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Alltags-Check, Fahrbericht, Land Rover

Range Rover Evoque D240 R-Dynamic – Neuer Hightech-SUV im Test

Ein echtes Desinerstück ist der neue Range Rover Evoque auf jeden Fall! Doch kann er der stylische-Begleiter für den Boulevard mehr als nur gut aussehen? Welche Qualitäten wirklich in dem SUV stecken, zeigt der Alltags-Check mit dem Range Rover Evoque mit 240 PS.

Range Rover Evoque D240 R-Dynamic SE

Land Rover ist die Geländewagen-Marke schlechthin. Neben den robusten Defender aber auch dem Discovery, die für den echten Offroad-Einsatz konzipiert sind, gibt es auch luxuriöse SUV. Die Range-Rover-Modelle besitzen ebenfalls einen Allrad-Antrieb, sind aber eher urbanen Großstadt-Dschungel gedacht. Einen davon, den Range Rover Evoque D240 R-Dynamic SE – also den 240 PS starken Diesel – habe in diesem besagten Dschungel im Alltag getestet.

Range Rover Evoque
Geländewagen-Gene noch vorhanden: Auch auf unbefestigten Wegen bietet das Fahrwerk viel Komfort.

Land Rover Experience

Das erste Mal, als ich den ersten Range Rover Evoque kennenlernen und fahren durfte, war nicht beim Händler um die Ecke, sondern beim Vorentscheid zur Land Rover Experience. In einem riesigen Steinbruch bei Wülfrath bot Land Rover die Möglichkeit sich für eine Expedition zu qualifizieren. Denn wenn Land Rover für etwas bekannt ist, dann für Allrad und Abenteuer. Diese Veranstaltung bot die Gelegenheit die Produktpalette in „artgerechter“ Umgebung auszuprobieren. Auf speziell präparierten Routen, die durch das Gelände des Steinbruchs führten, ging es über Steigungen, Verschränkungen und Wasserdurchfahrten. Felsiger, matschiger und sandiger Untergrund bekamen die Land Rover Modelle unter die Räder.

Der Evoque der ersten Modellgeneration kam damals frisch auf den Markt. Ich war äußerst beeindruckt, wie Geländetauglich, die oft als Stadt-SUV verschriebenen Fahrzeuge waren. Denn für den Offroad-Einsatz waren die Fahrzeuge nicht extra umgerüstet worden. Selbst bei den Reifen kamen gewöhnliche Straßenreifen zum Einsatz. Um von dem kleinen Exkurs wieder zurück in die Gegenwart zu kommen: Ich kann jedem, der ein kleines bisschen hungrig nach Abenteuern ist, ein solches Offroad-Fahrtraining empfehlen – zum Beispiel beim Vorentscheid zur Land Rover Experience.

Weitere Informationen:

www.landrover-experience.de/

Stylisch futuristisches Außendesign

Mit Range Rover assoziiere ich zwei Dinge: Allrad und Luxus! Über beides verfügt auch der Range Rover Evoque. Gestalterisch hat diese zweite Modellgeneration des Evoque, die es seit 2019 gibt, viele Elemente der größeren Range Rover-Modelle erhalten. Und die stehen ihm äußerst gut. Scheinwerfer und Rückleuchten gehen in die Kotflügel über und ziehen sich tief in die Seitenlinie. Besonders futuristisch wirken die Türgriffe. Diese sind bündig in die Karosserie integriert und fahren bei Bedarf elektrisch aus. Der Range Rover Evoque ist das kleinste Modell von Land Rover. Das Design wirkt durch die schmale Fensterlinie und das nach hinten abfallende Dach, das zudem noch farblich abgesetzt ist, sehr dynamisch.

Früher gefiel mir das progressive Design sehr: eine hohe Oberflächenspannung der Karosserie und scharfe, klare Linien zeichnen das Design aus. Heute habe ich mich daran etwas satt gesehen und erwarte von den künftigen Generationen Evoque offener gestaltete Flächen.

Benjamin Brodbeck, AUTOmativ.de

Innenraum: Modern, geradlinig, digital

Steigt man in den neuen Range Rover Evoque, wird man von einem schnörkellosen und strukturierten Innenraum empfangen. Viele Bedienknöpfe und Schalter gibt es nicht. Stattdessen großflächige Bildschirme, über die sich Fahrzeugfunktionen anzeigen und einstellen lassen. Auf der Mittelkonsole ist noch ein klassischer Automatik-Wahlhebel platziert. Ganz modern ist der digitale Tacho. Zwar gibt es im Evoque auch noch eine ganz klassische Version, jedoch wertet dieses Extra das Fahrzeug deutlich auf. Der 12,3 Zoll große TFT-Screen löst hoch auf und bringt neben den Infos über Geschwindigkeit und Drehzahl zusätzlich Navigation, Fahrzeugdaten und Infotainment. Ebenfalls gut umgesetzt ist das Head-up-Display (HUD). Relevante Infos werden hochauflösend und in Farbe zentral in das Sichtfeld des Fahrers projiziert.

Modernes Interieur

Etwas außergewöhnlich aber sehr chic ist die grau-anthrazitfarbene Polsterung im Range Rover. Die Kombination aus hochwertigem Stoff und Leder lockert den Innenraum auf und wirkt sehr modern. Die Sitze selbst passen wie angegossen. Großzügige Sitzflächen und zahlreiche Verstellmöglichkeiten bringen höchsten Sitzkomfort. Hinzu kommen Luxus-Features wie Sitzklimatisierung (Sitzheizung- und -lüftung) und eine Massage-Funktion. Diese bieten zahlreiche individuell einstellbare Massage-Programme und Intensitäts-Stufen. Einmal ausprobiert, mag gar nicht mehr ohne.

Großzügige Platzverhältnisse – auch hinten

Auch wenn der Range Rover Evoque als Kompakt-SUV geführt wird, heißt es nicht, dass an den Platzverhältnisse gespart wurde. Im Gegenteil! Vorne als auch hinten geht es luftig zu. Auf der Rückbank gibt es viel Beinfreiheit. Auch große Erwachsene sitzen hier sehr bequem. Hinten darf man sich zudem über eine eigene Klimasteuerung und beheizte Sitze freuen.

Infotainment

Das 10 Zoll große Touchscreen des Infotaimentsystems ist zentral in das Armaturenbrett integriert. Die Bedienoberfläche ist grafisch toll umgesetzt. Die Navigation durch die Menüstruktur gelingt sehr gut. Der Bildschirm ist nicht zu überfrachtet mit Informationen. Groß dimensionierte Buttons mit Piktogrammen erleichtern die Bedienung und lenken nicht zu sehr ab. Das Infotainmentsystem selbst verfügt über eine ebenfalls gut umgesetzte Smartphone-Integration. Mit Apple CarPlay und Android Auto lassen sich ausgewählte Apps (z.B. Musik-Streaming oder Google Maps) vom eigenen Smartphone, welches per USB angeschlossen wird, über die Bedienelemente im Fahrzeug steuern und wiedergeben.

Kofferraum

Das Kofferraumvolumen des Evoque beträgt 472 Liter. Im Vergleich zum Vorgänger, bei dem nur 420 Liter rein passten, ist das ein echter Zugewinn für den Laderaum. Trotz der hohen Karosserie befindet sich die Ladekante mit stufenlosem Übergang in den Kofferraum auf einer angenehmen Höhe. Getränkekisten lassen sich gut einladen. Durch umlegen der Rücksitzbank lässt sich der Gepäckraum auf bis zu 1.156 Liter erweitern. In Sachen Platz und Variabilität steht der Evoque einem klassischen Kombi im nichts nach. Wem das noch zu wenig sein sollte, kann den Evoque auch mit einer Anhängerkupplung ordern. Diese ist, wie es sich für ein solch stylisches Gefährt gehört, elegant unter dem hinteren Stoßfänger versteckt. Auf Knopfdruck kann die Vorrichtung ausgefahren werden. Die Anhängelast beträgt bis zu 1.800 Kilogramm bei einer maximalen Stützlast von 100 Kilogramm.

Fahreindruck

Entspannt bei langen Strecken

Mit dem Range Rover Evoque habe ich einen besonders abwechslungsreichen Test hinter mir. Neben ein paar langen Strecken, die ich besonders durch das komfortable Fahrwerk und noch mehr durch die exzellenzen Sitze mit Komfort-Features wie der Massage-Funktion entspannt runterspulen konnte. 600 Kilometer ohne Verspannung hatte ich selten.

Hohe Kraftreserven dank hohem Drehmoment

Wo ich mich wirklich zügeln musste, war beim Tempo. Ich bin wahrlich nicht jemand der schnell fährt. Ehrlich gesagt reicht mir meistens die Richtgeschwindigkeit für entspanntes Fahren. Der Evoque hat da unbewusst an meinen Fahr-Gewohnheiten geschraubt. Ob Autobahn oder Landstraße – das komfortable Fahrwerk und die gute Straßenlage vermitteln zusammen mit dem niedrigen nach innen dringende Geräusch-Nivieau ein hohes Sicherheitsgefühl. Durch den kräftigen und Drehmoment-starken Motor habe ich auch oft nicht gemerkt, wie schnell ich tatsächlich bin. Zum Glück bin ich in keine Radarfalle getappt. Dennoch war ich nicht selten überrascht, wie ruhig sich der Wagen bei hohem Tempo verhält und man es einfach nicht mitbekommt.

Komfortables Fahrwerk

Selbes gilt für das exzellente Fahrwerk. Das Adaptive Fahrwerk verfügt über unterschiedliche Fahrprogramme. Bei hohem Tempo verhält sich die hohe Karosserie ruhig. Auch das Befahren unbefestigter Straßen schreckt den Evoque nicht ab. Der Fokus liegt stets auf Fahrkomfort.

Gute Übersicht im dichten City-Verkehr

Neben den langen Fahrten bin ich auch regelmäßig mit dem Range Rover durch den dichten Berufsverkehr zur Arbeit gefahren. Nützlich waren da die gute Übersicht. Enge Parklücken sind zwar eng geblieben aber das Rangieren und Einparken waren auch mit Unterstützung des guten Surround-Kamerasystems easy zu meistern. Die Weitwinkel-Kameras decken jeden Winkel rund um das Fahrzeug ab. Bei Bedarf kann man sich das Kamerabild einzelner Kameras anzeigen lassen, z.B. die Front-Kamera beim vorwärts Ausparken aus einer unübersichtlichen Ausfahrt oder die Seiten-Kamera, um sich beim Einparken nicht die Felgen am Bordstein zu zerkratzen.

Digitaler Rückspiegel

Mein absolutes Highlight beim Range Rover Evoqe war der digitale Rückspiegel. Als ich das erste Mal von dieser Funktion gehört habe, dachte ich an überflüssiges Technik-Schnickschnack. Doch schon auf den ersten Kilometern mit dem Evoque wurde ich direkt eines Besseren belehrt. Warum das? Dass heutige Autos in Sachen Übersichtlichkeit nicht die besten sind, ist ja bekannt. Beim Evoque ist es nicht viel anders. Das abfallende Dach, die schmalen abgedunkelten Scheiben und die hinteren Kopfstützen sind für die Sicht hinderlich.

ClearSight Smart View Technologie

Das Kamera-basierte ClearSight-Smart-View-System bringt Licht ins Dunkle. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Als ob es davon im Evoque nicht genug gebe, verwandelt sich durch Umlegen eines kleinen Hebelchens der klassische Innenspiegel in ein weiteres Display. Das Bild liefert eine Kamera, die sich außen am Heck des Fahrzeugs befindet. Hier gibt es nichts, was die Sicht einschränken kann. Allerdings ändert sich der Blickwinkel, was anfangs etwas ungewohnt ist. Die Vorteile beim Kamera-basierten System überwiegen aber. Das deutlich größere und nicht verdeckte Sichtfeld verbessert die Übersicht. Der Tote Winkel wird minimiert. Dunkelheit und schlechte Witterung sind ebenso kein Problem. Die Blendung durch Scheinwerfer-Licht reduziert sich, was besonders angenehm für blend-empfindliche Augen ist.

Weitere Infos zum digitalen Rückspiegel im Technik-Spezial:

Für bessere Sicht: Digitaler Rückspiegel im Range Rover Evoque

Der Kamera-Rückspiegel ist ein nettes Gimmick, das tatsächlich die Sicht nach hinten verbessert – oder sogar für alle Insassen ermöglicht. Jedoch bedarf es einer gewissen Ein- und Umgewöhnung, denn der Maßstab passt nicht mehr zum bisher bekannten. Mit mindestens 674 Euro ist er ein hochpreisiges Extra.

Michael Blumenstein, Chefredakteur Autoflotte

Aufmerksame Fahrerassistenzsysteme

Toter-Winkel-Warnsystem bei Türöffnung

Eine ebenso gute Unterstützung bieten die zahlreichen Fahrerassistenzsysteme. Der Notbrems-Assistent ist auch nach Feierabend in der Rushhour noch hellwach, genau so wie die Verkehrsschild-Erkennung, die unter anderem das Tempolimit anzeigt. Gerade diese funktionierte zu großen Teilen zuverlässig – zumindest zuverlässiger als in vielen anderen Fahrzeugen auf meiner Pendelstrecke. Ebenso praktisch ist ein Warnsystem, dass beim Aussteigen vor rückwärtigem Verkehr aufleuchtet. Die aufleuchtende LED befindet sich direkt am Türgriff.

Preise und Ausstattungslinien

Beim neuen Range Rover Evoque beginnen die Preise ab 38.100 Euro. Man hat die Wahl zwischen den drei Ausstattungslinien Evoque, R-Dynamic und First Edition. In der Grundversion hat der Evoque bereits LED-Scheinwerfer, 17 Zoll Leichtmetallräder. Assistenzsysteme, wie Geschwindigkeitsregeler, Spurhalte- und Notbrems-Assistent sowie Offroad-Fahrprogramme gehören ebenso dazu. Parksensoren und sogar eine Rückfahrkamera gehören ebenso zum Standard.

Testwagen: Range Rover Evoque R-Dynamic

Der hier getestete Evoque ist in der mittleren Ausstattungslinie R-Dynamic, für den mindestens 40.550 Euro fällig werden. Mit der 240 PS starken Diesel-Motorisierung in Verbindung mit einem Automatikgetriebe werden in der Ausstattungslinie R-Dynamic mindesten 60.550 Euro fällig. Mit den reichhaltigen Optionen beträgt der Listenpreis dieses Test-Autos 69.666 Euro. Dazu zählen unter anderem Matrix-LED-Scheinwerfer, Adaptives Fahrwerk, Panoramadach, elektrisch verstellbare Sitze mit Komfort-Funktionen, Surround-Soundsystem von Meridian, Digitales Radio (DAB+), Kamerasystem, Head-up-Display.

Sinnvolles Extra

Wer sich den Range Rover Evoque zulegen möchte, der sollte keinesfalls den digitalen Rückspiegel weg lassen. Zwar ist ClearSight Smart View mit 674 Euro nicht günstig aber es bietet einen echten hohen Gewinn an Sicherheit und Komfort. Und ich muss gestehen, dass es das erste war, was ich vermisst habe, nachdem ich den Wagen zurück gegeben habe.

Fazit

Der Range Rover Evoque schafft es nicht nur mit seinem gelungenen und eigenständigen Design zu überzeugen. Der kompakte SUV überrascht vor allem mit seinen inneren Werten. Zwar steckt im Kompakt-SUV jede Menge Technik – was anfangs vielleicht etwas abschreckt – jedoch bringt vieles davon einen echten Zugewinn an Komfort und Sicherheit. Obwohl der Evoque kein kleines Auto ist, verliert man auch im dichtesten Stadtverkehr nicht die Übersicht. Und wenn es mal eng werden sollte, wachen die zuverlässig arbeitenden Assistenzsysteme über einen. Auf der Langstrecke wird der Brite zum entspannten Reisebegleiter. Der kräftige und trotzdem effiziente Diesel rundet das Paket, dass der neue Evoque bietet, ab.

Daniel Przygoda mit dem neuen Evoque

Daniel Przygoda

Daniel Przygoda aus Dortmund ist im Automobilbereich als Projektingenieur und Journalist tätig. Sein beruflicher Background aus den Bereichen Forschung und Entwicklung bei verschiedenen OEMs sowie Dienstleistern mit fundiertem Fachwissen bringt er mit seiner Leidenschaft für Autos zusammen.

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