Der VW Amarok Canyon – ein ausgereiftes Arbeitstier mit Nehmerqualitäten? Wieviel Komfort bietet das Nutzfahrzeug? Wie sich der Premium-Pickup mit Doppelkabine schlägt und für wen er sich eignet, zeigen wir im Alltags-Check. Wir testen den VW Amarok im Alltag. Onroad und natürlich auch Offroad.
Volkswagen Amarok Canyon
Wer sich für einen Pick-Up entscheidet, der verlangt seinem Auto in aller Regel einiges ab. Eine höhere Bodenfreiheit und ein Allradsystem aber auch eine hohe Beladung sind wichtige Kaufargumente. Oft muss so ein Fahrzeug mehr können und auch im Alltag, beispielsweise als Familienauto, Stärke beweisen. Auch wenn die erste Modellgeneration des VW Amarok nach einer langen Bauzeit einen Nachfolger bekommt, haben wir uns von den Qualitäten der ersten Generation überzeugt. Der Amarok ist ein Allradangetriebener Pickup. Seit 2010 ist dieses Urgestein von Volkswagen Nutzfahrzeuge gebaut. Auf dem deutschen Markt wurde bislang die Version mit Doppelkabine und Ladefläche angeboten. Zwischenzeitlich gab es den Amarok aber auch mit einer Einzelkabine.
Design
Bei einem für den Nutzfahrzeugbereich konzipiertes Auto steht Design nicht unbedingt im Vordergrund. Wichtig sind hier pragmatische Dinge, wie die Dimensionierung der Ladefläche. Dennoch kommt das äußere Erscheinungsbild des VW Amarok nicht zu kurz. Kein schnöder Pritschenwagen, sondern ein maskulin wirkender Pick-Up. Sein Erscheinungsbild ist stattlich. Mit Außenabmessungen von 5,20 Meter in der Länge und fast 2 Metern in der Breite ist der Amarok nichts für enge Großstädte und mit einer Höhe von 1,88 Metern nur bedingt geeignet für Tiefgaragen und Parkhäuser.
Maße und Gewichte
Maße und Gewichte | VW Amarok |
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Fahrzeugmaße | |
Länge | 5,20 m |
Breite (ohne Außenspiegel) | 1,95 m |
Höhe | 1,88 m |
Gewichte | |
Leergewicht | 2.331 kg |
Zulässiges Gesamtgewicht | 2.920 kg |
Zulässige Anhängelast, gebremst bei 12% | 3.500 kg |
Zulässige Anhängelast, ungebremst | 750 kg |
Stützlast | 140 kg |
Dachlast | 100 kg |
Innenraum
Auch wenn der Amarok eindeutig aus der Nutzfahrzeug-Ecke stammt, herrscht hier im Innenraum nicht der karge Charme eines Transporters. Zwar sind die Materialoberflächen robust ausgelegt, sind aber ansehnlich gestaltet. Viele Elemente sind auch in Pkw-Modellen von Volkswagen zu finden. Lenkrad, Schalter und auch das Infotainmentsystem stammen aus dem Konzernregal.
Infotainmentsystem mit Smartphone-Anbindung
Der Amarok Canyon verfügt über das aufpreispflichtige Infotainmentsystem „Discover Media“ mit integriertem Navigationssystem. Es verfügt über eine USB-Schnittstelle und unterstützt die Smartphone-Anbindung über Android Auto und Apple CarPlay. Man muss also nicht das bordeigene und etwas angestaubte Navigationssystem nutzen, sondern kann sich die Google Navigation seines Smartphones auf dem 6,33 Zoll großen Touchscreen anzeigen lassen. Auch weitere Funktionen, wie Musik-Streaming können so genutzt werden.
Übersichtlichkeit
Bei den Dimensionen hingegen geht es schon eher in Richtung Transporter. Bereits beim Einstieg geht es höher hinaus. Von der Fahrerkabine verfügt man über eine gute Rundumsicht. Große Fensterflächen und die Seitenspiegel sowie die übersichtliche Karosserie helfen das Fahrzeug einzuschätzen. Der hintere Bereich mit der Ladefläche verlangt mehr Aufmerksamkeit. Die Dimensionen sind größer und die Rückfahrkamera in Verbindung mit den Parksensoren äußerst Hilfreich.
Variable Doppelkabine: Platz für bis zu 5 Personen oder Stauraum
Die Doppelkabine bietet Platz für insgesamt fünf Personen. Im großzügig bemessenen Innenraum verteilen sich zahlreiche Ablagemöglichkeiten, wie Becherhalter oder Staufächer. Die vorderen beiden Sitze bieten einen hohen Sitzkomfort. Härter und nicht ganz so dick gepolstert ist ist die Sitzbank in der zweiten Reihe. Das Raumangebot bietet auch für drei Großgewachsene Platz. Bei Bedarf lässt sich der Bereich mit wenigen Handgriffen zu einem Gepäckraum verwandeln. Die zweiteilige Sitzfläche kann separat voneinander hochgeklappt werden. Kleinere und empfindliche Transportgüter, die nicht auf die Ladefläche sollen, können hier geschützt transportiert werden.
Pick-up: Nutzung der Ladefläche
Doch wer sich für den Amarok entscheidet, der gibt sich nicht mit Kleinkram ab. Das dachten wir uns auch. Da sich der Vorrat an Brennholz dem Ende neigte, konnte der Amarok zeigen, aus welchem Holz er geschnitzt ist. Volkswagen selbst preist seinen Pickup mit der breitesten Ladefläche seiner klasse ab. Im Logistikbereich spielt das Palettenmaß eine wichtige Rolle. Auch wenn es für unseren Gabelstaplerfahrer ziemlich knapp aussah, ist zwischen den Radkästen noch ein bisschen Luft, um die Europalette quer aufzuladen. Der Raummeter Kaminholz zwingt den Amarok – zumindest optisch – in die Knie. Gut über eine halbe Tonne Brennmaterial sind nun hinten drauf. Zum
Drehmomentstarker V6 Diesel mit permanentem Allradantrieb
Wie es sich für ein Arbeitstier gehört, steckt unter der Motorhaube ein kräftiger Antrieb. Der hubraumstarke Dieselmotor mit sechs Zylindern mit 150 kW (204 PS) treibt alle vier Räder an. Viel interessanter ist jedoch das hohe Drehmoment. Die bis zu 500 Newtonmeter schüttelt der Amarok bereits ab niedrigen 1.250 Umdrehungen aus dem Ärmel. Besonders eindrucksvoll demonstriert er dies unter Last. Trotz voller Beladung sind die Kraftreserven lange nicht ausgeschöpft. Würde man nicht in den Rückspiegel den großen Haufen an Brennholz sehen, würde man keinen Unterschied merken. Die hohe Belastbarkeit gibt es auch beim Fahrwerk. Die Hinterachse verfügt hier über robuste Blattfedern.
Technische Daten zum VW Amarok Canyon
Technische Daten | VW Amarok 3.0 V6 TDI |
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Motor | Diesel |
Zylinder | V6 |
Hubraum | 2.967 cm³ |
Leistung | 150 kW (204 PS) |
Drehmoment | 500 Nm / 1.250–2.750 1/min |
Getriebe | 8-Gang Wandlerautomatik |
Höchstgeschwindigkeit | 188 km/h |
Kraftstoffverbrauch, kombiniert | 8,1 l/100 km |
Anhängelast
Der Raummeter Holz bringt den Amarok also nicht aus der Puste. Pferdeanhänger, Wohnwagen Segelbote oder auch ein Pkw-Anhänger mit bis zu 3,5 Tonnen kann der Amarok an den Hacken nehmen. Leider sind die Fähigkeiten meines Klasse B Führerscheins an dieser Stelle ausgeschöpft. Glauben wir den technischen Daten an dieser Stelle.
Fahreindruck auf der Straße
Nimmt man hinter dem Lenkrad des Amarok platz, thront man über über den Geschehnissen. Wie schon beschrieben, bietet das Fahrzeug eine gute Rundumsicht und eine leicht einzuschätzende Karosserie. Die hohe Sitzposition verleiht einem als Fahrer ein wirklich erhabenes Gefühl. Obwohl sich der Motor meist nur knapp über Leerlaufdrehzahl betreiben lässt, ist das Nageln des Diesels sehr präsent. Dank des hohe Aufbaus, dem Fahrwerk und den großen Rädern ist der Fahrkomfort auf schlechten Straßen bestens. Schlaglöcher und kleine Bordsteine sind im Amarok praktisch nicht mehr existent.
Geländegängigkeit
Der Allradantrieb und die hohe Bodenfreiheit wären viel zu schade, um damit nur Bordsteine oder mal den Feldweg damit zu befahren. Das könnte man auch mit dem Passat Alltrack. Weiche Waldwege mit tiefen Schlammlöchern, bei dem jeder silbern lackierte Unterfahrschutz eines Standard-City-SUV bereits abgerissen wär, arbeitet sich der Amarok ohne murren und knurren durch. Gefühlt geht da also noch eine Menge.
Praktikabilität im Alltag
Der Amarok ist ein Fahrzeug, welches die Ärmel hochkrempelt und sich für keine Arbeit und Last zu schade ist. Schmutzig macht er sich gerne. Dafür ist er da. In der Stadt hat der große Pickup es jedoch nicht immer leicht. Zwar lässt sich die Karosserie gut einschätzen, im Vergleich zu normalen Pkw merkt man hier aber schnell die größeren Dimensionen. Im Vergleich zum schon nicht kleinen Oberklasse-SUV Touareg (4,90 Meter) ist der Amarok gute 30 Zentimeter länger. Normale Parkboxen haben hier oft nicht mehr ausgereicht. Auf Parkplätzen von Supermärkten oder am Büro hat der Amarok mit seiner Gesamtlänge von 5,20 Metern anderthalb Stellflächen eingenommen.
Die Höhe von 1,88 Metern könnte auch einige Parkhäuser oder Tiefgaragen ausschließen – vor allem wenn man plant weiteres Zubehör, wie beispielsweise Dachträger oder Zusatzbeleuchtung zu montieren. Was zum Glück kein Problem war, war das Befahren der Waschstraße. Nach dem Ausflug durch den schlamm hatte der Amarok dies auch bitter nötig.
Preise Testwagen VW Amarok Canyon
Der Basispreis für den hier getesteten Amarok 3.0 V6 TDI in der höchsten Ausstattungslinie Canyon beträgt 46.093 Euro. Mit der Sonderausstattung sind es insgesamt 47.517 Euro.
Serienausstattung VW Amarok Canyon
Der VW Amarok Canyon ist verfügt unter anderem mit folgenden serienmäßigen Ausstattungshighlights: 17 Zoll Leichtmetallräder, Sportsbar in schwarz matt, Laderaumbeschichtung, 4 Verzurrösen, ESP, Isofix-Halterung für Kindersitze mit Top Tether, Multifunktions-Lederlenkrad, Nebelscheinwerfer, Geschwindigkeitsregelanlage, Infotainmentsystem mit digitalem Radioempfang (DAB+) und Navigationssystem „Discover Media“ mit 6,33 Zoll Touchscreen, USB-Schnittstelle.
Aufpreispflichtige Sonderausstattung Testwagen
Zu den aufpreispflichtigen Extras des hier getestete Fahrzeug von 10.453 Euro zählen unter anderem die Außenlackierung „Honey Orange Metallic“ (+738 Euro), Alcantara Innenausstattung (+833 Euro) Roll Cover System (+3.094 Euro), Schienensystem am Ladeboden (+363 Euro), elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel (+160 Euro), Bi-Xenon-Scheinwerfer mit LED Tagfahrlicht (+1.637 Euro), Licht- und Regensensor (+244 Euro), Winterpaket mit Sitzheizung für die vorderen Plätze und beheizten Scheibenwaschdüsen (+494 Euro), mechanische Differentialsperre hinten (+720 Euro), Parksensoren vorne und hinten mit Rückfahrkamera (+1.155 Euro), Klimaautomatik (+393 Euro), Reifendruckkontrolle (+221 Euro), Zuheizer (+375 Euro).
Fazit zum VW Amarok Canyon
Auch wenn er schon in die Jahre gekommen ist, zeigt der Amarok eindrucksvoll aus welch hartem Holz er geschnitzt ist. Ob Offroad, als Transporter oder als Zugfahrzeug – die Einsatzbedingungen sind vielfältig. Dreckig macht er sich gerne und er ist sich für nichts zu schade. Als Pkw-Ersatz ist der Amarok allerdings nur bedingt zu empfehlen. Großstädte sind dem Amarok nicht groß genug. Dieses Revier überlässt er lieber den SUV Schönlingen.
Wie geht’s weiter mit dem Amarok?
In Hannover, wo unser Testwagen vom Band lief, wird der Amarok nicht mehr produziert. Nach rund 10 Jahren endete im Mai 2020 die Produktion. Weiterhin rollt dieses Amarok-Modell in einer erneuerten Version in Argentinien vom Band. Diese Fahrzeuge sind allerdings nicht für den europäischen Markt bestimmt. Für Europa ist eine komplett neue Version des Amarok angekündigt. Der neue Amarok wird nun im Südafrikanischen Produktionswerk von Volkswagen Nutzfahrzeuge gefertigt und soll Ende 2022 auch in Europa bestellbar sein.