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Alltags-Check, Fahrbericht, Volvo

Volvo XC90 D4 Momentum – Großer SUV mit kleinem Diesel im Alltagstest

Frei nach dem Motto „Gegensätze ziehen sich an“ testen wir das größte Volvo-Modell mit der Einstiegsmotorisierung. Wie gut passen großer Premium-SUV Volvo XC90 D4 und kleiner Motor mit Frontantrieb zusammen? Taugt diese Kombination und wie effizient fährt man mit dem 140 kW (190 PS) starken Diesel im Alltag?

Design: Swedish Understatement

Vor allem das neue Markendesign, das der Volvo XC90 2015 zu seiner Markteinführung eingeführt hat, findet bei den Kunden auf großen Zuspruch. Trotz seiner Größe ist der Auftritt des großen Schweden eher zurückhaltend. Klare Linienführung beim Exterieur. Eyecatcher sind „Thor’s Hammer“ – die LED-Tagfahrleuchten und Volvos neues Erkennungsmerkmal. Das Heck fast schon traditionell mit den unverwechselbar bis ins Dach gezogene Heckleuchten. Innen setzt sich die zurückhaltende Schlichtheit fort. In Sachen Bedienelemente setzt Volvo auf „weniger ist mehr“ – weniger Knöpfe, dafür mehr Bedienkomfort. Die Anzahl der Schalter sind aufs wichtige reduziert. Die meisten Funktionen werden über den neun Zoll großen Touchscreen gesteuert. Besonderheit: der Bildschirm ist im Hochformat ausgerichtet und der Menüaufbau ähnelt dem eines Tablets oder iPads und ist dementsprechend intuitiv. Mit dem Home-Button gelangt man direkt zurück auf die Startseite.

Warum die Basismotorisierung?

Vor knapp zwei Jahren durfte ich bereits den XC90 fahren und war mit der Top-Motorisierung T8 unterwegs. Mit 235 kW (320 PS) unter der Haube war der Spaßfaktor dementsprechend hoch und auch die Testrouten im verschneiten Gebirge nicht unbedingt mit dem zu vergleichen, wo man sonst täglich langfährt. Umso neugieriger hat mich dann der kleine Diesel gemacht, den ich für zwei Wochen im unter Alltagsbedingungen bewegen durfte. In Anbetracht der Größe und des Gewichts – der XC90 wiegt leer rund 2,1 Tonnen – mag man zuerst zweifeln, ob die Einstiegsmotorisierung mit 140 kW (190 PS) im Alltag ausreicht. Um es vorweg zu nehmen: mit dem D4 werden die meisten wohl nichts falsch machen. Der XC90 ist von seinem Charakter her sowieso kein dynamischer Sportwagen, mit dem man die Bergpässe hoch und runter düsen möchte. Das Oberklassemodell bietet dafür eine riesen Portion Komfort ohne einen lahmen Eindruck zu machen und natürlich Unmengen an Platz. Doch zum Fahrgefühl später mehr.

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Raumangebot

So ein luxuriöses Fahrzeug wie den Volvo XC90 möchte man gar nicht mit irgendwelchen Nutzfahrzeugen vergleichen aber er kann glatt als elegante Version eines Kleinbusses durchgehen. Im Handumdrehen lassen sich nämlich noch zwei zusätzliche Sitze (+1.500 Euro) aus dem Kofferraum klappen. Durch die verschiebbaren Sitze in der zweiten Reihe ist der Innenraum äußerst variabel. Eine besonders clevere Funktion bringt die der mittlere Sitz in der zweiten Sitzreihe mit sich. Mit einem Griff unter die Sitzfläche lässt sich diese hochklappen und als Kindersitz nutzen.

An Reise- oder Freizeitgepäck braucht nicht gespart werden. Die große elektronisch öffnende Heckklappe schluckt ordentlich. In Zahlen ausgedrückt sind das 692 Liter (721 Liter beim 5-Sitzer) – da kann nicht einmal jeder Kombi mithalten. Wem dies dennoch nicht ausreichen sollte, kann durch Umklappen der zweiten und dritten Sitzreihe das Ladevolumen auf bis zu 1.868 Liter erweitern. Um das Be- und Entladen zu erleichtern, lässt sich die Hinterachse des Luftfahrwerks per Knopfdruck um bis zu 50 Millimeter absenken – nicht unwichtig bei einem hohen SUV!

Smarte Fernbedienung und praktische Features: Volvo On Call App

Das eigene Auto mit dem Smartphone zu steuern ist wirklich nicht nur was für Technik-Nerds. Die dafür benötigte App ist schnell installiert und findet sich für Smartphones mit Android-Betriebssystem im Play Store oder für Nutzer eines Apple iPhone im iTunes App Store. Die Bedienoberfläche ist einfach strukturiert und selbsterklärend. Nachdem das Fahrzeug mit der App verbunden wurde, kann es direkt losgehen. Die Online-Anbindung bringt zahlreiche nützliche Funktionen mit sich: Die bereits beschriebene Steuerung der Standheizung ist nur eine davon.

Ebenfalls praktisch ist die Programmierung des Navigationssystems. Weitere Funktionen sind die Steuerung von Licht und Hupe sowie Fahrzeugortung und -verriegelung. Interessant für Dienstwagennutzer ist das elektronische Fahrtenbuch. Über die App lässt sich dieses jederzeit abrufen und als Excel-Tabelle per E-Mail versenden. Geschäftliche und private Fahrten lassen sich somit leicht und übersichtlich zuordnen. Unabhängig von der App funktioniert das Volvo On Call Notrufsystem. Per Knopfdruck wird man mit einem Callcenter verbunden und kann so schnelle Hilfe bei einem Unfall oder Panne anfordern.

Komfort für Laternenparker

„Reinsetzen und wohlfühlen“ lautet hier das Motto! Der Testwagen verfügt nämlich über eine Standheizung, die sich über Volvo On Call App per Smartphone steuern lässt. Wohlfühlatmosphäre auf Knopfdruck! Da es momentan eh fröstelt und ich keine Garage habe, kommt dieses Feature wie gerufen. Da die Zeiten an denen ich ins Büro pendle Wochentags immer dieselben sind, habe ich mir in der App direkt die Startzeiten für die Standheizung festgelegt. Aber auch wenn man morgens eher spontan unterwegs ist, kann man die Fahrzeugklimatisierung beim Frühstück steuern.

360° Rundumsicht

Für gewöhnlich bin ich eher mit kleineren Fahrzeugen unterwegs. Der Umstieg auf den großen Volvo ist dennoch ohne Probleme zu bewältigen. Das Karosserie-Layout ist übersichtlich ausgelegt und die Dimensionen lassen sich gut einschätzen. Ist dennoch mal Rangierarbeit gefragt, in der es um wenige Zentimeter geht, erzeugen vier Weitwinkelkameras ein Kamerabild aus der Vogelperspektive, in der man auf einem Blick das gesamte Fahrzeug im Blick hat. Beim Rückwärts ausparken beobachten Radarsensoren um Heckstoßfänger den Querverkehr. Erfasst das System andere Verkehrsteilnehmer, wird dies auf dem Display und akustisch dem Fahrer mitgeteilt. Während der Fahrt überwacht der Tote-Winkel-Assistent, der ebenfalls auf die Radarsensoren zurückgreift, den Rückwertigen Verkehr. Gefahrensituationen/Rückwärtiger Verkehr werden durch LED in den Außenspiegel angezeigt. Setzt man dennoch zum Spurwechsel an (ohne den Blinker zu betätigen), bringt ein leichter Lenkimpuls das Fahrzeug wieder zurück in die Spur.

Mehr Infos zu den Sicherheitssystemen bei Volvo

Im mehrteiligen Safety-Lexikon erkläre ich ausführlich die Assistenzsysteme bei Volvo:

Antrieb

Es muss nicht zwingend Allrad sein. Zwar passt der Volvo XC90 mit seinem schicken Business-Dress auf den ersten Blick nicht in die raue Wildnis, doch kann man sich notfalls auch ohne weiteres abseits befestigter Straßen bewegen. Dank der guten Bodenfreiheit, stellt leichtes Gelände in Form von matschigem Feld- oder Waldweg kein Hindernis dar. Selbstverständlich hängt Allradantrieb nicht zwingend ausschließlich mit Geländegängigkeit zusammen, sondern bietet aufgrund seiner besseren Traktion auch höhere Sicherheit. Doch gerade im Flachland oder im Stadtverkehr ist der D4 eine gute, weil effizientere Wahl.

D4-Motor und Effizienz

Bei der Strategie für seine Antriebsaggregate setzt Volvo als eine der wenigen Automarken das Thema Downsizing konsequent um. Die 8- und 6-Zylinder Aggregate sind mittlerweile komplett aus dem Motorenprogramm verschwunden. Die Basis aller Diesel- als auch Benzin-Antriebe bilden ausschließlich 4-Zylinder-Motoren mit 2,0 Litern Hubraum. Die unterschiedlichen Leistungsabstufungen, die zwischen 140 kW (190 PS) und 235 kW (320 PS) abdecken – werden unter anderem durch verschiedene Turboaufladungen und teils Kompressor erreicht.

Bei dem von uns getesteten Volvo XC90 D4 kommt die sogenannte Twin-Turbo-Technik zum Einsatz. Zwei unterschiedlich große Turbolader decken niedrige und höhere Motordrehzahlen ab, so dass eine möglichst hohe Leistung in einem breiten Drehzahlband zur Verfügung steht. Neben einer gleichmäßigen Leistungsentfaltung soll auch die Effizienz gesteigert werden.

Niedriger Verbrauch

Volvo selbst hat für den XC90 D4 einen kombinierten Verbrauch von 5,2 Litern (nach NEFZ) angegeben. Im Vergleich zu den standardisierten Messverfahren bringt ein Alltagstest auf der Straße eine realistischere Orientierung. Während des zweiwöchigen Testzeitraums habe ich mich hauptsächlich im Berufsverkehr auf meiner Pendelroute – bestehend aus 2/3 Autobahn und 1/3 Stadt mit hohem Stop-And-Go-Anteil – bewegt. Der Bordcomputer zeigte danach Durchschnittsverbrauch von 6,1 Litern Diesel auf 100 Kilometern an. Bemerkenswert für ein solch großes Fahrzeug und eine Bestätigung, dass die Downsizing-Strategie von Volvo auch abseits von Rollenprüfständen funktioniert.

Fahreindruck

Der hohe Komfort lässt auch längere Fahrten wie im Flug vergehen. Neben den zahlreichen Annehmlichkeiten sorgt vor allem das gelungene Fahrwerk dafür, dass man sicher und entspannt ans Ziel kommt. Von schlechten Straßen spürt man in einem Volvo XC90 so gut wie nichts. Löchriger Asphalt und Bodenwellen werden nahezu glattgebügelt. Das adaptive Luftfahrwerk passt kontinuierlich jedes einzelne Rad an die Fahrbahnbedingungen an und hält eine konstante Fahrzeughöhe ein. Auf der Autobahn senkt sich die Luftfederung automatisch ab, was für eine bessere Stabilität sorgt sowie den Luftwiederstand und damit den Kraftstoffverbrauch verringert. Über ein Rollrad in der Mittelkonsole kann man zudem durch Auswahl verschiedener Fahrmodi direkten Einfluss auf das Fahrwerkssetup nehmen. Aber nicht nur Fahrwerkshöhe und Federhärte lassen sich anpassen, sondern auch das Ansprechverhalten von Motor und Automatikgetriebe.

Fazit

Daniel Przygoda

Ja, es geht! Der große Schwede hat in unserem Alltagstest bewiesen, dass selbst die Einstiegsmotorisierung eine gute Wahl ist. Volvos Downsizing-Strategie geht also selbst beim größten Modell auf. Kann man auf den Allradantrieb verzichten, bekommt einen komfortablen Oberklasseriesen mit der Effizienz eines Kompaktautos. Wer mag kann dann das gesparte Geld in ein paar Luxus-Features wie das Premium-Soundsystem oder das Luftfahrwerk investieren. Egal ob so oder so: der Volvo XC90 steht für Komfort, Sicherheit und Individualität – genau das richtige für anspruchsvolle und moderne Fahrer. Das unverkennbare elegant-schlichte Design strahlt außen als auch innen skandinavisches Flair und Premium-Qualität aus. Der hochwertige Innenraum und die gute familienfreundliche Variabilität machen ihn besonders vielseitig.

Daniel Przygoda

Daniel Przygoda aus Dortmund ist im Automobilbereich als Projektingenieur und Journalist tätig. Sein beruflicher Background aus den Bereichen Forschung und Entwicklung bei verschiedenen OEMs sowie Dienstleistern mit fundiertem Fachwissen bringt er mit seiner Leidenschaft für Autos zusammen.

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