Ford Capri (2025) im Test – Elektro-SUV mit Retro-Charme und über 500 km Reichweite

Der Ford Capri ist zurück – aber nicht als klassisches Coupé, sondern als Elektro-SUV. Passen moderne Antriebstechnik und Retro-Charme zusammen, und schafft der neue Capri es, seinem Kultstatus gerecht zu werden?

Ford Capri

• Mittelklasse-SUV mit Elektroantrieb
• Reichweite bis zu 627 km (WLTP, Extended Range)
• Heck- oder Allradantrieb verfügbar
• DC-Ladeleistung bis 135 kW
  10–80 % in 28 Minuten
• Technische Basis: MEB-Plattform (Kooperation mit Volkswagen)
• Produktion im Ford-Werk Köln
• Preise ab 42.400 Euro
• Testwagen: Ford Capri Select Extended Range RWD (55.150 Euro)

Capri, das ist nicht nur ein traumhaftes Urlaubsziel, sondern auch ein Name, der vielen durch das gleichnamige Kultgetränk vertraut ist. Auto-Fans denken dabei natürlich sofort an das sportliche Coupé aus den 1970er- und 80er-Jahren, das sich damals mit Modellen wie dem Opel Manta und dem VW Scirocco duellierte.

Ford will diese glorreichen Zeiten wieder aufleben lassen – allerdings mit einem völlig neuen Konzept. Der Markt für klassische Sport-Coupés ist längst Geschichte, also geht Ford kein Risiko ein und bringt den Capri in die Gegenwart: statt Benzinmotor gibt es Elektroantrieb, statt zweitürigem Coupé ein geräumiges fünftüriges SUV mit fließendem Heck.

Eine kleine Prise Retro durfte dennoch nicht fehlen. Neben der Linienführung erinnern auch die schwarze Frontmaske und das LED-Leuchtendesign an den Ur-Capri. Eine gelungene Hommage aber auch ein Streitpunkt. Denn in der Auto-Szene sorgt die Namenswahl für reichlich Diskussionen. Ob Ford sich mit der Wiederbelebung dieses legendären Namens wirklich einen Gefallen getan hat, muss am Ende jeder selbst beurteilen.

Video: Kurzvorstellung zum Ford Capri

Elektro-SUV auf MEB-Plattform von Volkswagen

Der neue Ford Capri setzt komplett auf Elektroantrieb. Zur Wahl stehen verschiedene Batteriegrößen sowie Varianten mit Heck- oder Allradantrieb. Technische Basis ist die MEB-Plattform des Volkswagen-Konzerns, die auch Modelle wie den ID.4 oder den ID.5 nutzt.

Durch die Kooperation zwischen Ford und Volkswagen nutzt der Capri viele Komponenten, die man bereits aus diesen Modellen kennt – vom Antrieb über die Software bis hin zu einzelnen Bedienelementen im Innenraum. Das ist effizient, sorgt aber auch dafür, dass sich der Capri technisch vertraut anfühlt. Mit einer Länge von 4,64 Metern ordnet sich der Capri in der Mittelklasse ein und konkurriert direkt mit Modellen wie dem VW ID.5, Cupra Tavascan oder Škoda Enyaq Coupé.

Design

Der Ur-Capri ist längst aus dem Straßenbild verschwunden. Wer das Coupé von damals noch vor Augen hat, wird beim neuen Capri trotzdem ein paar vertraute Linien entdecken – auch wenn sich die beiden Fahrzeuge konzeptionell kaum vergleichen lassen.

Das Design des Elektro-SUV greift klassische Elemente auf, ohne retro zu wirken. Die gestreckte Dachlinie und das fließende Heck erinnern an das alte Coupé, während die breite schwarze Frontmaske bewusst eine optische Brücke zum Original schlägt. Markante LED-Leuchten vorne und hinten, große aerodynamisch optimierten Felgen und die klar modellierten Flächen verleihen dem Capri einen modernen, sportlichen Auftritt.

Bei den Lackfarben setzt Ford auf kräftige Töne wie Vivid Yellow oder Blue My Mind – Farben, die den Charakter des Capri unterstreichen und ihn deutlich von den eher nüchternen SUV-Modellen im Ford-Portfolio abheben.

Maße und Gewichte

Innenraum

• Aufgeräumtes, modernes Cockpit-Design
• Guter Materialmix trotz Hartplastik-Anteilen
• Klavierlack durch matte Oberfläche ersetzt (Modelljahr 2025/26)
• Touchflächen für Lautstärke und Funktionssteuerung

Der Innenraum des neuen Capri ist modern gestaltet und wirkt stimmig. Materialien und Farben sind gut aufeinander abgestimmt, was dem SUV eine angenehme Atmosphäre verleiht. Zwar kommt an vielen Stellen harter Kunststoff zum Einsatz, doch die Verarbeitung ist sauber und das Design kaschiert das geschickt. Insgesamt hinterlässt das Interieur einen wertigen Eindruck.

Mit dem Modelljahr 2025/2026 hat Ford den Klavierlack in der Mittelkonsole gestrichen. Die neue matte Oberfläche wirkt etwas schlichter, ist aber im Alltag deutlich unempfindlicher – eine sinnvolle Entscheidung. Die touchsensitiven Bedienflächen, etwa für die Lautstärke, bleiben dagegen erhalten. Sie funktionieren ordentlich, sind aber nicht jedermanns Sache.

Cockpit

• Fahrhebelschalter direkt am Lenkstock
• 5,3-Zoll-Digitalinstrument
• Optionales Head-up-Display (HUD)

Ford setzt auch beim Capri auf ein oben und unten abgeflachtes Lenkrad, das gut in der Hand liegt und dem Innenraum eine sportliche Note verleiht. Praktisch gelöst ist der Wahlschalter für die Fahrstufen, der direkt am Lenkstock sitzt und dadurch leicht erreichbar ist.

Weniger überzeugend ist die Bedienung über die Touchflächen am Lenkrad. Sie reagieren nicht immer präzise, und klassische Tasten mit klar erkennbarem Druckpunkt wären hier deutlich benutzerfreundlicher. Eine schöne Hommage an den Ur-Capri ist dagegen die silberne Lenkradspeiche – ein dezentes, aber gelungenes Detail.

Das digitale Kombiinstrument misst 5,3 Zoll und bietet eine klare, gut ablesbare Darstellung. Die Geschwindigkeit wird zentral angezeigt, was im Alltag praktisch ist. Optional gibt es ein Head-up-Display, das wichtige Fahrinformationen direkt ins Sichtfeld auf die Windschutzscheibe projiziert.

Infotainmentsystem

• 14,6-Zoll-Zentraldisplay im Hochformat
• Neigungsverstellbarer Bildschirm
• Staufach „My Private Locker“ hinter dem Display
• Kabelloses Android Auto und Apple CarPlay
• Induktive Smartphone-Ladeschale

Der Zentralbildschirm ist beim neuen Capri ein echter Hingucker. Der 14,6 Zoll große Touchscreen steht im Hochformat und ist mittig im Armaturenbrett platziert. Das ist beim Navigieren durchaus praktisch und sorgt insgesamt für eine übersichtliche Bedienung. Zusätzlich lässt sich der Bildschirm in der Neigung verstellen, was die Ablesbarkeit verbessert.

Ein cleveres Detail ist das Staufach hinter dem Display. Ford nennt es My Private Locker. Es bietet Platz für Dinge, die nicht offen im Innenraum liegen sollen – etwa das Portemonnaie oder das Smartphone. Das Fach verriegelt automatisch mit dem Fahrzeug – eine einfache, aber nützliche Idee.

Kabellose Smartphone-Integration

Alternativ zum integrierten Navigationssystem können Nutzer ihr Smartphone kabellos über Android Auto oder Apple CarPlay einbinden. Damit lassen sich nicht nur Navigations-Apps wie Google Maps, sondern auch Streaming-Dienste bequem über den Bildschirm nutzen. Ebenfalls kabellos funktioniert das induktive Laden – die Ladeschale dafür ist gut erreichbar in der Mittelkonsole untergebracht.

Sitze vorne

• Sportliche Integralsitze mit gutem Seitenhalt
• Fahrersitz elektrisch, Beifahrersitz manuell verstellbar
• Sitz- und Lenkradheizung verfügbar
• Optional: Massagefunktion

Der Fahrersitz ist elektrisch, der Beifahrersitz manuell verstellbar. Die Integralsitze sehen sportlich aus, sind aber angenehm weich gepolstert und bieten trotzdem guten Seitenhalt – ein ausgewogener Kompromiss zwischen Komfort und Sportlichkeit.

Eine mehrstufige Sitz- und Lenkradheizung gehört beim Capri je nach Ausstattung entweder zum Winter- oder Komfort-Paket. In der höchsten Ausstattungslinie ist sie serienmäßig. Wer das optionale Komfortpaket wählt, bekommt zusätzlich eine Massagefunktion für die Vordersitze – ein nettes Extra, das vor allem auf längeren Fahrten spürbar ist.

Sitze hinten

• Gute Platzverhältnisse im Fond
• Eigene Lüftungsdüsen (keine eigene Klimazone) und USB-C-Anschlüsse hinten
• Isofix-Halterungen mit Top-Tether an den äußeren Sitze

Die Rücksitzbank bietet überraschend viel Platz. Trotz des leicht abfallenden Hecks ist die Kopffreiheit nicht eingeschränkt, und auch der Raum für die Beine ist großzügig. Der Boden im Fond ist nur leicht erhöht, wodurch man in einer entspannten Sitzposition mit moderat angewinkelten Beinen sitzt.

Der Komfort im Fond ist insgesamt gut: Es gibt eigene Lüftungsdüsen, USB-C-Anschlüsse zum Laden sowie Ablagen in den Türverkleidungen und den Rückseiten der Vordersitze.

Isofix-Halterungen 

Kindersitze lassen sich an den beiden äußeren Plätzen der Rücksitzbank über Isofix-Halterungen befestigen. Sie liegen hinter kleinen Kunststoffklappen und sind leicht zugänglich, was die Handhabung im Alltag erleichtert.

Kofferraum

• Elektrische Heckklappe
• Kofferraumvolumen 572 bis 1.510 Liter
• Frunk als Original Ford-Zubehör

Die elektrische Heckklappe des Ford Capri lässt sich wahlweise über einen Schalter im Innenraum, per Fahrzeugschlüssel oder direkt an der Heckklappe öffnen. In der Topausstattung Premium kommt zusätzlich eine Sensorsteuerung hinzu, mit der sich die Klappe per Fußbewegung bedienen lässt.

Die große Öffnung und die niedrige Ladekante erleichtern das Beladen des mindestens 572 Liter großen Gepäckraums. Praktisch ist die flexible Gepäckraumabdeckung, die in der Heckklappe integriert ist und sich bei Bedarf entfernen lässt. Der Kofferraum verfügt über Zurrösen und zusätzliche Ablagen unter dem Ladeboden sowie hinter den Radkästen. Dort befindet sich auch ein herausnehmbares Staufach, ideal für kleinere Gegenstände.

Die Rücksitzbank ist im Verhältnis 40:60 teilbar. Umgeklappt wächst das Ladevolumen auf bis zu 1.510 Liter. Die Ladefläche ist nahezu eben, sodass sich auch größere Gegenstände problemlos verstauen lassen.

Gepäckraum vorne (Frunk)

Optional bietet Ford einen Frunk-Organizer unter der Fronthaube an – perfekt, um das Ladekabel oder andere Kleinteile separat zu verstauen. So bleibt der Hauptkofferraum sauber, und das Kabel ist bei schlechtem Wetter sofort griffbereit.

Der Organizer besteht aus einer passgenauen Kunststoffschale mit elastischem Netz und lässt sich werkzeuglos nachrüsten. Er wird über das Ford-Zubehörprogramm angeboten und kostet rund 150 Euro (UVP) – ein fairer Preis für mehr Alltagstauglichkeit.

Technik und Antrieb

In den letzten Jahren arbeiten Ford und Volkswagen zunehmend zusammen – sowohl im Pkw- als auch im Nutzfahrzeugbereich. Daraus resultiert, dass auch im Capri Know-how aus Wolfsburg genutzt wird. Der Capri wird gemeinsam mit dem Ford Explorer im Kölner Stammwerk gefertigt, wo früher der Fiesta vom Band lief. Die Produktionslinien wurden dafür entsprechend angepasst.

Basis des Capri ist die MEB-Plattform von Volkswagen, ein modularer Baukasten für Elektrofahrzeuge. Diese Plattform kommt bereits in Modellen wie dem VW ID.4 oder ID.5 zum Einsatz und wird nun auch für den Ford Capri und den Explorer genutzt. Dadurch teilen sich die Fahrzeuge viele technische Komponenten, die für E-Fahrzeuge optimiert sind.

Ford bietet den Capri in zwei Reichweitenvarianten an:

• Standard-Range mit Heckantrieb
• Extended-Range mit mehr Reichweite, verfügbar sowohl mit Heck- als auch Allradantrieb

Damit deckt der Capri unterschiedliche Bedürfnisse ab – vom kompakten Alltagsfahrzeug bis zum SUV für längere Strecken.

Technische Daten

Fahreindruck

• Komfortabel abgestimmtes Fahrwerk
• Aktivierbarer Rekuperations-Modus
• Gute Geräuschdämmung
• Fahrassistenzsysteme mit feinfühliger Regelung

Der Fahrhebelschalter direkt am Lenkrad macht den Einstieg unkompliziert: Einmal drehen, Fahrprogramm D wählen – und das zwei Tonnen schwere SUV setzt sich unaufgeregt in Bewegung. Das für Elektroantriebe typische hohe Drehmoment lässt das Gewicht schnell vergessen.

Das Fahrwerk in Verbindung mit den 19-Zoll-Rädern sorgt für einen angenehmen Komfort. Unebenheiten werden zuverlässig abgefedert, sodass der Capri auch auf schlechten Straßen eine ruhige Fahrt bietet. Über die verschiedenen Fahrprogramme lässt sich die Fahrzeugcharakteristik anpassen. Was leider fehlt, ist ein One-Pedal-Drive, also eine Rekuperationsfunktion, bei der das Fahrzeug bis zum Stillstand verzögert. Gerade im Stadtverkehr wäre das eine angenehme Komfortlösung. Möglich ist aber, über die Fahrprogramme vom D- in den B-Modus zu wechseln. Nimmt man dann den Fuß vom Fahrpedal, arbeitet der E-Motor als Generator und verzögert das Fahrzeug. Die dabei gewonnene Energie wird in die Batterie zurückgespeist. Das Auto bremst spürbar ab, ähnlich wie beim Runterschalten, kommt aber nicht vollständig zum Stillstand – für das letzte Stück muss weiterhin das Bremspedal betätigt werden.

Auf der Autobahn steht ausreichend Leistung bereit. Ich habe auf der kurzen Testrunde auch die Fahrerassistenzsysteme ausprobiert. Die Geschwindigkeitsregelanlage und die Spurführung arbeiten feinfühlig und zuverlässig. Weniger überzeugend sind die touchsensitiven Lenkradflächen, die ich unpräzise empfinde – hier wären klassische Tasten deutlich benutzerfreundlicher.

Ladezeiten

Ladetyp	Lade-Leistung	Lade-Zeit (h:mm)
Wechselstrom (AC) Wallbox, Ladesäule	11 kW (3-phasig)	5:16 10–100 %
Gleichstrom (DC) Schnellladestation	135 kW	0:28 10–80 %

Preise und Ausstattung

Der Ford Capri ist in drei Ausstattungsvarianten erhältlich: Style, Select und Premium. Die Basisvariante Style mit Standard-Range-Batterie und Heckantrieb startet bei 42.400 Euro. Die mittlere Variante Select mit größerer Batterie „Extended Range“, mehr Motorleistung und Heckantrieb kostet mindestens 51.400 Euro. Für die höheren Varianten Select und Premium ist optional ein stärkerer Allradantrieb verfügbar – der Aufpreis beträgt 4.000 Euro. Der hier gezeigte Testwagen ist ein Capri Select mit zusätzlicher Sonderausstattung, wodurch der Preis auf 55.150 Euro steigt.

Sonderausstattung im Testwagen Capri Select

• Fahrerassistenz-Paket (+1.800 Euro)
  360-Grad-Kamera, Head-up-Display, elektrische Heckklappe mit Sensorsteuerung, aktiver Park-Assistent, Spurhalte- und Spurwechsel-Assistent.
• Wärmepumpe (+1.050 Euro)
• Komfortpaket (+900 Euro)
  Kunstleder/Stoff-Polster, Sitzheizung für Fahrer und Beifahrer, Lenkradheizung, Luftausströmer und USB-Anschlüsse für die zweite Sitzreihe, induktive Ladeschale für Smartphones.

Vor- und Nachteile

Vorteile

• Durchdachter Innenraum mit vielen Ablagen 
• Funktionaler und gut integrierter Zentralbildschirm
• Guter Qualitätseindruck
• Komfortable Fahreigenschaften
• Gute Reichweite in der Extended-Range-Variante

Nachteile

• Bedienung über touchsensitive Flächen teils umständlich
• Kein One-Pedal-Modus
• Durchschnittliche DC-Ladeleistung
• Wärmepumpe nicht serienmäßig

Fazit

Name hin oder her – die Welt dreht sich weiter. Aus Capri-Sonne wurde Capri-Sun, und den Plastik-Strohhalm gibt es schon lange nicht mehr. Ford geht denselben Weg. Viele hätten sich wohl über die Rückkehr des klassischen Sport-Coupés gefreut, doch realistisch betrachtet: Wer würde heute tatsächlich eines kaufen?

Trotz aller Kritik hat Ford den Mut gehabt, neben dem Mustang Mach-E ein weiteres Elektro-SUV zu platzieren. Zwar füllt der Capri keine Lücke zwischen Mustang Mach-E und Explorer, bietet aber eine zusätzliche Variante in diesem Segment. Der Capri ist kein emotionaler Sportwagen, bringt aber einen einzigartigen Charme mit. Die Retro-Zutaten sind sparsam, aber spürbar – ein kleines Augenzwinkern zum Ur-Capri. Ein Vergleich mit dem klassischen Coupé ist kaum sinnvoll, dafür liegt zu viel Zeit dazwischen.

Insgesamt ist der neue Capri eine gelungene Neuinterpretation, die sich in die heutige Zeit einfügt. Trotz seines Elektro-SUV-Charakters zeigt er eine klare Persönlichkeit. Eine schöne Verbeugung vor dem Kultauto, ohne dass man sich an Nostalgie klammern müsste.