Volvo V60 Polestar
Fahrbericht, Volvo

Kraft-Kombi im Test: Volvo V60 Polestar mit 367 PS!

GTI, M oder AMG – das sind Prädikate leistungsstarker Modelle deutscher Autoherstellern. Wenn es in Schweden heiß her geht, ist Polestar das Label für Sportlichkeit und Performace. Wir sind den Kraft-Kombi Volvo V60 Polestar gefahren.

Sportlich, sportlich…

Alter Schwede, geht der ab! Satte 367 PS unter der Haube, Allradantrieb und eine Priese Motorsport. Diese vielversprechende Grundlage soll aus einem gewöhnlichen Kombi eine Spaßmaschine für den Alltag machen. Doch typisch Volvo, trägt auch dieser nicht dick auf. Was bei unserem Testwagen direkt auffällt, ist der knallige Lack. Das Rebel-Blau ist nicht unbedingt die typische Volvo-Farbe. Was aber typisch ist, ist dass die Marke Volvo dafür bekannt ist, anders zu sein. So überraschen die Schweden mit diesem kraftvollen Performance-Modell. Und Kraft hat der Mittelklasse-Kombi mehr als ausreichend! Neben der Farbe, die es exklusiv für das Top-Modell der V60-Baureihe gibt, deuten 20 Zoll große Leichtmetallräder und eine doppelflutige Sport-Auspuffanlage mit runden Endrohren zu den äußeren Erkennungsmerkmalen.

Im Interieur setzt sich die skandinavische Zurückhaltung fort, ohne den sportlichen Charakter zu verlieren. Das für Polestar typische Blau findet sich auch innen wieder. Sitze und Türverkleidung sind mit einer Kombination aus glattem Nappaleder und einem Microfaserstoff, der rauem Wildleder ähnelt, bezogen. Einen gelungenen Akzent setzen die blauen Ziernähte. Einen Materialmix auch beim Lenkrad. Der griffig in der Hand liegende Lenkradkranz ist außen mit perforiertem Leder und innen in Wildlederoptik bezogen. Platz nimmt man vorne auf sehr bequemen Sportsitzen die einen guten Alltagsnutzen bringen und dennoch einen festen Halt bieten. Dekoreinlagen aus Echt-Karbon bringen weiteres Motorsport-Flair in den Innenraum und sehen zudem sehr gut aus. Die Verarbeitungsqualität hier ist insgesamt sehr ordentlich. Familienväter aufgepasst: Es gibt hier auch reichlich Platz! Mit der guten Variabilität und einem Kofferraumvolumen von 430 Litern macht der V60 auch als Familienauto eine gute Figur.

Fahrleistungen

Für den Spaß Hauptverantwortlich ist ein 2 Liter Motor, der unter der Haube steckt. Dank Turbo- und Kompressor-Aufladung erfolgt eine gleichmäßige Leistungsentfaltung der 367 PS (siehe Leistungsdiagramm), die auf alle vier Räder übertragen werden. Für ein sportlicheres Fahrverhalten ist die Kraftübertragung des Allradsystems von BorgWarner leicht hecklastig ausgelegt. Das maximale Drehmoment zwischen 3.100 und 5.100 Umdrehungen pro Minute an und beträgt 470 Newtonmeter. Von 0 auf 100 km/h sprintet der blaue Kombi in schnellen 4,8 Sekunden. Ende ist dann bei 250 km/h. Da regelt der Volvo elektronisch ab. In der Top-Version lässt man schalten: Das Geartronic-Automatikgetriebe verfügt über acht Stufen. Ein manuelles Getriebe ist für den Polestar nicht vorgesehen. Wer möchte, darf sich gerne an zwei schönen Schaltpaddels am Lenkrad austoben und durch die Gangstufen der Geartronic klicken.

Performance-Parts

Ein leistungsfähiger Motor macht noch lange keinen Sportwagen und so ist es auch bei den Polestar-Modellen. Rennsporttechnik sorgt dafür, dass sportliche Fahrleistungen erreicht werden.

Zwischen den Speichen der schönen 20 Zoll Leichtmetallräder sind die großen geschlitzten und innenbelüfteten Bremsscheiben zu erkennen. Der Durchmesser an der Vorderachse beträgt 371 Millimeter. Die Sportbremsanlage von Brembo mit 6-Kolben-Bremssätteln macht schon im Stand einen standfesten und kräftigen Eindruck. Die Verzögerungswerte aus hohem Tempo sind trotz des Leergewichts von knapp 1,8 Tonnen gut. Einzig das Pedalgefühl könnte besser sein.

Bei dem Fahrwerk setzt Volvo ebenfalls auf Rennsport-Technik. Die einstellbaren Stoßdämpfer liefert der schwedische Fahrwerksspezialist Öhlins. Im Werks-Setup vermittelt es einen sportlich straffen Charakter ohne übertrieben hart zu wirken. Wer mehr möchte, kann aber auch selbst Hand anlegen und das Fahrwerk komfortabler oder sportlicher einstellen. Die ohnehin schon sehr steife Karosserie bekommt eine Karbonfaser-verstärkte Domstrebe an der Vorderachse, die zudem das Fahrverhalten in Kurven verbessern soll. Auch die Servolenkung, die ebenfalls ein sportlicheres Polestar-Setup erhalten hat, macht einen überaus guten Eindruck. Das Lenkgefühl ist gut und erfreut durch direktes Lenkverhalten. Ebenfalls eine Menge Freude macht der Sound. Dem Edelstahl-Abgassystem mit Klappenauspuff entflieht ein kernig-kraftvoller Klang, dem jedem Motorsport-Fan das Herz schneller schlagen lässt.

Sicherheit und Assistenzsysteme

Wenn Volvo für eins bekannt ist, dann für Sicherheit. Bei sportlichen Modellen soll dies nicht anders sein und so ist die serienmäßige Sicherheitsausstattung entsprechend umfangreich. Die gesamte Palette aufzuzählen, würde den Beitrag sprengen und so habe ich nur ein paar Systeme hervorgehoben, die in der Praxis häufiger zum Einsatz kommen.

So zum Beispiel der ein adaptiver Tempomat, der einen ausreichenden Abstand zum vorausfahrenden Fahrzeug hält und die Geschwindigkeit selbstständig anpasst. Die Stauassistent-Funktion sorgt auch bei Stopp-and-Go-Verkehr für entspanntes vorrankommen. Als Orientierung dient ebenfalls das vorrausfahrende Fahrzeug. Abbremsen und selbstständiges Anfahren regelt das System ganz allein. Der integrierte Bremsassistent Pro warnt den Fahrer wenn er zu dicht auffährt. Hierbei leuchtet eine LED-Leiste im direkten Sichtfeld rot auf. Sogar eine Notbremsung kann automatisch eingeleitet werden. Zudem verfügt der Bremsassistent über eine Fußgänger- und Fahrradfahrer-Erkennung.

Besonders praktisch ist die kamerabasierte Verkehrszeichenerkennung, die erkannte Verkehrszeichensymbole im Kombiinstrument und im Head-Up-Display darstellt und so den Fahrer auf Tempolimits aufmerksam macht. Und bei Dunkelheit sorgen Bi-Xenon-Scheinwerfer mit dynamischem Kurvenlicht und Abbiegelicht für eine gute Ausleuchtung.

Verbrauch

Der Verbrauch nach NEFZ liegt bei 8,1 Litern Super auf 100 Kilometern. Und auch wenn man die Pferdchen springen lässt, zeigt sich Volvos Performance-Modell vergleichsweise recht genügsam. Auf unserer kurzen, sehr flotten Runde zeigte der Bordcomputer um die 11 Liter an, was in Anbetracht des enorm hohen Leistungspotentials wirklich in Ordnung geht.

Preise und Ausstattung

Die Preise für den V60 Polestar beginnen ab 69.000 Euro. Die Limousine S60 ist 1.000 Euro günstiger. Neben dem auffälligen Rebel-Blau, wie es bei unserem Testwagen zu sehen ist, gibt es noch Lacke in Silber, Schwarz und Weiß – letzteres ohne Aufpreis. Die Ausstattung ist nahezu komplett und bietet unter anderem eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik, elektrisch Verstellbare Sportsitze mit Memory-Funktion für den Fahrer, Sensus 3D-Navigationssystem mit Sprachsteuerung, Premium-Soundsystem, Alarmanlage, beheizbare Frontscheibe sowie eine Einparkhilfe vorne und hinten mit einer Rückfahrkamera.

Über Polestar

Das einstige Rennsport-Team Polestar setzt seit jeher auf Volvo und konnte bereits zahlreiche Erfolge in verschiedenen Tourenwagen-Rennserien verbuchen. Im Jahr 2009 wurde Polestar zum Performance-Partner von Volvo. Seit letztem Jahr wurde Polestar übernommen und gehört nun fest zu Volvo. Neben Performance-Parts und Software-Optimierung gibt es auch komplette Fahrzeuge, wie den Volvo S60 und V60 Polestar, die dieses Label tragen dürfen.

Fazit

Diesem Kombi macht in Sachen Motorleistung, Ausstattung und Sicherheit keiner so schnell was vor.  Der V60 Polestar bietet ein rundes Paket aus Sportlichkeit und Alltagsnutzen. Der Allradantrieb ermöglicht eine gute Performance und bietet zudem ein hohes Maß an Sicherheit. Die Qualität ist auf dem Maß, welches man von einem Volvo erwartet. Wer sich für dieses Kraftpaket entscheidet, fährt gewiss nicht irgendeinen Sport-Kombi, der an jeder Ecke steht. Denn von den insgesamt 1.500 Fahrzeugen dieser Sonderserie, sind gerade mal 150 Einheiten für Deutschland vorgesehen.

Daniel Przygoda

Daniel Przygoda aus Dortmund ist im Automobilbereich als Projektingenieur und Journalist tätig. Sein beruflicher Background aus den Bereichen Forschung und Entwicklung bei verschiedenen OEMs sowie Dienstleistern mit fundiertem Fachwissen bringt er mit seiner Leidenschaft für Autos zusammen.

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