbild, was typisch für Volvo ist, hat auch noch den weiteren Vorteil, dass man sich auch nach längerer Zeit nicht satt gesehen hat. Mittlerweile ist der Volvo XC90 schon seit 2015 auf dem Markt und sieht immer noch frisch aus. Selbst frühe Modelle sehen keinesfalls alt aus.

Volvo XC90: Seitenlinie
Stattliche Figur: Der XC90 ist 4,95 Meter lang und 1,78 Meter hoch.

Interieur mit skandinavischem Flair

Ich bin jedes Mal begeistert wenn es um das Interieur bei Volvo geht. Zum einen das reduzierte Design, welches in Sachen Optik und Bedienerfreundlichkeit Ruhe ins Fahrzeug bringt. Zum anderen beweist aber Volvo auch bei der Auswahl der Materialien eine gutes Händchen. Das offenporige Holz wirkt gleichzeitig edel und sehr modeln. Und dass es nicht immer Leder sein muss, zeigen zeigt die hochwertige Stoffausstattung „Tailored Wool“.

Armaturenbrett
Schlicht designetes Interieur im Volvo XC90.

Ergonomische Sitze

So angenehm sich das Interieur anschauen lässt, so angenehm und bequem lässt es sich auch sitzen. Die Sportsitze sind gut konturiert und bieten vielfältige Verstellmöglichkeiten. Vor allem großgewachsene dürfen sich über großzügig dimensionierte Sitzen in den Bereichen Oberschenkelauflage, Rückenlehne sowie Kopfstütze freuen. Schmalen Fahrer wie mir fehlen aber leider elektrisch einstellbare Seitenwangen. Diese gibt es nur in Verbindung mit den Massagesitzen und Lederpolstern in den höheren Ausstattungslinien R-Design und Inscription.

Vielseitig einsetzbar

Der Volvo XC90 zeigt sich nicht nur aufgrund seiner Größe und Variabilität als besonders praktikables Fahrzeug aus. Gerade die hohe Anhängelast zusammen mit der höheren Bodenfreiheit und dem Allradantriebe machen den großen SUV zu einem idealen Zugfahrzeug. Der hier getestete Volvo XC90 B5 kann bei einer maximalen Stützlast von 110 Kilogramm bis zu 2.400 Kilogramm hinten an den Haken nehmen. Beim stärkeren B6 sind es sogar bis zu 2.700 Kilogramm. Und nicht nur das!

Im Handumdrehen zum schwedischer Kleinbus

Vor allem der Innenraum zeigt sich vielfältig. Mit wenigen Handgriffen lässt sich der Volvo XC90 in wenigen einfachen Handgriffen sogar in einen 7-Sitzer verwandeln. Flach in den Kofferraumboden geklappt, befinden sich zwei separate Sitzplätze. Für den Einstieg in die dritte Sitzreihe lassen sich die Sitze in der zweiten Reihe vorklappen. Zudem ist die zweite Reihe verschiebbar, so dass auch ganz hinten mehr Platz entsteht und nicht nur Kinder dort mitreisen können.

Kofferraum

„Riesig“ – wäre das eine Wort, welches es genügt den Gepäckraum zu beschreiben. In Litern ausgedrückt, nimmt es der Volvo mit bis zu 680 Litern und fünf Personen auf. Möchten sieben Personen mit, sind immerhin noch 380 Liter für Gepäck verfügbar. Legt man alle hinteren Sitze um, wird aus dem riesigen Gepäckraum sogar ein ein gigantischer mit bis zu 1.874 Litern. Für leichteres Beladen lässt sich – Dank des Luftfahrwerks – per Knopfdruck am offenen Kofferraum, die Hinterachse per Knopfdruck absenken.

Der entspannte Riese, der neben viel Platz und tollem Komfort der Familie als mobiler Panikraum dienen kann. In welchem anderen Auto kann man sicherer und entspannter reisen als in Volvos Big Boy?

Oliver Walther, Der-Auto-Blogger.de

Infotainment

Im Gegensatz zu vielen anderen Fahrzeugen setzt Volvo auf ein Touchscreen-Infotainment-System im Hochformat. Es ähnelt nicht nur optisch einem Tablet-PC. Die Leichtigkeit in der Menüführung gleicht dem eines iPads. Wer als auf der heimischen Couch ein solches Gerät bedienen kann, der findet sich auch in den Menüs des XC90 schnell zurecht. Dieses ist in drei Haupt-Ebenen unterteilt. Mit einem Home-Button, unterhalb des Touchscreens, gelangt man direkt auf den Start Bildschirm. Die Größe von 9 Zoll mag nicht groß erscheinen. Vergleicht man sie mit den Bildschirmen der Mitbewerber, reicht diese in der Praxis vollkommen aus.

Hifi für jeden Geschmack

Das in diesem Testwagen verbaute System von Harman Kardon ist die mittlere von drei Audio-Systemen, die Volvo für den XC90 anbietet. Die Anlage mit 14 Lautsprechern leistet 600 Watt und bietet eine ordentliche Klangqualität.

Wer allerdings eine große Vorliebe für Musik hat, der bekommt – wenn er denn möchte – eines der besten Hifi-Systeme, im Automobil-Sektor. Leider ist die Anlage von Bowers & Wilkins mit 19 Lautsprechern und 1.460 Watt Leistung nur in den höheren Ausstattungslinien R-Design und Inscription verfügbar. Musik-Liebhaber sollten sich diesen Luxus jedoch gönnen. Es lohnt sich!

Verbunden per Smartphone – On Call App

Einfach zu bedienen und funktional ist die Volvo OnCall App. Das Menü ist übersichtlich gestaltet und lässt sich kinderleicht bedienen. Über die Smartphone-App können von überall Fahrzeug-Informationen des Bordcomputer oder der Fahrzeugstandort abgerufen werden. Ebenso lassen sich einige Funktionen, wie die Klimatisierung oder Standheizung über das Smartphone steuern. Wer seinen digitalen Kalender gut pflegt, dem serviert die OnCall-App die Adresse des nächsten Termins fertig ins Navigationssystem. Dienstwagen-Nutzer können zudem dienstliche- und private Fahrten separieren und sie bequem als Excel-Tabelle auf den Computer exportieren.

Antrieb – Volvo XC90 B5

Beim Volvo XC90 B5 handelt es sich um einen sogenannten Mild-Hybrid. Das Fahrzeug besitzt also zwei Antriebe. Den Hauptantrieb übernimmt dabei ein konventioneller Benzinmotor, der von einem elektrischen Antrieb in bestimmten Phasen unterstützt wird. Rein elektrisch kann dieser Mild-Hybrid nicht gefahren werden. Ein E-Kennzeichen, wie es voll-elektrische- oder Hybird-Fahrzeuge tragen, gibt es für den XC90 B5 nicht.

Motor, Getriebe, Fahrwerk

Der Benzinmotor wird von einem Elektromotor unterstützt. Der Benzinmotor selbst, ein 4-Zylinder mit 2.0 Litern Hubraum, leistet 184 kW/250 PS. Der Benziner ist quer eingebaut und treibt die Vorderräder an. Das Mild-Hybrid-System besteht aus einer Batterie, die sich zentral im Mitteltunnel und dem hinteren Bereich Befindet. Die elektrische Energie gelangt dabei nicht über einen Stecker ins Auto, sondern über einen integrierten Startergenerator (ISG). Dieser befindet sich direkt am Antrieb – also zwischen Motor und Getriebe – und leitet Energie, die beim Ausrollen und Bremsten entsteht als Generator in die Batterie. Umgekehrt wird diese gewonnene Energie beim Anfahren eingespeist, um den Benzinverbrauch in dieser Phase zu reduzieren.

Fahreindruck Volvo XC90

In vielen Autos sind werden die verschiedenen Fahr-Modi eher spektakulär über das Display animiert, ohne das sich großartig was an der Fahrzeug-Charakteristik ändert. Oft lasse ich das Knöpfchen dieser „Fahrerlenis-Schalter“ unangetastet. Anders im Volvo XC90! Dieser verfügt ebenfalls über verschiedene Fahrerlebnisse, die über eine kleine Walze in der Mittelkonsole ausgewählt werden können. Zur Wahl stehen Effizient, Komfort, Dynamik und Offroad. Der Fahreindruck dieser einzelnen Programme könnte unterschiedlicher kaum sein. Und so lohnt es sich diese ausgiebig zu erkunden.

Fahr-Modi

Für stressfreies Dahingleiten eignet sich Effizient am besten. Hier gerät man auch nicht schnell in Verlegenheit zu sehr auf die Tube zu drücken. Außerdem passt die sanfte Fahrweise zum großen Schweden am besten. Im Dynamik-Modus hingegen sind alle 250 Pferdchen hellwach und abrufbereit. Der Motor fühlt sich agil und durchzugsstark an. Ideal also, wenn es mal schneller gehen muss. Man darf keine High-Performance erwarten, aber es fühlt sich schon durchaus sportlich an. Neben der Empfindlichkeit bei der Beschleunigung bzw. der Gas-Annahme ändert sich auch das Fahrwerk und passt die höhe an. Beim Offroad-Modus pumpen sich die Luft-Balge merklich hoch. Der Luxus-SUV verwandelt sich zwar nicht in einen Geländewagen, die höhere Bodenfreiheit bringt aber mehr Sicherheit auf unbefestigten Flächen.

Effizienz und Praxis-Verbrauch

Nach insgesamt 1.500 Test-Kilometern erreichte ich einen Wert von 9,6 Litern auf 100 Kilometern, was für den Wagen vollkommen in Ordnung geht. Der angegebene WLTP-Wert von 9,3 kann in der Praxis durchaus erreicht werden. Weniger ist aber kaum drin. Bei Autobahnfahrten habe ich es ruhiger angehen lassen. Mit allerhöchstens 140 km/h ist man nicht nur effizient, sondern auch entspannt unterwegs. Zudem passt das gediegene Dahingleiten bestens zum XC90.

Ausstattungslinien und Preise

Der Volvo XC90 B5 mit dem Benziner wird in den Ausstattungsvarianten Momentum und Momentum Pro angeboten. Der stärkere Benziner B6 und der Diesel B5 sind zusätzlich als sportlicher R-Design und luxuriöser Inscription erhältlich.

Serienausstattung Momentum Pro

Der hier gezeigte Testwagen mit dem 250 PS-starken Mild-Hybrid Benziner in der Ausführung Momentum Pro startet ab 66.950 Euro. Zum Serienumfang gehören unter anderem LED-Scheinwerfer, Lederausstattung, Sitzheizung, Digital-Tacho, 9 Zoll Infotainment-System mit Navigation, sowie Apple CarPlay und Android Auto.

Sonderausstattung

Zusätzlich wurden sind in dem Testwagen verbaute Extras wie das Soundsystem von Harman Kardon mit digitalem Radioempfang (1.150 Euro), Dritte Sitzreihe (1.500 Euro), Polsterung (Euro), Laderaum-Paket (950 Euro), Akustik-Verglasung (900 Euro), Luftfahrwerk (2.270 Euro), 21 Zoll Leichtmetallräder (1.860 Euro). Inklusive der verbauten Optionen beträgt der Listenpreis des hier gezeigten Testwagens rund 91.910 Euro.

Wer ein großes, sicheres und zugleich sparsames Auto sucht, ist mit dem Volvo XC90 B5 AWD gut beraten. Günstig ist der Spaß allerdings nicht zu haben und man muss damit leben, dass neue Volvos bei Tempo 180 abgeregelt sind.

Thomas Vogelhuber, Leitender Redakteur AutoScout24 Magazin

Fazit

Der Volvo XC90 – eine runde Sache. Zeitloses und stimmiges Design gepaart mit schönen und top verarbeiteten Materialien. Wer guten Geschmack hat, der fährt mit dem Volvo sicher und entspannt. Die zuverlässige und gut umgesetzte Fahrerassistenz-Technik sowie der hohe Komfort, den der XC90 bietet, machen ihn zum entspannten Reise-Bus. Die Vielseitigkeit für die möglichen Einsatzzwecke aber auch im Antriebs-Charakter zeichnet den Oberklasse-SUV aus.

Daniel Przygoda

Daniel Przygoda aus Dortmund ist im Automobilbereich als Projektingenieur und Journalist tätig. Sein beruflicher Background aus den Bereichen Forschung und Entwicklung bei verschiedenen OEMs sowie Dienstleistern mit fundiertem Fachwissen bringt er mit seiner Leidenschaft für Autos zusammen.

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